Trost, Beruhigung und Einschlafhilfe: Viele Babys und Kleinkinder brauchen ihren Nuckel in den ersten Jahren. Wie ihr den Schnuller abgewöhnen könnt und wann der beste Zeitpunkt dafür ist, lest ihr hier.
Im Baby- und Kleinkindalter liegen die Vorteile eines Schnullers auf der Hand: Das Saugen am Nuckel beruhigt die Kinder und schont gleichermaßen die Nerven ihrer Eltern. Doch irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem sich eure Kinder schweren Herzens von ihrem Begleiter trennen müssen. Ob ihr einen sanften oder kalten Entzug wählt, ist euch überlassen. So oder so benötigt es Geduld und Nerven, um die turbulente Zeit zu überstehen. Wir verraten euch, wie ihr euren Kindern den Schnuller abgewöhnen könnt.
Warum solltet ihr den Schnuller abgewöhnen?
Ein Schnuller fürs Baby ist Beruhigung und Einschlafhilfe zugleich, im Kleinkindalter oft auch Trost. In den ersten zwei Lebensjahren ist das auch unbedenklich. Zahnärzt:innen raten jedoch dazu, den Nuckel frühzeitig abzugewöhnen. Denn wer den Nuckel auch mit drei oder vier Jahren noch nutzt, riskiert folgende zwei Probleme:
Je nachdem, wie lange und intensiv der Nuckel genutzt wird, kann sein Einsatz zu Fehlstellungen der Zähne führen. Die häufigste Fehlstellung ist das sogenannte lutschoffene Gebiss, bei dem sich die Schneidezähne im Ober- und Unterkiefer zur Seite schieben, um dem Schnuller Platz zu machen. Und das kann wiederum Kieferfehlstellungen und Schluckprobleme nach sich ziehen. Nachdem ihr den Schnuller abgewöhnen konntet, bewegen sich die Schneidezähne innerhalb von circa sechs Monaten wieder in ihre ursprüngliche Position. Trotzdem kann eine Fehlstellung verhindert werden, indem ihr eurem Kind frühzeitig den Nuckel verwehrt.
Logopäd:innen und Sprachexpert:innen weisen häufig daraufhin, dass sich die (zu) späte Entwöhnung vom Schnuller negativ auf die Sprachentwicklung auswirken kann. Nicht nur verhindert der Nuckel eine deutliche Aussprache, auch Sprachstörungen wie Lispeln treten häufig auf. Sobald euer Kind zu reden beginnt, solltet ihr ihm den Nuckel aus dem Mund ziehen. Insbesondere S- und Z-Laute machen den betroffenen Kids Schwierigkeiten. Auch hier gilt: Je früher euer Kind vom Schnuller Abschied nimmt, desto besser.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Abschied?
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BuKiz) rät Eltern, Babys den Schnuller nach etwa sieben Monaten abzugewöhnen. Denn: Im Alter von sechs bis acht Monaten wechselt der Saug- zum Kaureflex. Wer möchte, kann nun also Schritt für Schritt mit der Entwöhnung beginnen. Wie das BuKiz empfiehlt, ist der Schnuller aber dem Daumenlutschen vorzuziehen. Sollte euer Kind also nach der Entwöhnung zum Daumenlutschen übergehen, greift besser wieder zum altbekannten Nuckel.
Viele Babys nutzen ihren Begleiter jedoch weitaus länger, was völlig in Ordnung ist. Ihr solltet nur darauf achten, dass der Nuckel nicht ständig im Mund ist – reduziert die Schnuller-Zeiten insbesondere tagsüber immer weiter. Zwischen dem zweiten und dritten Geburtstagsolltet ihr euren Kindern den Schnuller abgewöhnen. Spätestens zum dritten Geburtstag sollte die Schnulli-Parade endgültig verschwinden.
7 Rituale, die eurem Kind beim Loslassen helfen
Es gibt einige Rituale, mit denen ihr euer Kind beim Abschiednehmen vom heiß geliebten Nuckel unterstützen könnt. Hier sind sieben sanfte Wege für euer Kind.
1. Schnullerfee zu Besuch
Die Schnullerfee oder auch Nuckelfee ist ein beliebter Klassiker beim Schnuller abgewöhnen. Bei manchen Kindern kommt auch ein Wichtel zu Besuch. Natürlich müsst ihr euer Kind bereits einige Tage vorher vorbereiten: Erklärt ihm, dass bald die Schnullerfee zu Besuch kommt, um alle Nuckel mitzunehmen. Dafür überlässt sie eurem Kind ein kleines Geschenk. Wenn der Tag gekommen ist, bittet ihr euer Kind, den Schnuller auf das Fensterbrett zu legen. Am nächsten Tag findet es dort seine Überraschung.
2. Nuckel verschenken
Gibt es in eurem Verwandten-, Bekannten- oder Freundeskreis ein Baby, das gerade erst das Licht der Welt erblickt hat? Dann packt doch gemeinsam ein Paket mit Schnuller, das ihr gemeinsam zur Post bringt. Adressat kann z.B. Oma und Opa sein. Nach einigen Tagen bekommt es ein Paket zurück mit einem kleinen Dankeschön.
3. Schnullerbaum
Die Schnullerbaum-Tradition stammt ursprünglich aus Dänemark – erfreut sich aber auch hierzulande immer größerer Beliebtheit. Die Idee: Die Kinder hängen ihren Schnuller an einen öffentlich zugänglichen Baum, der von nun an auf ihn aufpassen wird. Euer Kind kann seinen Nuckel somit immer wieder besuchen, wenn es ihn vermisst.
4. Abschiedsfest feiern
Wer den Schnuller ganz zeremoniell verabschieden möchte, kann auch ein Schnullerfest feiern. Ihr könnt das Ganze klein oder groß ausgestalten – wichtig ist aber, dass euer Kind voll auf seine Kosten kommt. Macht ihm sein Lieblingsessen, spielt sein Lieblingsspiel und am Ende kommt der Nuckel feierlich in eine Kiste, die ihr gemeinsam vergrabt.
5. Besuch beim Zahnarzt
Ihr könnt auch den Zahnärzt:in eures Kindes in die Entwöhnung einweihen. Beim nächsten Besuch erklärt diese:r eurem Kind, wie wichtig es ist, den Schnuller wegzulassen. Wenn es den Nuckel abgibt, bekommt es ein kleines Geschenk ausgehändigt. Natürlich muss das Ganze vorher mit der Praxis abgesprochen und auch euer Kind auf den Abschied vorbereitet werden.
6. Abschied nehmen
Es gibt viele Möglichkeiten, wie ihr eurem Kind den Schnuller abgewöhnen könnt. Ein besonders schönes Ritual ist, gemeinsam Abschied vom treuen Begleiter eures Kindes zu nehmen. Vergrabt den Nuckel oder lasst ihn verreisen. Hängt den Schnuller zum Beispiel an einen Helium-Luftballon, sodass er in den Himmel aufsteigen kann. Oder ihr erzählt eurem Kind, dass der Schnuller müde ist und sich ausruhen muss. Legt ihn dazu in eine Schachtel mit Decke und Kissen – und gönnt ihm und eurem Kind eine Auszeit.
7. Sanfte Entwöhnung
Es gibt zahlreiche Schnuller-weg-Bücher, die ihr mit eurem Kind zum Thema lesen könnt – und die es ganz langsam an den Schnuller-Abschied heranführen. Legt außerdem bestimmte Zeiten fest, in denen euer Kind den Nuckel noch nutzen darf und Zeiten, in denen das nicht mehr geht. Schritt für Schritt reduziert ihr die Schnullerzeit immer weiter, bis ihr ihn ganz weglasst.
Sanfter oder kalter Entzug?
Nicht jedes Kind ist von der sanften Methode des Schnuller-Abgewöhnens begeistert, manche Kinder benötigen einen "harten Cut" oder anders gesagt, einen kalten Entzug. Insbesondere Kinder, die den Schnuller lediglich aus Langeweile oder als Ablenkung nutzen, haben mit der abrupten Methode vermutlich weniger Probleme. Für andere wiederum, die sehr intensiv geschnullert haben, ist ein langsames Ausschleichen aus der Schnullerzeit unkomplizierter. Egal, für welche Methode ihr euch entscheidet: Am Ende muss jede Familie den Weg finden, der für sie am besten geeignet ist. Wichtig ist nur, den eingeschlagenen Weg auch durchzuziehen.
Und denkt daran: Findet den richtigen Zeitpunkt für euch, denn die Trennung vom geliebten Nucki erfordert Geduld und Nerven. Insbesondere die ersten Tage nach dem Schnuller abgewöhnen können sehr turbulent sein – die Einschlafbegleitung kann doppelt so lange dauern wie gewohnt. Wer gerade in einem Umzug oder der Endphase einer erneuten Schwangerschaft steckt, sollte damit also lieber noch warten. Doch irgendwann klappt es – versprochen!