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Seien wir mal ehrlich: Erziehung ist weder ein Wunschkonzert noch ein Ponyhof. Sie kann uns herausfordern, uns ein Beinchen stellen und uns kurz vor den Nervenzusammenbruch bringen. Manchmal geht es sogar so weit, dass wir an unseren Fähigkeiten als Mama oder Papa zweifeln: Machen wir etwa alles falsch? Wieso bekomme ich mein Kind in dieser Situation nicht in den Griff?
Der Erziehungsberater, Vater und Bestseller-Autor ("Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhört und wie Sie zuhören, damit Ihr Kind redet", GU, 17,99 Euro) Jan-Uwe Rogge verriet in einem Interview in der Halterner Zeitung, dass eine einzige Frage die Lösung in Krisensituationen bildet.
Eine einzige Frage, die in Notsituationen hilft
Wenn alles aus dem Ruder zu laufen scheint, und man als Mama oder Papa einfach nicht mehr weiter weiß, sollte man sich laut Rogge folgende Frage stellen: Wozu macht (m)ein Kind das? Warum hat (m)ein Kind diese Reibereien nötig?
In den allermeisten Fällen rebellieren Kinder, weil sie Aufmerksamkeit brauchen, erklärt Rogge. Vor allem Jugendliche bekommen die gewünschte Aufmerksamkeit eher, wenn sie nerven, statt nett sind. Was genau der jeweilige Auslöser für den Konflikt ist, müssen Mütter und Väter zwar individuell herausfinden. Die Frage, welches Ziel das Kind mit seinem Verhalten verfolgt, hilft jedoch ungemein weiter: Ist das Kind mit der Situation unzufrieden? Hat es seinen Willen nicht bekommen? Oder ist es mit einer Strafe nicht einverstanden?
Von Hausarrest hält Experte Rogge allerdings wenig. "Bestrafungen erzeugen einen Machtkampf, den Eltern nur verlieren können." Und allen verzweifelten Eltern gibt der Erziehungsexperte noch einen wichtigen Satz mit auf den Weg: "Ich finde, die meisten Eltern machen einen verdammt guten Job!" Sie sollten bei Konflikten nicht sofort an ihrer Elternrolle zweifeln. Streitereien gehören zum Elternsein dazu. Schließlich hat man es mit einem kleinen Menschen zu tun, der einen eigenen Willen hat und kein programmierbarer Roboter ist.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen bei BRIGITTE.de.
Deswegen brauchen Kinder auch mehr Freiraum – von dem im übrigen auch die Eltern profitieren: Sie sollen nicht 24 Stunden am Tag die Mutter- oder Vaterrolle erfüllen, sondern auch ihr eigenes Leben weiterführen. Das Motto sollte lauten: "Ich kann nur für meine Kinder gut sorgen, wenn ich selber gut für mich sorge." Recht hat er!
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