Wie gebannt schauen meine beiden Kinder auf den Fernseher (Rixa ist 5 Jahre alt und Bela 3). Die Apfelstücke, die ich hingestellt habe, sind unangerührt und allmählich bräunlich. Bei der Titelmusik singen wir alle noch mit. Danach ist Stille. Ist auch mal ganz angenehm und ich kann die Gesichtsmimik meiner Kinder in Ruhe beobachten. Erst als die Sendung zu Ende ist, werden sie wieder laut: "Dürfen wir noch eine sehen?" Davon kriegen sie einfach nicht genug.

Fernsehen: Das liebste Medium der 4- bis 5-Jährigen
Das menschliche Gehirn liebt nichts so sehr wie neue, überraschende visuelle Reize, es ist geradezu süchtig danach. Kaum dürfen Kinder fernsehen, ist dies das Medium, auf das sie am wenigstens verzichten wollen. Das belegen auch die Ergebnisse der miniKIM Studie 2014: Sind es bei den Zwei- bis Dreijährigen noch ein Fünftel, die nicht fernsehen, so finden sich bei den Vier- bis Fünfjährigen nur noch sieben Prozent ohne Fernseh-Erfahrung.
"Mamaaa, weißt du was? Bei Lisa ist das so, dass die immer vorm Abendbrot 'Mia and me' gucken darf. Kennst du das?" Nö, kenne ich nicht. Ein Blick ins Fernsehprogramm zeigt mir viel Rosa, Einhörner, Mädchenkram. Kann ich mir gut vorstellen, dass das meiner Tochter gefallen würde.
Ein Drittel der Zwei-bis Dreijährigen schaut fast jeden Tag fern und zwar 34 Minuten pro Tag. Bei den Vier- bis Fünfjährigen sind es 55 Prozent, die 43 Minuten lang vor der Glotze sitzen. Unter der Woche ist in unserem Tagesablauf kaum Zeit für Fernsehen, aber am Wochenende nehmen wir uns dafür Zeit. Trotzdem häufen sich die Fragen meiner Kinder nach dem Fernseher, sodass ich schon mal schaue, was die Experten dazu sagen:
- Kein Fernsehen unter drei Jahren!Tja, das lese ich zu spät. Meine Kinder haben auch schon mit Zwei Zoosendungen mit mir geschaut.
- Gemeinsam Sendungen schauen, um herauszufinden, wie das Kind auf bestimmte Sendungen reagiert. Check, das mache ich.
- Klare Absprachen über die Nutzungszeiten treffen. Mhja, Absprachen gibt es schon. Begeistert sind meine Kinder aber nicht, wenn ich nach der vereinbarten Sendung den Fernseher ausschalte.
- Über das Gesehene reden und draußen spielen. Wenn es Verständnisschwierigkeiten gab, tun wir das. Ansonsten bin ich froh, wenn die beiden einfach ins Spielen übergehen.
- Vorbild sein beim Fernsehverhalten. Nun ja, der Fernseher geht erst an, wenn die Kinder im Bett sind. Zählt das?
- Kindgerechte Sendungen auswählen, auf Werbung, Gewalt, Katastrophen und gruselige Filme und Serien erst einmal verzichten.Also bitte, das sollte doch selbstverständlich sein.
Auch wenn bei uns vergleichsweise wenig der Fernseher läuft, lernen meine Kinder die Sendungen von ihren Freunden aus der Kita kennen. Und einmal gab es sogar eine Kinovorführung in der Kita: Die Eiskönigin! Was sonst? Ehrlich gesagt, wäre mir einiges anderes eingefallen, was man mit den Kindern hätte machen können, als einen fast zweistündigen Film zu schauen.
Dass meine Kids noch nicht so lange vor der Glotze gesessen haben, ist dann auch der Erzieherin aufgefallen. Hätte ich sie besser auf unsere Medien- und Bildschirmwelt vorbereiten müssen? Einen Schaden haben sie davon aber auch nicht fortgetragen, denn noch heute singen beide begeistert die Lieder aus dem Film. Solange meine Kinder auch noch Bücher in die Hand nehmen und Spaß am Vorlesen haben, bleibe ich da gelassen.
"So, jeder darf sich eine Folge aussuchen, aber danach ist Schluss, ohne Gejammer – versprochen?" Klappt nicht immer, aber wir arbeiten daran.
Mehr Information zum Thema Fernsehen/Bildschirmzeiten bei Kleinkindern findet ihr hier: http://www.schau-hin.info/.