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Multikulti im Kindergarten Chance auf Vielfalt und Akzeptanz

Multikulti im Kindergarten? Unterschiedliche Kinder umarmen sich
Der Schlüssel zu guter Bildung und zur Integration heißt: Sprachförderung.
© Rawpixel.com / Adobe Stock
"In unserem Kindergarten spricht die Hälfte der Kinder kaum Deutsch. Ich weiß, dass meine Bedenken politisch nicht korrekt sind, frage mich aber trotzdem, ob meine Tochter da ausreichend gefördert wird." Hier die ausführliche Antwort der ELTERN-Redaktion auf die Kindergarten-Frage.

Dieses Unbehagen lässt sich nachvollziehen. Aber wirklich begründet ist es nur, wenn die Erzieher:innen sich der Herausforderung nicht stellen. Wenn sie dagegen motiviert und gut ausgebildet sind, spielt die "Migrationsquote" kaum eine Rolle: Ob 20, 40 oder 60 Prozent der Kinder aus Kroatien, der Türkei oder Somalia kommen, ist dann letztendlich egal.

Der Schlüssel zu guter Bildung und zur Integration heißt Sprachförderung. Denn ob die Einrichtungen wollen oder nicht – bei ihnen wird "Sprache" zum beherrschenden Thema. Wie die Kindergärtner:innen mit Deutsch und den Herkunftssprachen der Kinder umgehen, entscheidet darüber, wie wohl sich die Kinder in ihrer Gruppe fühlen und wie gut sie auf die Schule vorbereitet werden. "Sinnvollerweise spulen solche Kindergärten aber nicht spezielle Sprachförderprogramme ab", betont Dr. Karin Jampert, Diplompädagogin am Deutschen Jugendinstitut. "Besser, die Kinder haben im normalen Kindergartenalltag, beim Toben und Spielen, beim Singen oder kleinen Naturexperimenten viel Gelegenheit, zu reden - miteinander und mit den Erzieher:innen, die sicher mehr erklären müssen als in anderen Einrichtungen."

Der Schlüssel zu guter Bildung und zur Integration heißt Sprachförderung.

Kompetentes Kindergartenpersonal können Eltern daran erkennen, dass sich die Erzieher:innen um eine reichhaltige Sprache bemühen, dass sie mit den Kindern ihrem Entwicklungsstand entsprechend reden, dass sie "korrigieren", indem sie ganze Sätze korrekt wiederholen. Vor allem daran, dass sie sich für die jeweiligen Herkunftssprachen interessieren. Sie können die Kinder zum Beispiel Lieder aus der Heimat ihrer Eltern singen lassen, sie fragen, ob der Hahn bei ihnen anders kräht als in Deutschland, oder, beim Turnen, wie "Bein" in ihrer Sprache heißt. Sie können die Eltern bitten, zum nächsten Geburtstag etwas aus ihrer Heimat zum Essen mitzubringen oder Geschichten aus ihrer Kultur zu erzählen.

Die Verkehrssprache muss immer Deutsch sein – aber es wäre fatal, den Kindern beispielsweise zu verbieten, auch Türkisch miteinander zu reden. Denn: Merken Kinder, dass ihre Muttersprache nicht akzeptiert ist, fühlen sie sich auch als Mensch nicht akzeptiert und ziehen sich womöglich zurück, allein oder in Grüppchen, und das ist das Gegenteil von Integration und Bildung. Wenn es dem Kindergarten also gelingt, Sprache spielerisch zum Thema zu machen, profitieren alle Kinder davon.

Die Kinder mit Migrationshintergund lernen Deutsch in kürzester Zeit - und die deutschen Kinder bekommen eine Förderung besonderer Art: "Selbst wenn sie von den fremden Lauten, die sie im Kindergarten hören, zunächst nichts verstehen – sie sind davon fasziniert", sagt Dr. Christa Preissing, Soziologin an der Internationalen Akademie in Berlin. "Sie denken viel über Laute, Worte, Sprachrhythmus und -melodie nach. All das fördert die eigene sprachliche Entwicklung." Und sie lernen einiges über andere Kulturen, über Normen und Werte, die womöglich ganz anders sind als bei uns. Sie können vergleichen und werden sich eine eigene Meinung bilden. "Alles Lernerfahrungen", so Christa Preissing, "die im Zeitalter der Globalisierung unabdingbar sind."

ELTERN

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