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Malen und Zeichnen "Kinder brauchen Bilder, um zu wachsen"

Mädchen malt mit Buntstiften
© iStock - wundervisuals
Mit Farbe, Pinsel und Papier kann man große Kunst machen. Schon kleine Kinder lieben es zu malen. Aber auch für Ältere ist es ganz wichtig, sich in ihren Bildern auszudrücken. Ein Interview mit der Kunsttherapeutin Martine Ostrow.

Picasso sagte einmal, dass in jedem Kind ein Künstler steckt. Wie sehen Sie das?
Das kommt darauf an, was man unter einem Künstler versteht. Richtig ist, dass Malen die erste künstlerische Tätigkeit ist, der Kinder ganz bewusst und von allein nachgehen. Eines Tages fahren sie mit dem Finger über eine beschlagene Fensterscheibe und entdecken, wie aus dem Nichts ein Bild entsteht. Die meisten sind davon sofort fasziniert und stürzen sich begeistert auf Farben und Pinsel.
Erfordern Zeichnen und Malen eine besondere Begabung?
Die Kunst liegt darin, richtig sehen zu lernen. Im Prinzip kann das jeder. Ansonsten stellen Zeichnen und Malen keine hohen Anforderungen an mechanische Fähigkeiten. Schreiben und Lesen sind wesentlich komplexere Tätigkeiten.
Aber ein paar Techniken muss man doch sicher beherrschen?
Auf jeden Fall. Am besten beginnt man damit in der zweiten Klasse. Zwischen sieben und neun Jahren durchlaufen viele Kinder nämlich eine Phase, in der ihnen nur noch wirklichkeitsgetreue Bilder gefallen. Wenn sie nicht wissen, wie man perspektivisch zeichnet oder Schatten setzt, verlieren sie den Spaß. Das ist schade, denn Malen ist viel mehr als eine nette Freizeitbeschäftigung. Kinder brauchen Bilder, um zu wachsen.
Sie verarbeiten dabei ja auch Fantasien und Erlebnisse ...
Ja, Malen ist ein sehr komplexer Vorgang, der damit beginnt, dass ein mentales Bild oder Gefühl in eine sichtbare Form gebracht wird. Wie und was ein Kind malt, verrät viel darüber, wie es sich und die Welt sieht, womit es sich gerade beschäftigt. Kinderbilder lassen auch recht genaue Rückschlüsse auf die motorische Entwicklung und den Wissensstand zu. Ich rate Eltern, Bilder zu datieren und aufzubewahren. Wenn man sie nach ein paar Monaten wieder anschaut, entdeckt man, wie viel ein Kind gelernt hat.

Dürfen Eltern ihre Meinung sagen, wenn ein Bild nicht gelungen ist?
Mit kritischen Äußerungen sollte man sehr zurückhaltend sein. Bei Kindern geht es nicht darum, ein Kunstwerk zu schaffen, sondern um den Akt selber. Trotzdem muss man nicht bei jedem Gekrakel in Begeisterung ausbrechen. Man kann zum Beispiel fragen: "Warum hast du das so gemalt?"So hat das Kind die Chance, selbst herauszufinden, was es besser machen kann.

Was kann man tun, wenn ein Kind nicht gern malt?
Manche Kinder fangen wie von selbst damit an, wenn man Farbe und Papier bereitlegt und ihnen etwas vorliest. Andere überwinden ihre Scheu, wenn sie erst mal mit einer Blumenspritze oder einem alten Teigpinsel auf den Boden malen oder mit Hand- und Fußabdrücken arbeiten. Jungen haben oft Spaß an Asphaltmalerei mit Straßenkreide, weil die vollen Körpereinsatz verlangt. Mit einem Besen und etwas Wasser lassen sich die Kunstwerke problemlos entfernen.

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