Der Countdown bis zur Einschulung läuft. Gibt es den ultimativen Tipp, den Sie allen Eltern mit Vorschulkindern ans Herz legen?
Vielleicht diesen: Nehmen Sie Ihrem Kind nicht länger die Dinge ab, die es eigentlich selbst erledigen sollte.
Und das genügt schon?
Na ja, ich gebe diesen Rat oft und höre von vielen Eltern, wie schwer es ist, ihn wirklich umzusetzen. Denn ständig muss es schnell gehen, und dann werden die Reißverschlüsse oder die Knöpfe eben doch von Mama oder Papa zugemacht. Das gilt auch für die anderen Dinge: die schmutzige Unterwäsche, die abends doch nicht im Wäschekorb landet, der Verschluss, der neben der Zahnpastatube liegen bleibt, oder der Teller, der nicht in die Spülmaschine geräumt wird. Letztlich räumen die Eltern doch ihrem Kind wieder alles hinterher.
Warum ist das so schlimm?
Wer gewohnt ist, seine Sportsachen selbst einzupacken und daran zu denken, dass man sie auch mitnehmen muss, ist in der Schule eindeutig im Vorteil. Denn für ein Kind, das diese Dinge beherrscht, wird die Schule nicht zum Bermuda-Dreieck, weil es immer wieder Sachen vergisst, die am nächsten Tag spurlos verschwunden sind.
Wie können es die Eltern durchhalten, ihrem Kind nicht alles abzunehmen?
Natürlich ist es hart, seinem Kind bei seinen anfänglich umständlichen Bemühungen zuzuschauen – vor allem, wenn man selbst unter Zeitdruck steht. Da kann es helfen, wenn man sich klarmacht, dass man ihm bald auch im Unterricht und in der Pause nicht mehr helfen kann.
Stichwort Schulalltag: Was können Eltern noch tun, damit der Schulalltag möglichst reibungslos verläuft?
Die eigene Pünktlichkeit überprüfen. Im Kindergarten gibt es selten verbindliche Anfangszeiten. Das ändert sich bald. Und diese Umstellung ist so groß, dass man sie nicht unterschätzen sollte. Wenn die Eltern ab sofort für einen sehr geregelten Tagesrhythmus sorgen, verlaufen die ersten Wochen in der Schule garantiert reibungsloser. Auch recht hilfreich: Knifflige Kleidungsstücke aus dem Kleiderschrank des Kindes aussortieren, dann geht es morgens schneller! Kleine Trödler macht ein Wecker darauf aufmerksam, wenn die letzten zehn Minuten zu Hause angebrochen sind. Und dann gilt, auch wenn es schwerfällt: Nehmen Sie es hin, wenn die Dinge erst einmal nicht optimal verlaufen. Die künftigen Schulanfänger brauchen Zeit zum Üben. Ihre Eltern auch.
Und dann läuft der Schulstart reibungslos?
Möglicherweise nicht sofort. Der Schulalltag fordert Disziplin von Kindern. Manche fühlen sich von all den Regeln überrollt und reagieren auf dieses Ohnmachtsgefühl mit Streik. Dann ziehen sie sich zum Beispiel nicht länger allein an oder bummeln. Sie bekommen Wutanfälle, wenn etwas nicht gleich klappt, oder weinen schon bei Kleinigkeiten. Eltern macht dieses Verhalten hilflos und sauer, was die Situation natürlich verschärft.
Und was hilft?
Mit dem Kind zu reden und nachzufragen: "Was meinst du, wie können wir uns künftig besser verhalten?" Dadurch erhält es die Möglichkeit, die Kontrolle über seine Situation zu wahren. Außerdem bekommt es auf diese Weise das gute Gefühl, dass Disziplin eine Leistung ist und keine Unterwerfung. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, kann diszipliniertes Verhalten das Selbstwertgefühl von Kindern heben.
Einschulung Schulalltag organisieren

Organisation erleichtert den Schulstart
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Schulkinder müssen vor allem selbstständig sein, damit sie die Schulprozesse bewältigen. Wie Du Deinem Kind durch geregelte Abläufe den Schulstart erleichtern können, erklärt Grundschullehrerin und Verhaltenstherapeutin Bettina Henning.