Anzeige
Anzeige

Schulbeginn So fühlen sich Jungs und Mädchen wohl in der Schule

Die ersten Wochen des neuen Schuljahrs sind um. So langsam kehrt Ruhe ein in den Klassen. Ob ein Kind aber langfristig gerne zur Schule geht, hängt an vielen Faktoren. Dabei ticken Jungs und Mädchen oft sehr verschieden. Wir geben Tipps, wie sich alle KInder in der Schule wohlfühlen.

Artikelinhalt

Was Jungen und Mädchen in der Schule wichtig ist

Typisch Mädchen - typisch Junge? Was ist dran an diesen Stereotypen? Das haben wir uns gefragt und Jungen und Mädchen durch ihren Schultag begleitet. Fazit: Es gibt Dinge, die tatsächlich eher Mädchen- oder Jungensache sind.

Aber - und jetzt kommt die Überraschung: Sie betreffen nicht den Unterricht. Wenn Jungen und Mädchen erzählen, was sie an der Schule gut finden, spielen Fächer kaum eine Rolle. Die Schule ist einer der wichtigsten sozialen Orte für alle Kinder. Hier schließen sie Freundschaften, hier verlieben sie sich, erleben Konkurrenz und Solidarität. Und genau das bestätigt auch die Wissenschaft. Studien belegen zwar, dass Jungen gut in Mathe sind und Mädchen besser Sprachen lernen. Aber das trifft weltweit immer nur dort zu, wo diese Ergebnisse auch zur Rollenerwartung gehören. Gegensteuern ist also wichtig, wenn allen Kindern alle Türen offen gehalten werden sollen. Hier die besten Tipps, die dabei helfen:

Mathematik

Was ist hier "typisch"? Jungen sind nicht von Natur aus besser in Mathematik als Mädchen. Das haben die amerikanischen Wissenschaftlerinnen Janet Hyde und Janet Mertz von der Universität Wisconsin in Madison nachgewiesen. Die Daten ihrer international angelegten Studie zeigten: Nicht die Gene sind für das schlechtere Abschneiden der Mädchen verantwortlich, sondern unterschiedliche Ausbildung und Förderung. Das liegt auch daran, dass Lehrer und Eltern von Mädchen gar nicht erst erwarten, dass sie gut in Mathe sind. Die Folge: Bis zur Grundschule schneiden Mädchen und Jungen gleichermaßen gut in Mathe ab. Mit 15 haben die Jungen dann die Nase vorn und wählen deshalb auch deutlich öfter als Mädchen einen Mathematikleistungskurs.

Was hilft den Mädchen? Bitten Sie Ihre Tochter ab und zu, Ihnen den Unterrichtsstoff zu erklären. Viele Mädchen schrecken Formeln und Regelsätze ab. Dabei sind diese nichts anderes als Vokabeln einer Fremdsprache, die etwas beschreiben, was man genauso gut umgangssprachlich ausdrücken kann. Mädchen, die das erkennen, haben bereits eine große Hürde genommen. Und noch etwas: Leider sagen viele Mädchen nur dann etwas im Unterricht, wenn sie sich ganz sicher sind. Dabei ist die Häufigkeit der Wortbeiträge wichtiger, als immer nur Richtiges zu sagen! Auf diese Weise können Mädchen auch in Mathematik von ihren sprachlichen Fähigkeiten profitieren, und das wirkt sich positiv auf ihre Selbsteinschätzung aus.

Was hilft den Jungen? Dass Jungen generell besser in Mathe abschneiden, heißt nicht, dass alle es tun. Schwächeren Schülern helfen die gleichen Tipps wie den Schülerinnen.

Naturwissenschaften

Was ist hier "typisch"? Die Geschlechterforschung geht nicht länger davon aus, dass allein Mädchen in den Naturwissenschaften benachteiligt sind. Aktuell wird vermutet, dass Jungen, die nicht zur Spitzengruppe der Klasse gehören, mit den gleichen Problemen kämpfen. Nämlich: sich gegen die besonders starken Schüler zu behaupten und selbstbewusst den eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. Trotzdem gibt es einen entscheidenden Unterschied, der es allen Jungen erleichtert, auf ihr Können zu bauen: Bei ihnen werden Schwierigkeiten auf mangelnde Motivation geschoben ("Er könnte, wenn er nur wollte!"), während schlechte Leistungen bei Mädchen oft mit mangelnder naturwissenschaftlicher Begabung begründet werden. Schwer haben es allerdings die Leisen unter den Jungs: Während ruhige Mädchen grundsätzlich positiv eingeschätzt werden, ist das bei Jungen anders - sie werden einfach übersehen. Das belegt eine Studie der Universität Hamburg.

Was hilft den Mädchen? Ermutigen Sie Ihre Tochter, an naturwissenschaftlichen AGs teilzunehmen. Neuere Untersuchungen zeigen, dass außerschulische naturwissenschaftliche Angebote von Mädchen genauso gut angenommen werden wie von Jungen. Am besten versuchen Sie, eine Freundin Ihrer Tochter ebenfalls für Ihren Vorschlag zu begeistern, denn zu zweit bewegt man sich leichter auf ungewohntem Terrain.

Was hilft den Jungen? Raten Sie Ihrem Sohn, sich im Unterricht nicht zu schnell verunsichern zu lassen. Selbstbewusste Jungen haben nur selten einen Wissensvorsprung, ihre draufgängerische Art wirkt nur einfach kompetenter. Und: Motivieren Sie Ihren Sohn, seine Interessen in der Schule zu zeigen. Stille Jungen punkten in der Grundschule, wenn sie regelmäßig Material zu den Unterrichtsthemen mitbringen. Ältere Schüler sollten die Möglichkeit nutzen, Referate zu halten. Für Sie als Eltern gilt: Nutzen Sie Elternsprechtage, um die Lehrer Ihres Sohnes auf dessen Stärken aufmerksam zu machen.

Deutsch und Fremdsprachen

Jungen besitzen weniger Bücher und bekommen seltener vorgelesen

Was ist hier "typisch"? Jungen haben einen genauso großen Wortschatz wie Mädchen. Beim Lesen, Rechtschreiben und Formulieren freier Texte schneiden sie trotzdem schlechter ab als Mädchen, die in der Regel auch geschriebene Texte besser verstehen und häufi ger zur Lösung von gestellten Aufgaben nutzen. Warum ist das so? Weil die meisten Jungen weniger lesen. Sie haben von Anfang an nicht so viel Spaß an Büchern und werden von ihren Eltern weniger im Lesen gefördert, sprich: Sie besitzen weniger Bücher, bekommen seltener vorgelesen und besuchen nicht so oft Büchereien. Kein Wunder also, dass sie später sehr zurückhaltend bei der Wahl der Leistungskurse Deutsch, Englisch und Französisch sind.

Was hilft den Mädchen? Es gibt Mädchen, die gern lesen, viel wissen und trotzdem keine guten Noten bekommen. Das liegt nicht selten an ihrer Art. Mädchen, die sich unangepasst verhalten, werden negativer beurteilt als auffällige Jungen. Die Forscher vermuten, dass sich das mit ihrer geringen Anzahl begründen lässt. Falls Sie das Gefühl haben, Ihre sehr lebendige, selbstbewusste Tochter könnte betroffen sein, reden Sie mit ihren Lehrern und machen Sie gute PR für sie. Sobald den Lehrern bewusst wird, dass sie Ihre Tochter unfair benoten, verändert sich ihr Blick, und Ihr Kind hat eine neue Chance.

Was hilft den Jungen? Nicht nur Lesen, auch Rechtschreibenlernen fällt vielen Jungen schwer. Ermutigen Sie Ihren Sohn zu Texten aus seinen ganz persönlichen Interessengebieten. Wörter, die einem wichtig sind, werden schneller gespeichert. Ist erst einmal ein Basiswissen in der Rechtschreibung angelegt, werden in der Folge schneller neue Wörter hinzugelernt. Und noch etwas ist wichtig: Sprechen Sie mit Ihrem Sohn über alles Mögliche. Denn die medial vermittelten Vorbilder nach dem Motto "Ein cooler Mann redet nicht" stehen im Widerspruch zu den Themen in Deutsch und Fremdsprachen: Da werden immer wieder Liebe, Beziehungen und zwischenmenschliche Probleme diskutiert, und zwar flüssig formuliert und schlüssig argumentiert. Um das zu trainieren, hilft nur eins: reden, reden, reden.

Neu in Schulkind

VG-Wort Pixel