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Statt Ferien An dieser Schule können Schüler:innen Urlaub nehmen

Ein Lehrer zeigt seinen Schüler:innen zwei Entenbabys
© Roman / Adobe Stock
Jedes Jahr dasselbe: Zu Beginn der Ferien steigen die Preise an den Urlaubsorten, die Autobahnen sind verstopft, und generell ist es überall voll – nur in den Schulen nicht. An dieser Schule ist das jetzt anders, hier können sich die Schüler:innen Urlaub nehmen.

Eigentlich war der Skiurlaub geplant, aber es liegt gar kein Schnee, für die meisten Schüler:innen in Deutschland heißt es dann einfach: Pech gehabt. Genauso wenn es in den Herbstferien einfach konstant durchregnet. Eine Schule in Dresden testet jetzt ein flexibleres Model. Die Universitätsschule möchte herausfinden, wie sich Unterricht und Organisation verändern, wenn die Schüler:innen ihren Urlaub frei wählen können.

Universitätsschule: Statt Unterrichtsfächern gibt es hier Projektarbeit

Die Universitätsschule ist ein gemeinsames Projekt der Landeshauptstadt Dresden und der Technischen Universität. Sie ist eine öffentliche und kostenfreie Gemeinschaftsschule in städtischer Trägerschaft. Das Besondere: Hier werden unter wissenschaftlicher Begleitung innovative Formen des Lehrens und Lernens erprobt. Der Schulversuch ist zunächst für 15 Jahre genehmigt. Aktuell lernen hier rund 600 Kinder in den Klassenstufen 1 bis 8.

Was ist anders an dieser Schule? Statt Stundenplänen gibt es Verabredungen, statt Fächern gibt es Projekte, statt Klassen Projektteams, statt Klassenzimmern reale Arbeitsräume – beispielsweise den Garten, eine Werkstatt, ein Labor, eine Küche oder eben einfach mal einen Schreibtisch. Das Ziel ist es, individuelle Lebenswege zu fördern, besondere Talente zu entfalten, Eigenverantwortlichkeit und Selbstverwirklichung zu fördern und auf die Individuen und ihre Einzigartigkeit zu schauen. Es geht mehr um Beziehung statt Erziehung.

Statt Ferien können sich Schüler:innen Urlaub nehmen

Auch das Feriensystem ist an dieser Schule anders. Statt festgelegte Wochen können sich die Schüler:innen Urlaub nehmen. Insgesamt gibt es dafür ein bisschen mehr als 40 Tage im Jahr. Einzige Bedingung: Die freien Tage müssen in Blöcken genommen werden, regelmäßig die Woche zu verkürzen, ist nicht erlaubt. Sie müssen mindestens zwei Mal zwei Wochen nehmen oder einmal drei Wochen am Stück.

Der Hintergrund für diese Regelung ist, dass Schüler:innen unterschiedlich viel Zeit zum Lernen benötigen. Aus Studien sei bekannt, dass gerade Schüler:innen aus sozioökonomisch benachteiligten Familien im Zeitraum der Sommerferien von sechs Wochen viel des Gelernten wieder verlieren, erläutert Anke Langner, Professorin für Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkt "inklusive Bildung" an der TU Dresden, dem MDR. Sie begleitet den Versuch wissenschaftlich.

Urlaub heißt frei, da gibt es keine zusätzlichen Aufgaben

Hinter der Regel des mehrwöchigen Urlaubs steckt jedoch auch der Gedanke, dass erst nach einiger Zeit ein richtiger Erholungseffekt einsetzt. Und Urlaub bedeutet dann auch, wirklich frei zu haben, es gibt keine Bücher, die gelesen werden müssen, keine Aufgaben oder anderes, sagt Anke Langner.

Es gibt aber auch Schließ- beziehungsweise Ruhezeiten. Im Sommer bräuchten die Lehrkräfte Zeit für die Vorbereitungen auf das kommende Schuljahr, und es stehe immer eine komplette Grundreinigung des Gebäudes an. Über Weihnachten gibt es ebenfalls eine Ruhephase. Zu diesen Zeiten wäre es sinnvoll, wenn möglichst wenig bis keine Schüler:innen da sind.

Schule arbeitet mit einem digitalen System zur Koordination

Die Schüler:innen lernen früh, dass sie sich in ihren Projekten abstimmen müssen. Hat ein Kind während eines Projektes Urlaub, dann muss bei der Verteilung der Aufgaben darauf geachtet werden. Unterstützt werden die Lehrkräfte und Schüler:innen von einem digitalen Schulsystem, dass genau aufzeigt, wer in welchen Projekten arbeitet und wann wer Urlaub hat. So kann im Notfall auch noch anderes Projekt gewählt werden. Das System ermöglicht es ebenfalls, dass kurze Urlaube – ein verlängertes Wochenende etwa oder eine Woche von Montag bis Freitag – jederzeit möglich sind. Nur die langen Urlaube müssten rechtzeitig angemeldet werden.

Die Planbarkeit der Urlaube erleichtert auch den Eltern die Planung ihres Jahresurlaubs. Nicht mehr nur auf die Schulferien angewiesen zu sein, erleichtert die Betreuung der Kinder und ist auch für den Geldbeutel nicht schlecht – der große Urlaub kann so außerhalb der Saison genommen werden. Mit diesem Konzept ist die Universitätsschule in Dresden Vorreiter – ähnliche Konzepte mit weniger planbaren Tagen gibt es Skandinavien und den USA.

Verwendete Quellen: mdr.de, tagesthemen.de, instagram.com, universitaetsschule.org

slr ELTERN

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