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Kita, Tagesmutter & Co. Ganztagsbetreuung im Osten beliebt

Der Bedarf an einer ganztätigen Kinderbetreuung ist offenbar da: 30 Prozent aller Kinder zwischen drei und fünf Jahren besuchten im vergangenen Jahr eine entsprechende Einrichtung. Auffällig sind die regionalen Unterschiede.

Auch die Kleinen werden schon ganztags betreut

Kita, Tagesmutter & Co.: Ganztagsbetreuung im Osten beliebt
© Peter Neusser

Rund 580.000 Kinder zwischen drei und fünf Jahren wurden im März 2008 ganztätig von einer Tagesmutter, in einer Kita oder einer Krippe betreut - jedes dritte hier lebende Kind in dieser Altersgruppe. Dies hat das Statistische Bundesamt jetzt bekannt gegeben. Als Ganztagsbetreuung galt dabei, wenn die Kinder mehr als sieben Stunden pro Tag von jemand anderem als ihren Eltern betreut wurden.

Daneben werden bundesweit mehr als ein Viertel der Kinder (26 Prozent) bis zu fünf Stunden pro Tag betreut. Insgesamt besuchen 91 Prozent aller Drei- bis Fünfjährigen (knapp zwei Millionen Kinder) zumindest stundenweise eine Kita, einen Kindergarten oder eine Tagesmutter.

Große Unterschiede zwischen Ost und West

Die Betreuung von Drei- bis Sechsjährigen scheint im Osten die Regel zu sein

Auffällig sind die regionalen Unterschiede, die einmal mehr verdeutlichen, dass die außerhäusige Betreuung in den neuen Bundesländern noch immer deutlich häufiger genutzt wird als im Westen der Republik. So werden 66 Prozent der Drei- bis Fünfjährigen in Ostdeutschland ganztätig betreut. In den alten Bundesländern sind es dagegen gerade einmal 22 Prozent. Spitzenreiter sind dabei die Eltern aus Thüringen - hier liegt die Ganztagsquote bei 88 Prozent. Im folgen Sachen mit 70 Prozent und Sachsen-Anhalt mit 58 Prozent. Schlusslicht bei den ganztags betreuten Kindern ist Baden-Württemberg: Gerade einmal zehn Prozent Prozent der Eltern vertrauen ihr Kleinkind den ganzen Tag einer professionellen Betreuung an.

Ein Betreuungsangebot von bis zu fünf Stunden wird im früheren Bundesgebiet stärker in Anspruch genommen als in den neuen Ländern: In den alten Bundesländern werden 30 Prozent der Kinder bis zu fünf Stunden pro Tag betreut, in den neuen Ländern dagegen nur zwölf Prozent. Den höchsten Anteil weist hier Niedersachsen mit 71 Prozent auf, die geringsten Anteile gibt es in Brandenburg (fünf Prozent) und Thüringen (sechs Prozent).

Das Modell, ihr Kind vor- und nachmittags betreuen zu lassen, aber die Mittagszeit gemeinsam mit ihm zu verbringen, bevorzugen offenbar nur wenige Eltern. Nur 13 Prozent der Drei- bis Fünfjährigen besuchen vor- und nachmittags eine Kita oder eine Tagesmutter, sind jedoch in der Mittagszeit bei ihren Eltern. Lediglich in Baden-Württemberg (34 Prozent), Nordrhein-Westfalen (27 Prozent), Rheinland-Pfalz (23 Prozent) und dem Saarland (14 Prozent) wird diese Betreuungszeit von Eltern in größerem Umfang in Anspruch genommen.

Alle Bundesländer auf einen Blick sehen Sie in der Tabelle auf der folgenden Seite:

Bundesland

Insgesamt betreute Kinder (Anzahl und Betreuungsquote)

darunter bis zu fünf Stunden betreute Kinder (Anzahl und Quote)

darunter bis zu sieben Stunden betreute Kinder (Anzahl und Quote)

darunter vor- und nachmittags betreute Kinder (Anzahl und Quote, ohne Mittagsbetreuung)

Baden-Württemberg

281.692
(94,9 Prozent)

34.676
(12,3 Prozent)

27.638
(9,8 Prozent)

95.570
(33,9 Prozent)

Bayern

302.774
(89 Prozent)

103.852
(34,3 Prozent)

68.433
(22,6 Prozent)

2.914
(1 Prozent)

Berlin

77.503
(93,6 Prozent)

7.819
(10,1 Prozent)

44.481
(57,4 Prozent)

3

Brandenburg

54.415
(94,8 Prozent)

2.941
(5,4 Prozent)

28.630
(52,6 Prozent)

12

Bremen

13.655
(86,8 Prozent)

4.993
(36,6 Prozent)

3.139
(23 Prozent)

3

Hamburg
(zusätzl. 8,6 Prozent der Kinder in vorschulischen Einrichtungen)

36.328
(80,6 Prozent)

16.834
(46,3 Prozent)

13.153
(36,2 Prozent)

23
(0,1 Prozent)

Hessen

149.851
(92 Prozent)

52.589
(35,1 Prozent)

47.728
(31,9 Prozent)

9.233
(6,2 Prozent)

Mecklenburg-Vorpommern

35.897
(94,1 Prozent)

2.505
(7 Prozent)

20.187
(56,2 Prozent)

71
(0,2 Prozent)

Niedersachsen

188.107
(86,4 Prozent)

133.629
(71 Prozent)

23.653
(12,6 Prozent)

1.226
(0,7 Prozent)

Nordrhein-Westfalen

436.639
(90,6 Prozent)

60.225
(13,8 Prozent)

129.237
(29,6 Prozent)

115.767
(26,5 Prozent)

Rheinland-Pfalz

100.269
(95,8 Prozent)

22.376
(22,3 Prozent)

24.491
(24,4 Prozent)

23.303
(23,2 Prozent)

Saarland

21.758
(93,1 Prozent)

5.674
(26,1 Prozent)

4.440
(20,4 Prozent)

2.992
(13,8 Prozent)

Sachsen

91.440
(94,7 Prozent)

7.699
(8,4 Prozent)

63.782
(69,8 Prozent)

11

Sachsen-Anhalt

47.793
(93,7 Prozent)

18.198
(38,1 Prozent)

27.826
(58,2 Prozent)

31
(0,1 Prozent)

Schleswig-Holstein

64.374
(84,4 Prozent)

38.484
(59,8 Prozent)

9.791
(15,2 Prozent)

255
(0,4 Prozent)

Thüringen

48.635
(95,9 Prozent)

2.740
(5,6 Prozent)

43.036
(88,5 Prozent)

8

Deutschland gesamt

1.951.130
(91,1 Prozent)

515.494
(26,4 Prozent)

579.645
(29,7 Prozent)

251.414
(12,9 Prozent)

Spitzenreiter Thüringen: Rechtsanspruch und Betreuungsgeld

Sozialverbände kritisieren das Betreuungsgeld

Die Untersuchung des Statistischen Bundesamtes gibt keine Auskunft über die Beweggründe der Eltern. Auffällig ist jedoch die starke Diskrepanz zwischen den neuen Bundesländern, bei denen die traditionell bereits früh einsetzende Fremdbetreuung in der DDR offenbar immer noch für eine hohe Akzeptanz dieses Modells sorgt, und den alten.

Interessant ist auch, dass ausgerecht Thüringen die höchste Quote einer Ganztagsbetreuung aufweist. Denn dort haben Eltern zwar seit dem 01.07. 2006 einen Rechtsanspruch auf einen kostenpflichtigen Kindergartenplatz ab dem zweiten Lebensjahr des Kindes - und zwar von sieben bis 17 Uhr. Gleichzeitig wurde hier aber ein Betreuungsgeld eingeführt: Entscheiden sich die Eltern dafür, dass einer von ihnen, die Kinder zuhause zu betreuen, erhalten sie ein Jahr lang 150 Euro pro Monat. Sozialverbände und Wissenschaftler hatten kritisiert, dass gerade Familien aus bildungsfernen Schichten oder mit Migrationshintergrund sich für das Betreuungsgeld entscheiden würden, obwohl geraden deren Kinder eine möglichst frühe Förderung bräuchten.

Das Thüringer Betreuungsgeld entspricht übrigens dem lange umstrittenen Modell, das die CDU gemeinsam mit einem Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz sowie dem Ausbau der Kinderbetreuung ab 2013 auf Bundesebene einführen will. Wie sich die Große Koalition schließlich geeinigt hat, lesen Sie hier.

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