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"Ich will nicht in die Schule!" Trennungsangst begleiten: So gelingt der Abschied am Schultor

Frau tröstet weinenden Kind auf dem Schulhof
© Angelov / Adobe Stock
"Ich will nicht in die Schule!" – hier erfährst du, wie du auf diesen Satz reagieren kannst und dein Kind gut in die Schule verabschiedest. Expertinnen geben Tipps bei Trennungsangst von Schulkindern.

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Manchmal geht es direkt nach dem Aufwachen los. "Ich will nicht in die Schule!", motzt dein Kind. Manchmal fliegt dir dieser Satz erst auf dem Schulhof entgegen, wenn du eigentlich schon dachtest, heute sei euch endlich ein reibungsloser Start in den Schultag geglückt. Und plötzlich klammert dein Kind an deinem Arm oder signalisiert auf andere Weise: "Ich gehe da nicht hinein!"

Da schmerzt nicht nur das Elternherz, sondern die Nerven werden mitunter dünn – wenn einfach nichts zu helfen scheint, kein Ansporn, kein tröstendes Wort. Gerade in den Wochen und Monaten nach der Einschulung kennen viele Eltern solche Situationen. Sie können aber auch später auftreten.

Wie kannst du damit umgehen und dein Kind bei Trennungsangst begleiten? Wir haben für euch Tipps von drei Expertinnen gesammelt.

Mit Trennungsschmerz umgehen

Familienberaterin Martina Stotz empfiehlt, als allererstes Verständnis für die Gefühle zu zeigen. Das klappt, indem du aussprichst, was dein Kind fühlt und sich wünschen würde. So zeigst du deinem Kind, dass du seine Gefühle wahrnimmst und sie da sein dürfen.

Auf "Elternleben" schreibt Stotz: "Gehe wirklich erst dann, wenn du deinem Kind sehr viel Empathie gegeben hast. Nimm dir Zeit zum Verabschieden und bitte gehe nicht heimlich."

Geheimzeichen & Co. – Ideen für Abschiedsrituale

Als hilfreich nennen alle Expertinnen ein klares Abschiedsritual. "Ein Abschiedsritual hilft, den Übergang zu strukturieren und transparent zu gestalten", schreibt Lehrerin Saskia Niechzial auf Instagram. "Es kann geprägt sein durch: einen festen Ort (wo gelingt die Trennung am besten? Deutlich vor der Schule? Am Eingang?) und einen festen Ablauf."

Wenn dein Kind sehr klammert und dich nicht von seiner Seite lässt, bis du es förmlich in den Klassenraum hineinschubst, kann ein strukturierter Ablaufplan helfen: Ihr verschiebt den Ort des Abschiednehmens immer weiter nach draußen, nach einem genauen Plan, den du zuvor mit deinem Kind besprichst. Einen Tag verabschiedet ihr euch am Klassenraum, am nächsten an der Treppe, am übernächsten an der Eingangstür, dann auf dem Schulhof und zuletzt am Schultor. Weitere Tipps für eure Abschiednahme:

  • Lass dein Kind mitentscheiden: Die Lehrerin und Elterncoachin Lena Istel hat einen besonderen Vorschlag für euer Abschiedsritual. "Vereinbart ein Geheimzeichen, das dein Kind gibt, auf das du gehen darfst. Du gehst erst dann, wenn sich dein Kind wirklich noch einmal umdreht. Vielen Kindern gibt es Sicherheit, wenn sie wissen, sie dürfen darüber mitentscheiden, wann Mama oder Papa gehen." So gibst du deinem Kind ein wenig Kontrollgefühl über die Situation zurück. Euer Geheimzeichen zum Abschied kann auch ein besonderer Handschlag sein, ein Vers, ein Satz oder ein Quatschwort, dass ihr euch zusammen überlegt habt.
  • Die Mitbestimmung deines Kindes kann auch so aussehen, dass es dich sozusagen vom Schulhof schubst – du dich also gespielt davonjagen lässt. Probiert aus, was für dein Kind funktioniert.

Gruß in der Brotbox – tröstende Helferlein

Manchmal wirken liebevolle Gesten und kleine Glücksbringer Wunder. Die drei Expertinnen haben schöne Ideen:

  • Du kannst einen überraschenden Gruß in die Brotbox legen, zum Beispiel einen Zettel mit einem mutmachenden Bild – bei Kindern, die schon lesen können, passt auch ein Spruch. Natürlich nur, wenn du merkst, dass das nicht den Schmerz und das Heimweh deines Kindes verstärkt. Manche Kinder freuen sich dann schon morgens beim Abschiednehmen darauf, was sie heute in der Brotbox finden werden.
  • Du kannst deinem Kind einen unsichtbaren Power-Umhang umlegen, der es den Tag über schützt und stärkt. Oder mit anderen symbolischen Gesten sein Selbstwertgefühl aufpolieren. Das kann eine Kastanie oder ein schöner Stein in der Jackentasche sein, den ihr mit guter Kraft auftankt. Wenn dein Kind den Gegenstand in die Hand nimmt, erinnert es sich an die mutmachenden Gedanken, mit denen ihr ihn aufgeladen habt.
  • Lehrerin Niechzial hat einen Tipp für ein besonderes Helferlein: "Ihr und euer Kind malt euch jeweils ein Herz auf die Daumenspitze, eine Fingerkuppe oder die Handfläche", schreibt sie auf Instagram. "Drückt diese vor Schulbeginn fest aufeinander und ladet sie auf. Wann immer das Vermissen einsetzt, kann das Kind sein aufgeladenes Herz fest drücken." Die Botschaft dahinter: Wir sind verbunden, auch wenn wir uns nicht sehen. Du wirst geliebt.

Worte als Superkraft

Es mag dir oft vorkommen, als würdest du gegen eine Wand reden. Aber deine Worte haben Kraft und senden (unbewusste) Botschaften. Achte daher auf deine Sprache und Gedanken. 

  • Bleib im Gespräch: Stelle deinem Kind behutsam Fragen. "Was macht dich so unsicher? Was brauchst du?" Lena Istel sagt: "Fragt behutsam nach, hört achtsam zu, nehmt Sorgen ernst und leistet dann Aufklärung." Oft seien es nämlich nur kleine Äußerungen, die gedankenlos von der Nachbarin gemacht wurden, die Kindern Angst machen. Sätze wie "Wenn du in die Schule kommst, da geht es richtig zur Sache. Da beginnt der Ernst des Lebens."
  • Reflektiere deine Haltung: Deshalb findet Istel Sprache als Tool so wichtig. Achtet als Eltern darauf, wie ihr selbst über die Schule und Lehrpersonal sprecht. Versucht, das vor eurem Kind nur wertschätzend zu tun. Und werdet euch eurer eigenen Erfahrungen und Glaubenssätze zur Schule bewusst. Manchmal liegt auch darin ein Schlüssel. Istel jedenfalls erzählt, wie sie einmal eine Mutter begleitet habe, deren Sohn große Schulangst hatte. "Es stellte sich heraus, dass sie ihre Schulzeit als eher traumatisch erlebt hat. Damals waren die Lehrmethoden noch viel rigider und härter. Die Mutter hatte alles unter ihrer Brille der Voreingenommenheit gesehen. In dem Moment, als ihr das bewusst wurde, konnte sie besser loslassen und ihrem Kind vertrauen. Bald darauf ging auch der Sohn unbeschwert zur Schule."

Vertrauen schafft Selbstbewusstsein

  • Vertraue deinem Kind: Versuche, ruhig zu bleiben und deinem Kind zu vertrauen, dass es das mit der Zeit schafft. Signalisiere ihm, dass ihr Eltern der sichere Hafen seid. Es wird diese Entwicklungsaufgabe meistern.

Verwendete Quellen: starkekids.com, elternleben.de, instagram.com, Interview Lena Istel mit ELTERN.de

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