Euer Kind liegt euch in den Ohren, weil es gerne ein Smartphone möchte? Ihr seid euch aber nicht sicher, ob es dafür nicht zu früh ist? Ab welchem Alter ein Handy für Kinder sinnvoll ist und was ihr beim Einrichten beachten solltet, lest ihr hier.
Videos gucken, telefonieren, spielen oder im Internet surfen: Kinder kommen heute schon viel früher mit Smartphones in Berührung als wir damals. Kein Wunder, dass Handys ganz weit oben auf der Wunschliste unserer Kleinen stehen, – spätestens, wenn deren Freund:innen ihre ersten Smartphones in den Händen halten. Wir haben Sarah Terhorst, gelernte Pädagogin, Gesundheitspsychologin und Grundschulredakteurin für die Online-Lernplattform sofatutor gefragt, ab wann ein Handy für Kinder Sinn macht und was Eltern dabei beachten sollten.
Braucht euer Kind ein Smartphone?
Ob Kinder ein Smartphone brauchen oder nicht, müssen Eltern individuell entscheiden. Sarah Terhorst verrät diesbezüglich: "Ab einem bestimmten Alter ist ein Handy für Kinder ein wichtiger Alltagsbegleiter, der vor allem zur Kommunikation mit Freunden genutzt wird. Es gibt jedoch einiges zu beachten: Die Gefahr, sich in digitalen Medien zu verlieren, besteht dann, wenn Kinder dem Medium einfach überlassen werden."
Ab welchem Alter macht ein Handy für Kinder Sinn?
Laut Statistischen Bundesamt besitzen bereits 21 Prozent der Sechs- bis Neunjährigen in Deutschland ein Smartphone. Der Prozentsatz springt rapide an, wenn wir uns die Zehn- bis Zwölfjährigen anschauen: In diesem Altersbereich liegt der Anteil der Handybesitzer:innen bei rund 82 Prozent. Tatsächlich empfiehlt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eine früheste Nutzung ab etwa elf bis zwölf Jahren. Erst ab diesem Alter ist ein Kind in der Lage, das Handy sicher zu bedienen.
"Bekommt ein Kind sein erstes eigenes Handy, sollte es schrittweise an die Nutzung herangeführt werden. Dazu sind konkrete Vereinbarungen mit dem Kind, aber auch die Medienkompetenz der Eltern wichtig", erklärt die gelernte Pädagogin und fügt hinzu: "Außerdem sollten Eltern darauf achten, dass ihr Kind altersgemäße und kindgerechte Apps nutzt." Wenn nötig, solle man die Inhalte durch eine Sicherungssoftware einschränken.
Ist ein Smartphone für die Entwicklung des Kindes schädlich?
Ein Smartphone ist nicht per se schlecht für die Entwicklung eines Kindes. Eine unbedachte Mediennutzung bei Kindern kann jedoch schädlich sein – insbesondere dann, wenn sie von ihren Eltern nicht über mögliche Gefahren aufgeklärt werden. Oder "wenn das Medium ein solches Gewicht im Kinderalltag bekommt, dass andere Interessen und soziale oder auch sportliche Aktivitäten vernachlässigt werden", so die Gesundheitspsychologin.
"Um Kindern einen verantwortungsbewussten Umgang mit Smartphones zu vermitteln, sollten Eltern sich selbst mit deren Funktionsweisen vertraut machen", erklärt Sarah Terhorst. Sinnvoll sei zum Beispiel, sich innerhalb der Familie regelmäßig über Medienerfahrungen auszutauschen. Dabei sollten Eltern Interesse am Nutzerverhalten ihres Kindes zeigen und nachfragen, welche Inhalte es besonders interessant findet und wie man auf diversen Plattformen miteinander umgeht.
Was ist besser für Kinder: Prepaid oder Vertrag?
"Für Kinder und Jugendliche ist häufig die Prepaid-Variante die sichere Lösung", erläutert Frau Terhorst. Denn Anrufe könnten die Kinder auch dann empfangen, wenn das Guthaben aufgebraucht ist. Zudem gäbe es Optionen und Services, bei denen eine leichte Kontaktaufnahme zwischen Kindern und Eltern auch bei aufgebrauchtem Guthaben möglich ist. Ein Handytagebuch sei eine gute Übung, um ein Gefühl für Kosten und vorhandenes Budget zu bekommen. Auch eine Übersicht, welche Dienste welche Kosten verursachen, sei sinnvoll. "Um noch ein besseres Gespür dafür zu bekommen, kann man Kinder die Guthabenkarten oder Aufladecodes auch von ihrem Taschengeld bezahlen lassen", schlägt die Pädagogin vor.
Wie lange darf ein Kind ans Handy?
Die Meinungen zum Thema Bildschirmzeiten von Fernseher, PC und Smartphone gehen stark auseinander. Letztlich müssen die Eltern selbst festlegen, wie und wie lange das Handy genutzt werden darf. "Viele Geräte und Anbieter ermöglichen es zudem, Accounts so einzurichten, dass Eltern Informationen über die Bildschirmzeiten ihrer Kinder erhalten und die App-Nutzung auch steuern und einschränken können, wenn nötig", so Sarah Terhorst.
Folgende Bildschirmzeiten sind allgemeine Richtwerte und dienen der Orientierung.
0 bis 3 Jahre: Hörmedien ca. 30 Minuten, Bildschirm am besten gar nicht
3 bis 6 Jahre: Hörmedien ca. 45 Minuten, Bildschirm etwa 30 Minuten täglich
6 bis 10 Jahre: Hörmedien ca. 60 Minuten, Bildschirm höchstens 45 bis 60 Minuten täglich
Ab 10 Jahren kann auch ein wöchentliches Bildschirm-Kontingent vereinbart werden.
10 bis 12 Jahre: ca. eine Stunde pro Tag bzw. sieben Stunden pro Woche
13 bis 14 Jahre: eineinhalb Stunden pro Tag bzw. zehneinhalb Stunden pro Woche
15 bis 16 Jahre: zwei bis zweieinhalb Stunden pro Tag bzw. 14 bis 17,5 Stunden pro Woche
Wie gesagt, dienen diese Bildschirmzeiten der Orientierung. Ausnahmen dürfen sein. Etwa, wenn ein Tag besonders verregnet oder ein Kind krank ist. Im Gegenzug kann es auch gänzlich "medienfreie Tage" geben.
Welche Regeln sind sinnvoll im Umgang mit dem Handy?
"Damit zentrale Entwicklungsbereiche, wie zum Beispiel soziale Kompetenzen, nicht unter einer unbedachten Mediennutzung leiden, ist es wichtig, Offline-Zeiten zu vereinbaren", erklärt die Gesundheitspsychologin. Das heißt: Während Unterhaltungen, gemeinsamen Aktivitäten oder beim Essen hat das Handy nichts in der Hand zu suchen. Eltern sollten sich auch unbedingt selbst an diese Regeln halten, um ein gutes Vorbild zu sein.
Welches Handy eignet sich überhaupt als "Kinderhandy"?
In puncto "Kinderhandy" müssen das Alter des Kindes, die Funktionalität und die Sicherheitsfunktionen des Einsteigermodells berücksichtigt werden. Smartphones, die einfach und intuitiv zu bedienen sind, eignen sich besonders gut. "Modelle mit großen und hellen Bildschirmen können dazu beitragen, dass das Kind nicht überfordert wird. Eine gute Option wäre auch ein Smartphone mit vorinstallierten kinderfreundlichen Apps", so die Pädagogin. Außerdem sollten Eltern sicherstellen, dass das Handy für Kinder über Kindersicherungen verfüge, um unerwünschte Inhalte zu blockieren. Einige Smartphones wie etwa das Samsung Galaxy A13 bieten einen eigenen Kids Mode, mit dem sich das Surfen im Internet beschränken lässt und der altersgerechte Apps zur Verfügung stellt.
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