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Einschulung aus Elternsicht "Hilfe, ich bin eine Schulkind-Mama!"

Mutter verabschiedet ihre Tochter mit einer Umarmung in die Schule
© liderina / Adobe Stock
Wenn das Kind in die Schule kommt, werden Mütter auch mal pathetisch. Das ist erlaubt – und sogar nützlich. Warum es gut ist, jetzt emotional zu sein.

Ich stehe in der Küche und betrachte die riesige Einhorn-Zuckertüte, die ich zusammen mit meiner Tochter gerade mit Glitzersteinen beklebt habe. In derselben Küche stand ich acht Jahre zuvor, bevor ich selbst Mutter wurde, und überreichte meinem Mann eine Karte. Seine Erstgeborene, meine Bonustochter, kam in die Schule und ich fand das schon damals einen so besonderen Moment, dass ich ihm diese Karte schrieb. "Herzlichen Glückwunsch, du bist jetzt ein Schulkind-Papa". Muss ja mal gesagt werden, warum sollen zu diesem Anlass nur die Schulkinder beglückwünscht werden?

Mit Blick auf die frisch beklebte, funkelnde Zuckertüte meiner Sechsjährigen spüre ich wieder: Die Einschulung ist ein großer Übergang – für die ganze Familie, für meine Tochter und auch für mich als Mutter. Über die Schulreife der Kinder wird viel gesprochen, sie werden gefördert, beobachtet, positiv bestärkt. Und die Eltern? Schauen schwindelig-staunend auf das Rad des Lebens, das sich vor ihren Augen dreht.

"Ich werde heulen wie ein Schlosshund"

Wenn ich mit Müttern spreche, ob mit flüchtigen Bekannten auf dem Spielplatz oder mit guten Freundinnen in der Bar, höre ich dieses leise Schniefen in der Stimme, wenn es darum geht: Mein Kind kommt jetzt in die Schule. (Ja, meistens sind es Mütter, von den Vätern weiß ich ehrlicherweise nicht so viel über ihre Gefühlswelt zu diesem Thema. Deswegen geht es hier heute nur um die mütterliche Perspektive.) Es gibt sie einfach, diese pathetischen Momente, in denen Mütter wehmütig sind:

Eine Mama erzählt, wie sie der Kauf des Schulranzens daran erinnerte, wie sie damals den Kinderwagen aussuchte.

Eine andere sagt, "Ich werde heulen wie ein Schlosshund", weil sie ihr zweites - und letztes - Kind aus dem Kindergarten in die Schulzeit verabschiedet und damit eine lange Lebensphase endet.

Eine Freundin berichtet vom Schnuppervormittag an der Schule, wie sie bewegt ihrer Tochter auf dem Schulhof nachwinkte, als diese mit der Lehrerin hineinging, "und fortschwamm wie ein Fisch aufs Meer hinaus".

Einschulung? Pathos ist erlaubt

So ein bisschen Pathos ist erlaubt. "Pathos", das ist definiert als "feierliches Ergriffensein" – was passt besser zur Einschulung? Beim "feierlichen Ergriffensein" schwingen nämlich auch Stolz und Freude mit.

Klar, man kann das alles ganz pragmatisch angehen und möglichst wenig Tamtam machen. Kinder werden eingeschult, Punkt. Ist einfach so. Und das stimmt.

Und natürlich sollen Eltern nicht Klammern oder ihren Gefühlsrucksack den Kindern aufbürden, sondern loslassen, freilassen, sie groß werden lassen.

Dabei kann es jedoch nicht schaden, sich der verschiedenen Gefühle bewusst zu sein, die mit der Einschulung einhergehen (können), Vorfreude, Abschiedsschmerz, Unsicherheit und Neugier selbst zu spüren. So können wir ein Stück weit das emotionale Auf und Ab unserer Kinder, das sich möglicherweise einstellt, nachempfinden – und begleiten.

Endlich Schule! Hilfe, Schule!

Bei uns jedenfalls war es ein Auf und Ab. Als meine Tochter gerade vier Jahre alt geworden war, fragte sie schon: "Mama, wann komm ich in die Schule?"

"In zwei Jahren."

"Hurra, noch zwei Mal schlafen, dann komm ich in die Schule!"

Die ungeduldige Vorfreude blieb – bis dann tatsächlich der Abschied vom Kindergarten heranrückte und ihr Schulplatz feststand, da verstummte sie schlagartig. Und weil sie niemand ist, der Emotionen gerne teilt, wurde sie launisch. Manchmal extrem launisch.

Zum Glück hatten auch wir so einen Schnuppervormittag an der Schule. Sie lernte ihre Lehrerinnen kennen, den Klassenraum, andere Kinder. Seitdem ist wieder Glanz in ihren Augen, wenn sie danach gefragt wird, ob sie sich auf die Schule freue.

Gemeinsam Wachsen

Insgeheim war dieser Schnuppertag, der kurz nach dem ersten Elternabend stattfand, wahrscheinlich ebenso für die Eltern gedacht. Denn auch ich verspüre seitdem Erleichterung – und Vorfreude. Als ich meine Tochter mittags auf dem Schulhof abholte, sah ich ihr einen Moment zu, wie sie sich dort selbstverständlich bewegte und mit den anderen Kindern spielte. Sie entdeckte mich – und hatte es alles andere als eilig, zu mir zu laufen.

Ich spürte ein paar Tränen hinter den Augen drücken, nicht aus Wehmut, sondern allein aus Freude und Stolz.

Danke, Pathos, dass du mich spüren ließt: Etwas Neues beginnt, und es wird uns wachsen lassen. Meine Tochter.

Und mich.

ELTERN

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