VG-Wort Pixel

Betreuungsmodelle Ihr Kind in guten Händen

Eine wichtige Entscheidung: Wer übernimmt die Betreuung Ihres Kindes, wenn Sie außer Haus sind? Wir stellen Ihnen Modelle vor - mit allen Vor- und Nachteilen.

Artikelinhalt

Großeltern

Für viele erste Wahl: die Oma

Laut einer Umfrage des Deutschen Jugendinstituts vertrauen über 30 Prozent aller allein erziehenden Mütter und Väter ihre Kinder regelmäßig der Oma oder dem Opa an. Ihnen bietet das die Gelegenheit, die Entwicklung ihrer Enkel aus der Nähe mitzuerleben. Verbreitet ist die Großeltern-Lösung auf dem Land, wo Familien oft unter einem Dach oder nicht weit voneinander entfernt leben, und dort, wo Krippenplätze Mangelware sind.

Vorteile:

  • So viel Liebe erfährt ein Kind von keinem Profi.
  • Eingewöhnungsschwierigkeiten entfallen.
  • Betreuungszeiten können meist flexibel abgestimmt werden.
  • Das Kind lernt viel darüber, wie das Leben in der Familie funktioniert und wie es ist, alt zu sein.
  • Die Oma-Lösung kostet nichts.

Nachteile:

  • Allzu große Vertrautheit macht sachliche Diskussionen, zum Beispiel über die richtige Erziehung, oft unmöglich. Manchmal tauchen Konflikte aus der eigenen Kindheit wieder auf.
  • Der Lebensstil älterer Menschen und das Fehlen gleichaltriger Freunde kann dazu führen, dass die betreuten Kleinkinder nicht immer die Anregung bekommen, die sie brauchen. 

Worauf Sie achten sollten:

  • Sprechen Sie, bevor es losgeht, offen über die Dinge, die Ihnen wichtig sind - sei es der Süßigkeitenkonsum, das Thema Mittagsschlaf oder Opas Fernsehstunde am Vormittag.
  • Auch wenn keine Großmutter ihren Enkel des Geldes wegen betreut - über einen Blumenstrauß oder eine Essenseinladung freut sie sich garantiert.

Ersatzoma

Es muss nicht immer die echte Großmutter sein

Leben die Großeltern nicht in der Nähe, können Familien versuchen, eine Ersatzoma für die Betreuung ihrer Kinder zu finden. Ältere Damen, die nach dem Eintritt in die Rente noch eine Aufgabe suchen und vielleicht keine eigenen Enkel haben, gibt es viele. Aber wie findet man sie? In größeren Städten gibt es Agenturen, die sich auf die Vermittlung von Tagesmüttern und Babysittern spezialisiert haben und die manchmal auch Ersatzomas vermitteln (Schauen Sie in einem Branchenbuch nach oder fragen Sie in Ihrem Jugendamt nach). Auch die Pfarrgemeinde kann bei der Suche behilflich sein. Natürlich können Eltern auch selbst eine Anzeige in der Lokalpresse aufgeben.

Vorteile:

  • Die meisten Ersatzomas sind zeitlich flexibel. Individuelle Betreuungszeiten sind möglich.
  • Die Kinder werden zuhause in ihrer gewohnten Umgebung und in familiärer Atmosphäre betreut.
  • Die Ersatzomas kommen meistens auch, wenn das Kind krank ist.
  • Das Kind lernt einen älteren Menschen als Bezugsperson kennen.
  • Ersatzomas holen die Kinder auch aus dem Kindergarten ab.
  • Wenn kleine Kinder mittags schlafen, übernehmen Ersatzomas oft kleinere Aufgaben im Haushalt.
  • Im besten Fall wird die Ersatzoma für die ganze Familie wie ein neues Familienmitglied.

Nachteile:

  • Ersatzomas könnten einen anderen, eventuell überholten Erziehungsstil haben.
  • Wildes Toben, dem Kind auf Klettergerüsten hinterherjagen etc. fällt bei den meisten Ersatzomas aus.
  • Der Lebensstil älterer Menschen und das Fehlen gleichaltriger Freunde kann dazu führen, dass die betreuten Kleinkinder nicht immer die Anregungen bekommen, die sie brauchen.

Worauf Sie achten sollten:

  • Zu einer Ersatzoma ist schon ein besonderes Vertrauensverhältnis nötig. Lernen Sie eine Kandidatin erst einmal kennen und sehen Sie, wie sie mit Ihren Kindern umgeht. Sagen Sie ganz offen, welche Erziehungsgrundsätze Ihnen wichtig sind.
  • Gerade Ersatzomas, die keine eigenen Enkel haben, können Ihre Kinder sehr ans Herz wachsen. Deshalb freuen sie sich sehr üebr Fotos der Kinder, die sie dann ihren Freundinnen zeigen können. Auch ein (von den Kindern gebasteltetes) Geschenk zum Geburtstag und zu Weihnachten sollten Sie nicht vergessen.

Kinderkrippe

Aufregend: das Leben in der Gruppe

Früher als Aufbewahrungsanstalt geschmäht, hat die moderne Kinderkrippe viel von ihrem Schrecken verloren. Einrichtungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind fast durchweg auf einem guten Niveau - auch wenn es natürlich auch hier noch weiter viel zu tun gibt. Besonders in Großstädten bleibt das Krippenangebot jedoch trotz des mittlerweile bestehenden Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für unter Dreijährige weit hinter dem Bedarf zurück.

Vorteile:

  • Die Kinder werden von ausgebildetem Personal betreut.
  • Der Alltag ist gut strukturiert, es herrschen klare Regeln.
  • Die Krippe bietet mehr Anregungen, mehr Spielmaterial und mehr Bewegungsmöglichkeiten als das eigene Zuhause oder das Umfeld bei der Tagesmutter.
  • Soziales Lernen wird unter diesen Voraussetzungen gefördert.
  • Die Gruppenbetreuung scheint Allergien vorzubeugen. Das Risiko, später an Heuschnupfen oder allergischem Asthma zu erkranken, ist dreimal geringer als bei Kindern, die nicht in die Krippe gehen. 

Nachteile:

  • Krippenkinder machen, vor allem in den ersten Monaten, mehr Infekte durch.
  • Sehr zurückhaltende Kinder leiden in größeren Gruppen unter Stress-Symptomen oder bekommen Probleme, wenn sie sich mal nicht so gut fühlen.
  • Bei manchen Kindern muss mit längeren Eingewöhnungsproblemen gerechnet werden.
  • Eine intensive Betreuung jedes einzelnen Kindes ist oft nicht möglich.

Worauf Sie achten sollten:

  • Sind Säuglinge in der Gruppe, sollte eine Erzieherin nicht mehr als vier, sonst nicht mehr als sechs Kleinkinder zu betreuen haben.
  • Bietet die Einrichtung eine flexible Eingewöhnungszeit an? Das heißt, kann die Mutter oder der Vater in den ersten Tagen oder Wochen so lange im Gruppenraum (oder auch im Hintergrund) bleiben, bis ihr Kind eine vertrauensvolle Bindung zur Erzieherin aufgebaut hat?
  • Ist ein kleiner Krippenstarter auch nach zwei, drei Monaten morgens nur widerwillig und unter Tränen aus dem Haus zu bewegen, kann es sinnvoll sein, eine Betreuungsalternative zu suchen.

Privates Netzwerk

Preiswert: einfach die Kinder tauschen

Hier tun sich Eltern zusammen, um die Betreuung ihrer Kinder gemeinsam und günstig zu organisieren. Zwei Modelle sind besonders beliebt: Beim Coupon-System verdient man sich einen Gutschein, indem man für eine bestimmte Zeit auf ein anderes Kind aufpasst. Und kann diesen Coupon bei einer Mutter, die an dem Kindertausch-System teilnimmt, einlösen. Beim Montag-Mittwoch-Tausch wechseln die Eltern tageweise durch: Montags sind Schmidts Kinder bei Müllers, am Mittwoch Müllers Kinder bei Schmidts. Private Netzwerke eignen sich für alle, die ihr Kind nicht die ganze Woche über unterbringen müssen, insbesondere für Mütter und Väter mit Teilzeitjobs bzw. flexiblen Arbeitszeiten.

Vorteile:

  • Man findet Kontakt zu anderen Eltern.
  • Der Kindertausch kostet nichts.
  • Weitere Vorteile: siehe unter "Tagesmutter".

Nachteile:

  • Leider kann man sich nicht darauf verlassen, dass es mit der gewünschten Betreuungszeit immer klappt. Das Modell verlangt auch ein hohes Maß an Organisationstalent.
  • Es können ähnliche Probleme wie bei der Tagesmutter auftauchen, siehe dort.

Worauf Sie achten sollten:

  • Vertrauen und Absprachen sind nötig, der Abschluss einer Privathaftpflichtversicherung empfiehlt sich.
  • Sie können versuchen, übers Jugendamt Gleichgesinnte zu finden. Erfolgversprechender sind Mundpropaganda, Aushänge im Supermarkt oder Anzeigen in der Stadtteilzeitung.

Tagesmutter

Familiär: Betreuung im engeren Kreis

Oft wählen Eltern die Tagespflege als Notlösung - weil sie bei der Krippenanmeldung den Kürzeren gezogen haben. Doch die meisten lernen die unkomplizierte und persönliche Unterbringung bald zu schätzen - immerhin hatten Ende 2010 etwa 52.000 Frauen (und Männer) eine Erlaubnis des Jugendamtes zur Kindertagespflege. Damit dürfen sie zusätzlich zu ihren eigenen bis zu fünf Kinder außerhalb mehr als 15 Stunden pro Woche gegen Entgelt und länger als drei Monate betreuen. Die tatsächliche Anzahl von Tagesmüttern dürfte noch deutlich höher liegen.

Vorteile:

  • Individuelle, flexible Betreuungszeiten sind möglich.
  • Die Tagesmutter kann auf Eigenheiten des Kindes intensiver eingehen als eine Krippenerzieherin.
  • Schüchterne Kinder fühlen sich in der Klein- oder Kleinstgruppe wohler als in einer Krippe.
  • In der familiären Umgebung entwickelt sich unter den Kindern ein fast geschwisterliches Verhältnis.

Nachteile:

  • Tagesmütter haben mitunter andere Erziehungsvorstellungen als die Eltern.
  • Fällt Ihre Tagesmutter wegen Krankheit aus, müssen Sie selbst für Ersatz sorgen.
  • Die enge Beziehung zum Kind kann zwischen Mutter und Tagesmutter zu Konflikten und Eifersucht führen.
  • Ganz billig ist die Tagespflege nicht. Bei einer privat finanzierten Tagesmutter verhandeln die Eltern die Kosten direkt mit ihr. Bei einer vom Jugendamt vermittelten Tagesmuttern hängen von der Anzahl der Stunden ab, in denen das Kind betreut wird. Grundsätzlich übernimmt bei berufstätigen Eltern das Jugendamt die Kosten, die Eltern beteiligen sich abhängig von ihrem Verdienst. Genauere Infos erhalten Sie direkt bei Ihrem Jugendamt.

Worauf Sie achten sollten:

  • Ideal ist eine Bekannte oder jemand in der Nachbarschaft, dem Sie vertrauen. Aber wahrscheinlich werden Sie nach Alternativen suchen müssen. Wo? Beim Jugendamt bzw. dem Sozialdienst Ihrer Gemeinde oder über eine Tagesmütter-Börse (Infos: Tagesmütter Bundesverband e. V., Stresemannstr. 78, 10963 Berlin, Tel: 030/78 09 70 69, www.tagesmuetter-bundesverband.de). Eine Registrierung beim Jugendamt gibt Ihnen zusätzliche Sicherheit. Manche Tagesmütter können eine Ausbildung (zum Beispiel des Tagesmütter Bundesverbands) vorweisen.
  • Ihr Kind einer anderen Frau zu überlassen (Tagesväter sind sehr selten), verlangt Vertrauen: Ist Ihnen die Person wirklich sympathisch? Wie geht sie mit Kindern um? Sind die Wohnverhältnisse nicht zu beengt?
  • Treffen Sie möglichst klare Absprachen: vom Bring- und Abholtermin bis zu Haftpflichtfragen - am besten in einer schriftlichen Pflegevereinbarung (Muster über tagesmütter Bundesverband).

Au-pair-Mädchen

Spannend: Hilfe aus dem Ausland

Das Au-pair-Modell wäre sicher noch weiter verbreitet, wenn es nicht dieses eine Problem gäbe: Wer ein 18 bis 25 Jahre altes Mädchen bzw. einen Jungen aufnehmen will, braucht ein freies Zimmer in der Wohnung. Und wer hat das schon? Ein Au-pair soll maximal 30 Stunden pro Woche arbeiten und hat Anspruch auf einen bezahlten Sprachkurs, mindestens 260 Euro Taschengeld im Monat und eine Kranken- und Haftpflichtversicherung (die Kosten dafür belaufen sich laut Au-pair-agenturen.de auf etwa 33 bis 55 Euro im Monat).

Vorteile:

  • Das Kind wird mit einem Menschen vertraut, der eine andere Sprache spricht.
  • Läuft alles gut, bekommt man nicht nur eine Kinderbetreuung, sondern auch einen Menschen, der das Familienleben bereichert.
  • Die Betreuung lässt sich sehr zeitflexibel gestalten.
  • Die Unterstützung ist im Haus.

Nachteile:

  • Au-pair-Eltern dürfen nicht nur Hilfe erwarten, sie müssen auch Zeit investieren.Denn Au-pairs sind keine billigen Arbeitskräfte, sondern Gäste, die auch die Sprache und das Land kennen lernen wollen.
  • Die Teens und Twens sind im Umgang mit Kindern meist noch unerfahren, eine rundum qualifizierte Betreuung sollte man von ihnen nicht erwarten.
  • Nach einem Jahr heißt es (in der Regel) Abschied nehmen.

Worauf Sie achten sollten:

  • Das Au-pair-Verhältnis erfordert Vertrauen und Absprache, vor allem über die genaue Arbeits- und Freizeit.
  • Manchmal passen Au-pair und Gasteltern nicht zusammen. Deshalb die Mädchen oder Jungen am besten über eine gute Agentur suchen. Sie hilft bei Problemen und übernimmt auch die Einreiseformalitäten. Die Landesarbeitsämter wissen, welche Vermittler seriös arbeiten. Weitere Infos unter www.au-pair-agenturen.de oder: Bundesverband der Au-pair-Vermittler, Tel: 01805/983000, www.au-pair-society.de.

Neu in Kleinkind