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Medienerziehung Wie erkläre ich meinem Kind schreckliche Nachrichten?

Junge ängstlich vor Computer
© martinedoucet / iStock
Wir können nicht verhindern, dass unsere Kinder mitbekommen, wenn Menschen durch Terroranschläge, Kriege und Naturkatastrophen sterben. Wie können wir ihnen helfen, mit den schrecklichen Bildern zurechtzukommen, wenn es uns selbst schwer fällt? Das haben wir zwei Fachleute gefragt.

Alle Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder in einer friedvollen und intakten Welt aufwachsen. Doch die Realität sieht zur Zeit ganz anders aus. Terroranschläge, Kriege, Menschen auf der Flucht – die Nachrichten sind voll von schrecklichen Bildern und Meldungen. Und diese Bilder sind allgegenwärtig, selbst wenn Eltern Fernseher, Radio und Internet ausgeschaltet lassen: Auch in der Kita und in der Schule wird über die Schreckensmeldungen gesprochen.
Die meisten Kinder spüren schnell, dass etwas passiert sein muss und wollen wissen, was los ist. Je kleiner sie sind, desto weniger können sie einordnen, wie weit diese Katastrophen räumlich entfernt sind. Was sie aber genau spüren, ist die Beunruhigung, Angst und Trauer der Erwachsenen. Und die schrecklichen Bilder von Verwüstung und Leid machen Ihnen Angst.
Wir haben mit dem Medienpädagogen Michael Gurt vom Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis (JFF) und dem Dipl. Pädagogen Winfried Feß gesprochen. Dieses Gespräch war die Basis für die folgenden Vorschläge, wie Eltern mit ihren Kindern über Katastrophen und Terror sprechen können.

Erklären, was passiert ist – in Grenzen

Kleine Kinder haben ein Recht auf Nichtwissen. Wenn Deine Fünfjährige von den Schreckensmeldungen nichts mitbekommen hat – gut so. Ebenso, wenn ein Kind zwar von der Katastrophe erfahren hat, aber sie für sich völlig ausblendet: Das ist kein Mangel an Mitgefühl, sondern ein guter Schutzreflex. (Vielleicht für Eltern manchmal schwer zu verstehen, wenn die eigenen Gedanken ständig um die Katastrophe kreisen.) Oft aber wollen Kinder genau wissen, was passiert ist. Hier ein paar Tipps fürs Erklären:

  • Ein guter Einstieg: Frag einfach, was Dein Kind schon darüber weiß und von wem: War im Kindergarten davon die Rede? Wie hat die Lehrerin reagiert? Hat es vielleicht Bilder im Fernsehen gesehen, als Du nicht dabei warst?
  • Frag Dein Kind, was es wissen möchte. So kommst Du nicht in Gefahr, zu einem großen Vortrag auszuholen und lauter Dinge zu schildern, die Dein Kind vielleicht (zum Glück) gar nicht wissen will.
  • Lass Dich bei der richtigen Wortwahl von den Profis inspirieren. Es gibt viele ausgezeichnete Kindernachrichten-Sendungen im Fernsehen, Hörfunk und im Netz, zum Beispiel Logo. Wenn es um das Schicksal von Flüchtlingskindern geht: Hier findest Du unsere Empfehlungen von Kinderbüchern zur Flüchtlingskrise.
  • Du kennst Dein Kind am besten und weißt, was Du in der Schilderung lieber weglassen solltest. Verlass Dich einfach auf Dein Bauchgefühl.
  • Wenn Du etwas spontan nicht erklären kannst, dann sag offen, dass Du Dich selbst erst informieren musst und die Frage später beantworten wirst.

Nicht die eigenen Gefühle verleugnen

Es bringt nichts, die eigenen Ängste zu verstecken. Denn Kinder spüren auf jeden Fall, dass etwas Mama oder Papa bedrückt. Das Gefühl, die eigenen Eltern sind nicht ehrlich, verheimlichen etwas oder wiegeln ab, ist für Kinder schlimm. Deshalb ist es besser, die eigene Unsicherheit ruhig zuzugeben.

Malen und Spielen hilft beim Verarbeiten

Dein Kind lässt eine Spielzeugstadt aus Bauklötzchen einstürzen oder Terroristen herumballern? Das sieht beunruhigend aus, hilft dem Kind aber, sich seine Ängste von der Seele zu spielen. So verarbeitet es Eindrücke, Gedanken und Gefühle. Kommentare wie "Man darf aber nicht schießen" helfen dem Kind nicht weiter. Besser ist, mit ihm ins Gespräch zu kommen und mehr über seine Gefühle zu erfahren. Manche Kinder verarbeiten ihre Ängste auch beim Malen – auch das ist eine gute Gelegenheit für ein Gespräch. Klagt Dein Kind über Albträume, dann ist es gut, sie sich erzählen zu lassen. Denn das nimmt ihnen oft schon einen Teil des Schreckens.

Die Gefahr ins richtige Verhältnis setzen

"Kann das auch bei uns passieren?" Das fragen sich Kinder typischerweise, wenn sie von Katastrophen hören. Beispiel Terroranschläge: Wir Erwachsenen wissen, dass es auch bei uns Anschläge geben könnte. Mehr noch, es ist sogar nicht unwahrscheinlich, dass es irgendwann auch Deutschland treffen wird. Aber wir wissen auch: Die Gefahr, dass dabei tatsächlich jemand aus unserer Familie zu Schaden kommt, ist sehr gering. Und diese beruhigende Gewissheit sollte bei der Antwort im Mittelpunkt stehen.

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