Entwicklung24 wichtige Herausforderungen für Vorschulkinder
Schuhe binden, Telefonieren, verlieren können, auf Menschen zugehen – das sind nur einige der Herausforderungen, die für Kinder im letzten Jahr vor Schulbeginn wichtig sind. Natürlich entwickeln Kinder sind unterschiedlich, kaum ein Vorschulkind wird all diese Dinge schon beherrschen. Und Kinder mit schwerwiegenden Behinderungen sind hier natürlich ausgenommen. Aber vielleicht ist diese Liste eine Anregung für das letzte Jahr bis zur Einschulung?

1. Sich selbst toll finden
Ein gesundes Selbstvertrauen hilft Kindern, mit Niederlagen gut umzugehen. Dazu brauchen sie immer mal wieder kleine Herausforderungen im Alltag – und Eltern, die ihnen zutrauen, sie auch zu meistern.

2. Zähne putzen
Wichtig für gesunde Zähne und solche, die es auch bleiben, ist regelmäßiges Putzen. Je früher dein Kind sich daran gewöhnt, desto leichter fällt die Zahnpflege. Am besten putzt du dir gleichzeitig auch die Zähne, dann macht es Vorschulkindern gleich viel mehr Spaß. Eine bunte, witzige Sanduhr und eine altersgerechte Zahnbürste machen die Sache einfacher. Und: lustige Zahnputzlieder- und Reime!

3. Nein sagen
Kinder, die gelernt haben, „Nein“ zu sagen, können sich in vielen unterschiedlichen Situationen besser behaupten. Wichtig ist auch für dich als Elternteil, ein „Nein" zu akzeptieren, wenn sich das Kind damit bewusst abgrenzen will und auch körperliche Grenzen zieht. So banal es klingt, die Fähigkeit ein klares „Nein" zu formulieren, kann sexuellem Missbrauch und späterem Suchtverhalten vorbeugen.

4. Allein woanders übernachten
Jede Familie hat ihre eigenen Zubettgeh-Rituale. Da ist woanders zu übernachten natürlich erst mal aufregend und vor allem anders: Abendessen, sich bettfertig machen, Gutenachtgeschichten. Lernt dein Kind das alles in positiver Atmosphäre kennen und spürt, dass es für einen überschaubaren Zeitraum damit klar kommt, wirken solche Erfahrungen bereichernd und stärken das Selbstvertrauen. Wenn euer Kind eher zurückhaltend ist, könnt ihr euch auch langsam herantasten und das Kind erst mal bei den Freunden oder Verwandten einen langen Abend verbringen lassen und es spät abholen.

5. Bei einem Spiel verlieren
Beim Spielen muss sich dein Kind an Regeln halten und selbstständig Strategien entwickeln, um mit Enttäuschungen umzugehen. Beginnt am besten mit Spielen wie Memory oder Mikado. Wenn Niederlagen später gelassener hingenommen werden, könnt ihr es mit glücksbetonten Spielen wie Würfelspielen versuchen. Wichtig auch: Zeigt eurem Kind bei Gesellschaftsspielen, wie ihr mit kleinen Niederlagen gut umgeht.

6. Auf andere Menschen zugehen
Da führt im wahrsten Sinne des Wortes kein Weg dran vorbei. Um Freunde zu finden und Kontakte zu knüpfen und manchmal auch, um das zu bekommen, was man will, muss über seinen (schüchternen) Schatten springen und andere Menschen ansprechen. Manchen Kinder macht das überhaupt nichts aus, anderen fällt es schwer. Zwang hilft da gar nicht. Besser: nicht groß drüber reden. Kommentare wie „Er ist ja so schüchtern!" vermeiden und lieber Brücken bauen: „Du willst ein Eis? Ich komme mit, aber du sagst selbst, welche Sorte du möchtest, okay?"

7. Rücksicht auf andere nehmen
Zeig deinem Kind, dass auch du Wünsche hast, die berücksichtigt werden wollen. Wenn du gerade ein Buch liest oder ein Telefonat zu Ende führen musst, kannst du deinem Kind ganz konkret anhand der Zeiger auf deiner Uhr erklären, wie lange du nicht gestört werden möchtest.

8. Balancieren
Das ist wichtig, um den Gleichgewichtssinn zu trainieren. Genau wie wippen, schaukeln und auf Klettergerüsten herumturnen. Learning by doing – wie so vieles kann sich der Gleichgewichtssinn nur dann gut entwickeln, wenn er auch genutzt wird. Zu Hause kannst du aus Haushaltsgegenständen Balancierstrecken bauen, zum Beispiel mit stabilen Töpfen, halbgefüllten Wärmflaschen, Kissen und kleinen Hockern, die dein Kind ablaufen kann. Und am besten gleich die ganze Familie, denn Balancieren tut allen gut!

9. Roller und Fahrrad fahren
Mit einem Laufrädchen oder dem Roller mit den dicken Gummireifen, später auf dem Fahrrad lernt dein Kind Konzentration, Gleichgewichtssinn und die Koordination von Augen, Händen und Füßen. Netter Pluspunkt: Dein Kind verbringt mehr Zeit an der frischen Luft.

10. Schwimmen
Kinder sollten früher oder später schwimmen lernen – es kann lebensrettend sein. Außerdem fördert schwimmen Fähigkeiten wie Koordination und eine richtige Atmung. Die meisten Kinder sind sowieso kleine Wasserratten, fühlen sich im Wasser wohl und lieben das schwerelose Gefühl – fördere also ruhig diesen frühkindlichen Enthusiasmus.

11. Einen Ball werfen und fangen
Nicht für jedes kleine Kind (oder größere... oder sehr große) eine einfache Aufgabe. Einen Ball zu werfen und zu fangen, trainiert aber die Augen-Hand-Koordination und ist schon allein deshalb für Schulkinder für das Schreibenlernen wichtig. Am einfachsten ist es, wenn ihr erst mit beiden Händen werfen und fangen übt, später dann einhändig. Zum Start sind Luftballons hilfreich, sie sind leicht und bewegen sich langsam, sodass das Kind Zeit zum reagieren hat.

12. Ein Muster nachzeichnen
Zickzacklinien, Kreise und Dreiecke oder verschlungene Schlangenlinien: Lass dein Kind Muster nachmalen – und mal du doch einfach mit. Die Kleinen freuen sich, wenn du die Muster nachmalst, die sie dir vorgeben. Deinem Kind wird es mit solchen Übungen leichter fallen, in der Schule Buchstaben und Zahlen zu lernen, denn diese sind auch nichts anderes als festgelegte Muster.

13. Einen Gegenstand an Details erkennen
Kinder müssen erst lernen, von einem Ausschnitt auf das Ganze zu schließen. Decke ein einfaches Bild teilweise ab und lass dein Kind raten, was es darstellen könnte. Anhand von Details etwas erkennen lernen, ist wichtig für das logische Denken und die räumliche Vorstellung. Beides benötigt dein Kind im Mathematikunterricht.

14. Geräusche unterscheiden
Zuhören macht sich im Unterricht ja erst mal immer gut. Besonders wichtig wird es, wenn es um Laute und Buchstaben geht. Das Gehör zu schärfen und zu trainieren kann man gut im Alltag üben: beim Spazierengehen im Wald zum Beispiel. Kann dein Kind verschiedene Vögel zwitschern hören? Wie raschelt das Laub oder wie knirscht der Schnee unter den Stiefeln?

15. Sich mit verbundenen Augen bewegen
Klingt erst mal nicht allzu naheliegend – aber mit Spielen wie „Topfschlagen“ oder „Blinde Kuh“ förderst du gleich mehrere wichtige Fähigkeiten deines Kindes: das Vertrauen in andere Menschen, die Orientierung in einem Raum, die Fähigkeit, eine Anweisung in eine Handlung umzusetzen und die Herkunft eines Geräusches zu orten.

16. Eine Geschichte erfinden
Stichwort: Fantasie! Ganz wichtig, damit dein Kind später Aufsätze oder Briefe schreiben kann, Zusammenhänge anschaulich erläutern lernt und damit die Fähigkeit gefördert wird, die eigenen Vorstellungen verständlich mitzuteilen. Ermuntere dein Kind, sich selbst Geschichten auszudenken. Lass dir von deinem Kind den Höhepunkt seines Tages im Kindergarten oder sogar mal eine Gutenachtgeschichte erzählen!

17. Ein Bild beschreiben
Könnt ihr wunderbar beim Bilderbücher angucken üben. Lass dir von deinem Kind beschreiben, was es sieht und seine Gedankengänge dazu erzählen. Das erweitert das Vokabular und dein Kind lernt Angaben wie: vor, hinter, nach und neben einzuordnen, sowie rechts und links zu unterscheiden. Auch können nicht alle Vorschulkinder Zwischentöne von Farben benennen – all das können sie durch gemeinsames Beschreiben lernen.

18. Selbstständig frühstücken
Spätestens mit fünf Jahren sollten Kinder sich ihre Frühstücksstulle selbst bestreichen dürfen, beziehungsweise ein Müsli anrühren. Solche alltäglichen Fähigkeiten stärken die Selbstständigkeit und die Selbstsicherheit eines Kindes. Außerdem ist ein selbstgestrichenes Brot ein erstes Erfolgserlebnis für einen vielversprechenden Start in den Tag!

19. Den Tisch decken
Um für die ganze Familie den Tisch zu decken, muss dein Kind zählen, es muss links und rechts unterscheiden und sich überlegen, was alles auf den Tisch gehört. Mit Fragen wie: „Wie viele Tassen brauchst du noch?“ oder „Was fehlt noch?“ förderst du mathematische Fähigkeiten, logisches Denken und räumliches Vorstellungsvermögen.

20. Blätter falten
Ein Blatt ganz genau von Ecke zu Ecke falten, fördert die Fingerfertigkeit. Und die ist wichtig, damit dein Kind flüssig und lesbar schreiben lernt. Papierflieger oder Schiffchen falten, eröffnet auch den Zugang zu mathematischen Zusammenhängen: Das Kind erkennt, wie aus einem Blatt zwei Hälften oder vier Viertel entstehen.

21. Telefonieren
Wenn dein Kind selbst jemanden anruft, übt es Fingerfertigkeit und Zahlenverständnis. Es übt, wie man Fragen und Antworten verständlich formuliert. Es braucht Vorstellungskraft, wenn sein Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung etwas beschreibt, es lernt zuzuhören und andere ausreden zu lassen. Und warst du nicht früher auch stolz darauf, wie viele Telefonnummern du auswendig konntest?

22. Organisieren lernen
Welche Fächer stehen morgen an? Muss der Wasserfarbkasten in den Ranzen, ist der Turnbeutel gepackt, ist ein neues Schreibheft dabei? Am besten schon abends die benötigten Dinge für den nächsten Tag zurechtlegen, damit morgens keine Hektik entsteht. Wenn dein Kind schon selbstständig sein Zimmer aufräumen kann und für bestimmte Spielsachen einen festen Ort hat, dann weiß es auch später in der Schule, wo das Hausaufgabenheft schon wieder gelandet ist.

23. Der Umgang mit der Schere
Der führt wahrscheinlich zu neuen Frisuren bei den Kuscheltieren. Aber auch zu einer besseren Feinmotorik, fördert Augen-Hand-Koordination und ist hilfreich für das Schreibenlernen. Für den Anfang gibt es abgerundete Übungsscheren. Beginnen kann dein Kind mit dem Nachschneiden einfacher Linien, später können es einfache Muster oder Schablonen sein. Neben Papier ist Moosgummi für den Einstieg besonders geeignet, weil es sich schön leicht schneiden lässt.

24. Sich alleine anziehen
Damit es beim Sportunterricht nicht so lange dauert, wenn sich dein Kind unter großer Ablenkung umziehen muss. Die zweite Herausforderung ist hier, am Ende auch nichts zu vergessen oder liegen zu lassen. Hat dein Kind auch zu Hause einen Garderobenhaken, an den es die Jacke immer hängt, einen festen Platz, wo es die Schuhe abstellt oder abends seine Klamotten hinlegt, dann klappt das auch außerhalb der eigenen vier Wände besser. Es lohnt sich, schwierige Verschlüsse wie Knöpfe und Reißverschlüsse auch schon früher mit dem Kind zu üben.