Im Corona-Jahr 2020 stellten die Jugendämter in Deutschland bei insgesamt 60.551 Kindern und Jugendlichen eine Kindeswohlgefährdung fest – ein Anstieg um neun Prozent zum Vorjahr. Bei weiteren 60.557 Minderjährigen kamen die Behörden zu dem Ergebnis, dass zwar keine akute Kindeswohlgefährdung vorliege, die Familien jedoch Unterstützungsbedarf hätten.
Die Kindeswohlgefährdung ist im Corona-Jahr 2020 deutlich angestiegen
In 15 Prozent der Fälle kam der Hinweis auf eine mögliche Gefährdung von Schulen und Kindertagesstätten, das sind insgesamt 19.028 Meldungen. Bereits zum ersten Lockdown im Frühjahr 2020 hatten Experten davor gewarnt, dass mit den Schul- und Kitaschließungen einige Kinderschutzfälle unentdeckt bleiben würden.
„Insbesondere im April und Mai 2020 – also einen Monat nach den ersten coronabedingten Schulschließungen im März und April – lagen die von Schulen gemeldeten Kinderschutzfälle deutlich unter dem Vorjahresniveau“, sagte Manuela Nöthen, die Expertin für Kinder- und Jugendhilfestatistik in einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes.
Während den coronabedingten Schulschließungen wurden weniger Gefährdungen gemeldet
„Zeitgleich nahmen auch die von Kitas gemeldeten Fälle ab, jedoch nicht so stark wie an den Schulen“, so Nöthen weiter. „Damit bestätigt die Statistik die Einschätzung der Fachleute, dass im Zug des Lockdowns im Frühjahr 2020 weniger Kinderschutzfälle aus den Bildungs- und Betreuungseinrichtungen gemeldet wurden.“
Im April 2020 zeigt sich der erste drastische Einbruch der Meldungen. Insgesamt wurden in diesem Monat 674 Fälle gemeldet – im Vormonat März waren es noch 1476. Auch im Vergleich mit April 2019 ist der Einfluss der Schulschließungen deutlich zu erkennen. Vor einem Jahr lag der Wert bei 1435 Fällen. 2020 hat sich die Anzahl der Meldungen also mehr als halbiert.
Insgesamt waren 70 Prozent der betroffenen Kinder unter zwölf Jahre alt
In den Sommermonaten Juni, Juli und August liegen die Meldungen aufgrund der Sommerferien generell auf einem niedrigen Niveau. Ab September 2020 überschritten sie dann allerdings bis einschließlich Dezember die Fallzahlen von 2019.
Auffällig ist: Insgesamt waren 70 Prozent der betroffenen Kinder aller von Kitas und Schulen gemeldeten Kinderschutzfälle jünger als zwölf Jahre. Besonders hoch waren die Anteile im April (75 Prozent) und Mai (74 Prozent).
Die Meldungen aus anderen Bereichen sind im Jahr 2020 nicht zurück gegangen
Einzeln betrachtet sind die Meldungen der Schulen im Jahresvergleich um drei Prozent zurückgegangen. Die der Kitas jedoch um sechs Prozent angestiegen. Bei anderen Hinweisgebern gab es beim Thema Kinderschutz im ersten Lockdown keinen Einbruch der Fallzahlen. So sind die von Polizei und Justiz gemeldeten Fälle mit 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr überdurchschnittlich angestiegen.
Aus dem Umfeld der Kinder, also durch Verwandte, Bekannte, Nachbarn oder anonym gemeldete Fälle gab es ebenfalls keine Rückgänge. Insgesamt wurden aus diesem Bereich rund 18 Prozent mehr Kinderschutzfälle als 2019 gemeldet.
Verwendete Quelle: Destatis.de