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Ertrinken ist die zweithäufigste Todesursache bei Kindern. Fast 40 Prozent der Achtjährigen in Deutschland können nicht schwimmen. Gründe sind oft die fehlenden Kapazitäten der Schulen, die zum Teil hohen Eintrittspreise für die Schwimmbäder und die Tatsache, dass vielerorts Schwimmbäder geschlossen werden.
Nichtsdestotrotz sollten Eltern, wenn irgendwie möglich, ihr Kind schon frühzeitig ans Wasser gewöhnen und Sorge tragen, dass es richtig Schwimmen lernt - am allerbesten in einem Schwimmkurs.
Wann kann man mit den ersten Wasserausflügen starten?
Mit drei Monaten können Babys die ersten Wasserausflüge starten. "Wenn man Kinder früh mit Wasser in Kontakt bringt, haben sie später die Chance, schnell und gut schwimmen zu lernen", sagt Sandra Albrecht, Referentin für Breiten-, Freizeit- und Gesundheitssport bei der Deutschen Schwimmjugend.

Bevor man mit seinem Säugling zum ersten Mal ins Schwimmbecken steigt, sollte man jedoch die Einwilligung des Kinderarztes einholen. "Das Baby sollte unbedingt schon in der Lage sein, seinen Kopf selbstständig zu halten".
Baby- und Kinderschwimmen
Die früheste Gruppenaktivität im Wasser ist das Baby- und Kleinkinderschwimmen. "Hier lernen die Kinder das Element Wasser spielerisch kennen und können die Bewegungsfreiheit im schwerelosen Raum genießen", erklärt Albrecht. Dabei sind den einzelnen Kurseinheiten oft verschiedene Sinneserfahrungen wie Greifen, Schmecken oder Hören zugeordnet. Auch der Kontakt mit anderen Kindern und der Austausch der Eltern untereinander ist ein wichtiger Aspekt des Baby- und Kleinkinderschwimmens. "Im Grunde ist das eine Krabbelgruppe im Wasser", sagt Sandra Albrecht.
Das Erlernen von Schwimmbewegungen sei bei dieser Kursform jedoch nicht das Ziel. Trotzdem kann auch schon dieser erste Kontakt mit Wasser in Notsituationen Vorteile bringen. "Die Kinder lernen in so einem Kurs schnell, dass man unter Wasser reflexartig die Luft anhält und wie man den Wasserwiderstand nutzen kann. Fallen sie einmal ins Wasser, stehen die Chancen gut, dass sie sich irgendwie an den Beckenrand bewegen können", sagt Albrecht.
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Richtig Schwimmen lernen ab wann?
Je früher ein Kind richtig schwimmen lernt, desto besser – denn dies verleiht dem Kind Unabhängigkeit, Selbstvertrauen und vor allem Sicherheit. Das ideale Alter, um richtig Schwimmen zu lernen, liegt zwischen fünf und acht Jahren, da Kinder zu diesem Zeitpunkt die notwendigen motorischen Fähigkeiten mitbringen, die Schwimmbewegungen richtig umzusetzen und auszuführen.
Schwimmkurse
Meist lernen Kinder durch einen Schwimmkurs richtig schwimmen. Dieser kostet zwar Geld, bietet jedoch Vorteile: Kinder lernen oft lieber innerhalb einer Gruppe. Viele Kinder folgen Anweisungen auch disziplinierter, wenn es eine gewisse Distanz zum Lehrer gibt. Oder vielleicht fühlst Du Dich selbst auch gar nicht so sicher beim Schwimmen, auch dann kann ein Schwimmkurs für Dein Kind von Vorteil sein.
"Mit einem ausgebildeten Trainer können die Kleinen spielerisch lernen, sich sowohl auf dem Bauch als auch auf dem Rücken fortzubewegen. Bei den Eltern schauen sie sich oft falsche Bewegungen ab oder werden unnötig gebremst, weil Mutter oder Vater sich zu große Sorgen machen", erklärt Albrecht.
Das Seepferdchen
Am Ende des ersten erfolgreich absolvierten Schwimmkurses erhalten die kleinen Teilnehmer dann das Seepferdchen-Abzeichen. Für das Seepferdchen-Abzeichen muss ein Kind 25 Meter schwimmen, einmal vom Beckenrand springen und einen Gegenstand aus etwa brust- bis schultertiefem Wasser heraufholen.
Heute machen noch etwa 74 Prozent aller Kinder dieses Schwimmabzeichen. Jedoch sagt das Seepferdchen wenig über die Schwimmsicherheit aus, da die Anforderungen hierfür zu niedrig sind. Das Abzeichen ist lediglich ein Einstieg in den Schwimmsport und ist für die Kinder ein Ansporn, richtig schwimmen zu lernen.
Eltern sollten ihre Kinder auch nach dem Seepferdchen-Schwimmkurs im Wasser niemals alleine lassen. Auch im Nichtschwimmerbereich ist das Wasser oft so tief, dass kleinere Kinder schon nicht mehr stehen könnten. Wenn sie dann in Panik geraten, können sie trotz Schwimmerfahrung ertrinken.
Schwimmabzeichen
Erst mit dem Erwerb des Jugendschwimmabzeichens in Bronze oder Silber, kann davon ausgegangen werden, dass die Kinder sichere Schwimmer sind. Im Durchschnitt machen heute jedoch nur noch etwa 40 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen diese Abzeichen.
Um ein anerkanntes Schwimmabzeichen zu erhalten, ist es aber nicht zwingend notwendig auch einen Schwimmkurs zu besuchen. Du kannst auch selbst mit Deinem Kind das Schwimmen üben und es nur zur Abzeichen-Prüfung anmelden. So spart man sich zwar die Kursgebühr, allerdings bietet ein Schwimmkurs zahlreiche Vorteile: In der Gruppe ist der Spaß und der Erfolg größer, und Anweisungen werden von einem Trainer besser angenommen als von den Eltern.
Lese-Tipp: Erfahre hier, welche Schwimmabzeichen es gibt und was dein Kind in den Prüfungen können muss.
Regelmäßig schwimmen gehen
Damit die Kinder mehr Sicherheit im Wasser und beim Schwimmen bekommen, ist es wichtig, dass Du regelmäßig mit ihnen ins Schwimmbad gehst. Nur so können sie die erlernten Schwimmbewegungen anwenden und sicherer werden beim Schwimmen.
Wer bietet Kurse an?
Anlaufstellen für Schwimmwillige sind in erster Linie Hallen- und Freibäder. Auch Vereine des Deutschen Schwimm-Verbandes, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) oder die Wasserwacht bieten Schwimmkurse durch lizensierte Übungsleiter an. "Gerade bei privaten Schwimmkursanbietern sollte man aber darauf achten, dass die Kursleiter eine geeignete Ausbildung vorweisen können", rät Sandra Albrecht. Ideal seien zertifizierte Kursleiter, die im Bereich "Schwimmen lernen" oder "Säuglings- und Kleinkindschwimmen" besonders geschult wurden.
Schwimmhilfen
Um richtig Schwimmen zu lernen, ist der Einsatz von Schwimmflügeln und Schwimmringen wenig sinnvoll, da diese Schwimmhilfen die Wassererfahrung eines Kindes verfälschen. Die Kinder erleben dann nämlich nicht, dass sie vom Wasser getragen werden bzw. untergehen, wenn sie sich falsch bewegen. Zu empfehlen sind stattessen zur Unterstützung von Schwimmanfängern Hilfsmittel, die nicht fest mit dem Körper verbunden sind. Mit Hilfe von Schwimmbrettern und sogenannten "Poolnudeln" können Teilbewegungen geübt werden, oder die Kinder können sich immer wieder festhalten, um ein bisschen auszuruhen - das gibt Sicherheit.
Wichtig ist jedoch zu beachten, dass Schwimmhilfen keine Leben retten – da auch ein Kind mit Schwimmflügeln oder Schwimmbrett im offenen Meer von der Strömung mitgerissen werden kann. Lass daher Dein Kind niemals allein im Wasser!
Kurse auch für Erwachsene
Auch Erwachsene können die Fortbewegung im Wasser noch erlernen. "Viele Vereine und Bäder bieten Kurse speziell für erwachsene Nichtschwimmer an. Diese sind oft zu Zeiten, in denen das Schwimmbad nicht so gut besucht ist und keine Zuschauer die Schwimmübungen stören", sagt Albrecht.
Mehr Informationen zur DLRG erhältst Du unter www.dlrg.de. Die DLRG bietet über den Sommer auch eine Reihe von Strandfesten an. Nähere Informationen dazu erhältst Du unter: www.dlrg.de/strandfest.
Lese-Tipp
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