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Vertrauen und Selbstständigkeit Schulweg kann gefährlich werden – wegen der Eltern

Vertrauen und Selbstständigkeit: Zwei Mädchen gehen zusammen zur Schule
© michagehtraus / Adobe Stock
Allein zur Schule gehen ist ein wichtiger Baustein, der zum Schulalltag bei Schüler:innen im Idealfall dazugehört. Leider ermöglichen viele Eltern ihren Kindern diese Erfahrung nicht mehr.

Ob mit dem Rad, dem Roller oder zu Fuß – die meisten Erwachsenen können sich noch gut an ihren Schulweg erinnern. In meinen jungen Jahren war es selbstverständlich, dass Kinder allein zur Schule gingen. Klar, wer weit weg wohnte oder körperlich eingeschränkt war, wurde gefahren oder gebracht. Aber in meiner Erinnerung kam das selten vor.

Mir ist eine Mutter im Gedächtnis geblieben, die oft besorgt auf mich wirkte und ihre Töchter jeden Morgen mit dem Auto zur Schule fuhr, weil "es könne etwas passieren". Ich verstand das nicht. Zum einen, weil meine Mutter keine Zeit hatte, mich jeden Morgen zu fahren und zum anderen, weil ich mich so wunderbar selbstständig fühlte, wenn ich mit meinem Schulranzen auf dem Rücken das Haus verließ und stolz, ganz allein in Richtung Schule marschierte. Auf dem Weg traf ich Freund:innen und Klassenkamerad:innen, mit denen ich schon vor Unterrichtsbeginn eine gute Zeit verbrachte.

43 Prozent werden mit dem Auto gebracht

Laut Kinderhilfswerk gingen in den 1970er-Jahren noch 90 Prozent der Grundschüler:innen zu Fuß zur Schule. Heute scheint das jedoch nicht mehr so üblich zu sein. Immer häufiger verhindern Eltern scheinbar ihrem Nachwuchs diese wertvolle und wichtige Erfahrung. Eine Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2018 ergab, dass mehr als die Hälfte aller Grundschüler:innen jeden Morgen gebracht werden. Laut einer Erhebung des Bundesministerium für Digitales und Verkehr von 2022 werden sogar etwa 43 Prozent aller Kinder mit dem Auto zur Schule oder in den Kindergarten gefahren und dadurch gehe eine große Gefahrensituationenvor allem von den Elterntaxis aus.  

Vertrauen und Selbstständigkeit fördern

Gerade erst hat das neue Schuljahr begonnen und viele Kinder wurden eingeschult. Der Schulanfang ist eine besondere Zeit und schon ein großer Schritt in Richtung Eigenverantwortung. Das Kindergartenkind wird zum Schulkind – eine Phase, in der Erziehungsberechtigte ihre Kinder weiter beschützen wollen. Absolut richtig, dass Kinder in der Anfangszeit noch zur Schule begleiten werden. Allerdings fällt der nächste Schritt – das Kind allein in die Schule gehen zu lassen – vielen dann doch nicht leicht. Dabei ist der enorm wichtig für die Selbstständigkeit und sollte zum Schulalltag dazu gehören.

Kein Verständnis für den Straßenverkehr

Laut Experten können Eltern ihren Kinder zeigen, dass sie ihnen vertrauen und so tatsächlich Gefahren vermeiden. So sieht es auch der Kinderarzt Renz-Polster, der gegenüber dem Gesundheitsportal 24vita sagte, dass man Kinder indirekt in Gefahr bringe, wenn man ihnen keine Risiken zutraue – und der eigenständige Weg zur Schule gehöre dazu. Und auch der Verkehrsexperte Ronald Winkler sagt laut dem MDR beispielsweise, dass Kinder kein Verständnis für den Straßenverkehr entwickeln würden, "wenn sie von den Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht werden."

Auf Instagram teilt @quer_vom_BR dazu einen Beitrag. Dort heißt es, Eltern würden ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, um die Gefahr zu vermeiden, dass ihr Kinder Autounfälle auf dem Schulweg erleben müssten. Der Verkehrsclub Deutschland e.V. schreibt über die Forsa-Umfrage auf seiner Website, dass ein Drittel der befragten Lehrer:innen an Grundschulen mindestens wöchentlich eine gefährliche Situation vor der eigenen Schule erleben – verursacht durch Eltern, die ihr Kind mit dem Auto zur Schule bringen. Diese Zahl sei alarmierend. 

Wann ein Kind allein zur Schule gehen kann und wie Eltern helfen können  

Ratsam wäre es, den Schulweg mit Kindern zu üben. Ab der zweiten oder dritten Klasse ist es möglich, Kindern zu vertrauen und sie allein in die Schule gehen zu lassen. Folgende Punkte können Kinder dabei beispielsweise stärken und auch Eltern ein sicheres Gefühl geben: 

  • Geht den Schulweg einige Male zusammen
  • Beachtet, dass der kürzeste Weg nicht immer der sicherste Weg ist. Am besten wählt ihr eine Strecke aus, die im besten Fall mit möglichst wenigen Gefahrenpunkten auskommt.
  • Im Idealfall wählt ihr einen Weg, der nicht an einer Hauptverkehrsstraße liegt. Wenn das nicht anders geht, achtet darauf, dass die Straße immer an einer Ampel überquert wird.
  • Generell ist es ratsam, Gefahrenstellen mit dem Nachwuchs zu besprechen. 
  • Ein besonders wichtiger Punkt ist es, Lob auszusprechen und keine Angst zu vermitteln. Vielleicht erzählt ihr sogar von euren eigenen positiven Kindheitserinnerungen und Schulweg-Erlebnissen. So könnt ihr Mut und Lust an eure Kinder weitergeben. 

Ein weiterer Vorteil:

Nicht nur uns Erwachsenen, sondern auch Kindern tut ein aktiver Start in den Tag mit Bewegung und frischer Luft gut. Er fördert die Konzentration, die geistige Entwicklung und entspannt. In dem Sinne versuche auch ich mir ein Beispiel zu nehmen und zur Arbeit zu spazieren oder das Rad zu nehmen. Letztendlich leben wir es den Kindern ja vor. Und Ausnahmen sind ja vollkommen okay. 

Ihr möchtet noch mehr zu dem Thema lesen? In dem Artikel Ab wann kann mein Kind selbstständig zur Schule gehen? findet ihr weitere Informationen. 

Verwendete Quellen: zeit.de, 24vita.de, vcd.org, dkhw.de, mdr.de

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