Depression

Depressive Verstimmungen gehören zum Leben, gerade in der Pubertät. Aber beobachten Eltern über Wochen hinweg, dass ihr Kind traurig und antriebslos ist, dass ihm nichts mehr Spaß macht und dass es in der Schule massiv absackt, kann ein Kinder- und Jugendpsychiater helfen.
Bei der Depression handelt es sich um eine Störung des Stoffwechsels im Gehirn. Die Neigung, eine Depression zu entwickeln, wird vererbt. Auslöser sind dann aber meist belastende Lebensereignisse. Jüngeren Kindern hilft Psychotherapie, bei Jugendlichen werden oft zusätzlich Anti-Depressiva verschrieben.
Angststörungen
Sie treten in verschiedenen Ausprägungen auf - als Phobie, eine starke Angst vor bestimmten Dingen und Situationen, meist ausgelöst durch traumatische Ereignisse. Zudem entwickeln manche Kinder eine starke Angst vor anderen Menschen, also eine soziale Phobie, mitunter kommt es zu Panikattacken - mit Herzrasen und extremer Angst. Von einer generalisierten Angststörung spricht man, wenn Angst allgemein eine große Rolle im Leben spielt. Die Störung unterscheidet sich von der normalen Angst durch den großen Leidensdruck des Kindes.
Ähnlich wie Depressionen haben starke Ängste eine neurobiologische Komponente. Auch die Symptome ähneln sich und sind deshalb bei kleinen Kindern auch schwer von der Depression zu unterscheiden. Eine frühzeitige psychotherapeutische Behandlung ist wichtig, manchmal helfen zusätzlich Anti-Depressiva. Bei Phobien wird zu Verhaltenstherapie geraten, bei der sich das Kind nach und nach der angstauslösenden Situation stellt.
ADHS
Sie sind unkonzentriert, lassen sich schnell ablenken und haben oft einen starken Bewegungsdrang. Aber Achtung: Längst nicht jedes "hibbelige" Kind hat ADHS. Erst wenn die Lehrerin einige Wochen nach der Einschulung sagt, der Junge oder das Mädchen habe keine Konzentrationsspanne, und wenn Eltern auch zu Hause merken, dass ihr Kind einfach nicht bei der Sache bleiben kann, macht es Sinn, den Kinderarzt oder Kinderpsychiater aufzusuchen. ADHS-Kindern hilft eine Verhaltenstherapie. Eventuell auch ein Medikament, das den Mangel am Botenstoff Dopamin ausgleicht, der die Ursache von ADHS ist. Wobei es dabei auf das richtige Medikament und die genaue Dosierung ankommt, die regelmäßig überprüft werden muss. Was das Kind vor allem braucht, sind klare, überschaubare Strukturen und Regeln.
Störung des Sozialverhaltens
Die Startbedingungen dieser Kinder sind denkbar schlecht: Sie kommen meist aus sozial schwachen Familien, wachsen emotional verwahrlost auf, die Eltern sind mit der Erziehung überfordert und nicht selten alkoholkrank, oft spielt Gewalt eine Rolle. Die Kinder reagieren auf ihre Lebensumstände mit Aggressionen, Regelüberschreitungen, Mobbing, Sachbeschädigung, Diebstahl. Ohne Hilfe ist die Gefahr, später straffällig zu werden, sehr hoch. Betroffene Kinder sind schwer zu behandeln. Weil sie keine Therapie wollen und nicht sich, sondern die Außenwelt als aggressiv wahrnehmen. Manchmal ist eine lange stationäre Unterbringung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie oder der Jugendhilfe erforderlich.
Ess-Störungen
Sie sind vor allem ein Problem von Mädchen in der Pubertät. Mädchen, die unter Anorexie leiden, essen kaum noch, verlieren Gewicht, später auch Haare, die Periode fällt aus. Leiden sie an Bulimie, bleiben sie normalgewichtig. Nach den Fressattacken bringen sie sich zum Übergeben. Das Schönheitsideal spielt bei der Entstehung dieser Störungen sicher eine Rolle. Auch das sensible Alter der Pubertät. Bei Anorexie geht man aber auch von biologisch-genetischen Ursachen aus.
Eltern sollten sich bei Magersucht nicht auf das Aussehen des Kindes verlassen, sondern auf die BMI-Perzentile (zum Ausrechnen: www.mybmi.de,) und möglichst früh einen Arzt aufsuchen. Empfohlen wird bei Ess-Störungen eine stationäre Behandlung. Wesentlicher Bestandteil der Therapie ist eine Ernährungsberatung und Psychotherapie. Wichtig: Wenn Außenstehende oder Freunde beobachten, dass ein Mädchen nicht isst oder ständig erbricht, sollten sie das weitergeben an die Eltern. Das ist kein Petzen, das ist Fürsorge!
Asperger
Betroffenen Kindern ist es nicht möglich, sich in andere Menschen einzufühlen, sie können Gefühle anderer nicht einordnen, wirken eigenbrötlerisch, finden schwer Zugang zu anderen Menschen, erscheinen oft linkisch, entwickeln manchmal spezielle Interessen und sind normal intelligent. Oft fällt die Störung bereits in der Kita auf, wird aber nicht selten mit ADHS verwechselt. Asperger hat genetische Ursachen und ist nicht heilbar. Die Kinder brauchen oft Schulbegleitung und müssen mit therapeutischer Hilfe soziale Verhaltensweisen und Alltagsbewältigung einüben.
Zwangsstörungen
Typisches Anzeichen ist die ständige Wiederholung von Handlungen und/ oder Gedanken. Die Ursache der Zwänge ist nicht ganz geklärt, man geht aber von einem hohen genetischen Anteil aus. Sowohl ein sehr autoritärer als auch ein überbehütender Erziehungsstil begünstigen die Entwicklung. Zwänge können auch für kurze Zeit auftreten, wenn etwa die Kuscheltiere immer in einer bestimmten Reihe aufgestellt werden müssen. Das ist kein Grund zur Beunruhigung. Wenn solche Rituale sich aber ausdehnen, mehrere Monate anhalten und die Kinder darunter leiden, dann besteht Handlungsbedarf. Es ist wichtig, möglichst zügig mit einer Verhaltenstherapie zu beginnen, da Zwänge sonst schnell chronisch werden können.
Wichtige Adressen
www.bapk.de
Der Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker berät und informiert, vermittelt Kontakte und Adressen. Und er bietet telefonische Hilfe: SeeleFon - Beratung und Information zu psychischen Erkrankungen durch geschulte ehrenamtliche Berater. Tel: 0180 59 50 951 (14 Cent pro Minute a. d. dt. Festnetz)
www.adhs-deutschland.de
Der bundesweit tätige Selbsthilfeverein vermittelt Selbsthilfegruppen, macht Telefon- und E-Mail-Beratung
www.adhs.info
Ein Informationsportal zum Thema ADHS
www.deutsche-depressionshilfe.de liefert Informationen rund um die Erkrankung
www.depressionsliga.de
Die Betroffenenorganisation bietet nicht nur eine E-Mail-Beratung an, auf der Website findet man auch Selbsthilfegruppen und eine Kliniksuche.
www.buendnis-depression.de
Die Seite liefert viele Informationen und Anlaufstellen für Betroffene
www.bkjpp.de
Die Seite der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie enthält viele Informationen und eine Suchmaschine für Praxen und Kliniken in der Nähe
Broschüren:
"Wahnsinnskinder?" - Informationen für Eltern zum Umgang mit ihren psychisch auffälligen Kindern. Über: hier
"adhs... was bedeutet das?" - über www.bzga.de
Ratgeber:
"Psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen", Professor Manfred Döpfner und Professor Franz Petermann, Hogrefe-Verlag, 8,95 Euro