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Rechenschwäche Dyskalkulie? Symptome erkennen und richtig helfen!

Mädchen mit Dykalkulie hat Probleme, in der Schule mitzukommen
© Syda Productions / Adobe Stock
Immer Ärger mit Mathe? Dann hat dein Kind vielleicht Dyskalkulie. Hier erfährst du, wie man Symptome der Rechenschwäche erkennt – und wie du dein Kind mit der richtigen Therapie unterstützen kannst.

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Dein Kind hat Schwierigkeiten, Mengen richtig einzuschätzen - und auch grundsätzlich Probleme mit einfachsten Rechenübungen? Eine Dyskalkulie oder auch Rechenschwäche oder Rechenstörung genannt, offenbart sich bereits frühzeitig im Kindergarten- bzw. Grundschulalter. Wir zeigen, woran du Rechenschwierigkeiten erkennst und wie du deinem Kind helfen kannst!

Was ist Dyskalkulie bzw. eine Rechenschwäche?

Rechenschwäche oder Dyskalkulie ist das mathematische Gegenstück zur Legasthenie. Sie ist eine sogenannte Teilleistungsschwäche im Rechnen bei Kindern, die im Grunde leicht lernen bzw. sonst eher nicht durch Lernschwierigkeiten auffallen. Schülern mit Rechenschwäche fällt es schwer, Grundrechenarten zu automatisieren. Schon Erlerntes geht immer wieder verloren, wenn es nicht ständig geübt und wiederholt wird. Für sie sind Zahlen Zeichen ohne Symbolkraft und Mengen schwer einzuschätzen, was sich oft schon im Kindergartenalter zeigt.

Woran erkenne ich, ob mein Kind wirklich Dyskalkulie hat?

Dyskalkulie ist eine Teilleistungsschwäche im Rechnen – das heißt im Umkehrschluss: Kinder, die Rechenschwäche haben, sind auf anderen Gebieten mindestens durchschnittlich bis sogar überdurchschnittlich begabte Schüler. Schüler mit Rechenschwäche fallen typischerweise immer wieder auf das "zählende Rechnen" zurück, bei dem gern auch Finger zu Hilfe genommen werden, oder haben beispielsweise starke Schwierigkeiten, das Einmaleins zu behalten. Auch Schwierigkeiten beim Einschätzen von Mengen sind ein klassisches Symptom dieser Schüler, wobei die Ausprägungen natürlich individuell variieren.

Oft ein guter Gradmesser für Eltern ist die Frage: "Lernt mein Kind sonst gern, ist es aufgeweckt und interessiert, liest zum Beispiel schon oder schreibt tolle kleine Texte, hadert aber immer furchtbar mit den Matheaufgaben in und nach der Schule?" Dann lohnt es sich, genauer hinzuschauen, woher die Schwierigkeiten im Rechnen rühren – insbesondere dann, wenn dein Kind noch die Grundschule besucht, wo die Rechenvorgänge noch nicht allzu komplex sind. Auf alle Fälle sollte ein Test beim Fachmann oder einer Fachfrau gemacht werden.

Diagnose: Dyskalkulie liegt vor, wenn ...

  • der Intelligenzquotient des Kindes über 70 Prozent liegt.
  • die mathematische Leistung im Vergleich mit anderen im gleichen Alter in den unteren 10 Prozent liegt.
  • dies nicht Folge einer Krankheit, einer neurologischen Störung oder mangelhaften Unterrichtes ist (was zeigt, wie wichtig und schwierig eine Abgrenzung ist).
  • das Kind in Mathematik deutlich schlechter ist, als es seine Intelligenz vermute ließe.

Wer unsicher ist, ob sein Kind eine Rechenschwäche besitzt, kann sich beim Arbeitskreis des Zentrums für angewandte Lernforschung einen kostenlosen Symptom-Fragebogen herunterladen. Der lerngegenstandsbezogene Systemfragebogen ersetzt natürlich keine Diagnostik, sondern soll Eltern anregen, den Blick für eventuell vorhandene Probleme zu schärfen.

Welche Probleme gibt es bei der Diagnostik von Dyskalkulie?

Eine Schwierigkeit ist, dass viele Intelligenztests auch Fähigkeiten prüfen, die man für mathematisches Lernen braucht. Somit fällt ein IQ-Test bei einem rechenschwachen Kind automatisch etwas schlechter aus. Es kann also sein, dass die Abweichung von IQ und Mathetest zu klein ist, um eine Dyskalkulie eindeutig festzustellen. Auch Angst kann ein Mathe-Testergebnis natürlich leicht verfälschen. Hinzu kommt: Schüler, die Dyskalkulie haben, können durchaus noch von anderen Problemen wie ADS mitgeprägt sein. Die Unterscheidung und Abgrenzung der verschiedenen Themen ist nicht leicht für Eltern, aber auch Lerntherapeuten bzw. Lerntherapeutinnen brauchen Zeit dafür.

Auch wenn der Diagnoseweg vielleicht etwas mühsam ist: Wie bei der Legasthenie fördert ein frühzeitiges Erkennen der Dyskalkulie die Lernentwicklung maßgeblich. Für Schüler, die in Mathematik immer Schwierigkeiten haben, kann es eine enorme psychische Erleichterung sein zu wissen, dass sie nicht "dumm" sind. Für den eigenen Umgang der Kinder mit ihren Lernstörungen ist es wichtig zu wissen, dass ihre Rechenstörung "anerkannt" und unverschuldet ist und auch andere darunter leiden. Das heißt nicht, dass sie sich zurücklehnen können, denn auf sie wird eine Menge Lern- und Übungsarbeit zukommen. Aber psychisch werden sie sich entlastet fühlen, wenn sie sich selbst mehr Zeit beim Üben und Verstehen zugestehen dürfen.

Wie kann ich meinem Kind mit seiner Rechenschwäche helfen?

Inzwischen gibt es an vielen Orten in Deutschland Kurse und Beratung bei Rechenschwäche, um die richtige, individuelle Förderung für das jeweilige Kind zu finden. Es gibt heute gut erprobte Lernmethoden, Rechenverfahren und Tricks, um sich eine Automatisierung der Grundrechenarten anzueignen - für die Schüler heißt das vor allem: üben, üben, üben und dann wiederholen; aber eben unter dem Vorzeichen eines anderen Verständnisses der Schwierigkeiten, mit denen das Kind zu kämpfen hat. Um den Druck herauszunehmen, ist es sinnvoll, erst einmal die Fachleute ranlassen; erst dann macht die Rechentherapie zu Hause in enger Absprache Sinn.

Darüber hinaus können auch kleine Änderungen schon viel ausmachen. Es kann z.B. hilfreich sein, dass...

  • das Kind nah und frontal zum Lehrer sitzt, damit es möglichst viel vom Unterrichtsstoff mitbekommt.
  • es eine Zeitvorgabe bei erfüllbaren (Haus-)Aufgaben gibt - egal, ob alle Aufgaben gelöst sind oder nicht.
  • dem betroffenen Kind Kopfrechnen vor der Klasse oder Rechnen an der Tafel erspart bleibt, um die psychische Belastung zu minimieren.
  • das Kind von Herzen gelobt wird für seine Fortschritte.

Wer bezahlt die Förderung oder Therapie meines Kindes?

Dyskalkulie ist keine Krankheit im eigentlichen Sinne, wurde aber von der Weltgesundheitsorganisation WHO in die internationale Klassifikation der Krankheiten aufgenommen. Somit dürfen Staaten Krankenkassen verpflichten, die Kosten für eine Förderung zu übernehmen – in Deutschland wird davon aber bisher kein Gebrauch gemacht. Unter bestimmten Voraussetzungen werden die Kosten der Lerntherapie aber von Jugendämtern übernommen. Stichwort ist hier die "Eingliederungshilfe", die gewährt werden kann, wenn zu erwarten ist, dass das Kind andernfalls seelischen Schaden davonträgt. Das muss mit einem ärztlichen Gutachten belegt werden. Kein einfacher Weg also, aber einer, der den betroffenen Familien Kosten ersparen kann. Ganz umsonst gibt es aber das Wichtigste: liebevolle Unterstützung und Ermutigung zu Hause.

Gibt es einen Nachteilsausgleich für mein Kind?

Anders als bei der Legasthenie gibt es bei der Dyskalkulie leider allgemein keinen Nachteilsausgleich, der bundesweit gilt. Nur einzelne Länder haben Regelungen getroffen. Das heißt, dass in den meisten Bundesländern auch Kinder, die positiv auf Dyskalkulie getestet sind, genauso in ihrer Mathematik-Leistung gemessen werden wie Kinder ohne diese Lern-Einschränkung. 
 
Dennoch sollte die Schule und die betreffenden Lehrer natürlich in jedem Falle über die Diagnose informiert werden. Darüber hinaus macht es Sinn, die Lehrer mit Informationen zum Thema zu versorgen, damit die Lernförderung bzw. der Förderunterricht individualisiert werden kann. Dann kann man hoffen, dass auch bei der Notenvergabe ein Grundverständnis der Lernschwierigkeit da ist - zumal, wenn das Kind sonst gute Leistungen in der Schule zeigt. Das ist zwar kein klassischer Nachteilsausgleich, kann aber im Einzelfall helfen, den Druck rauszunehmen. Um eine gute Lernentwicklung zu ermöglichen, müssen Elternhaus und Schule jetzt besonders eng zusammenarbeiten, damit das Kind individuell gefördert wird.

Was weiß man über die Ursachen der Rechenstörung?

Viele Studien verweisen deutlich auf einen erblichen Faktor bei Dyskalukie, d. h. dass diese Teilleistungsschwäche familiär gehäuft auftreten kann. Und vielleicht tröstlich für das Kind, wenn auch Papa schlecht im Rechnen war. Die konkreten Ursachen für die mathematischen Defizite sind aber noch nicht ausreichend erforscht und geklärt. Einigermaßen sicher ist, dass bei der Erarbeitung mathematischer Rechenaufgaben und Rechenwege mehrere Gehirnregionen zusammenarbeiten und dass Dyskalkulie mit einer untypischen Entwicklung und Funktionsweise dieser Gehirnregionen einherzugehen scheint.

Hier gibt es Hilfe vom Fachverband:

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