Wenn Babys ungewöhnlich schnell auf die Welt kommen oder wenn die Wehen einfach früher einsetzen, als vermutet, soll das Projekt "Hebammen vor Ort" die Sicherheit und die Versorgung der Schwangeren und des Säuglings verbessern.
"Hebammen vor Ort" in Osthessen
Bisher gibt es das Pilotprojekt "Hebammen vor Ort", bei dem Rettungsdienste und Hebammen zusammenarbeiten, nur in drei Landkreisen in Deutschland, in Osthessen. Im November 2022 startete das Projekt im Main-Kinzig-Kreis, im Januar 2023 folgte der Landkreis Fulda, im Februar 2023 dann der Vogelbergskreis. Ab dem 1. März 2023 startet das Projekt nun auch im Main-Taunus-Kreis.
Versicherungsschutz war bislang ungeklärt
Ruft eine Schwangere den Rettungsdienst an, weil sie es nicht mehr ins Krankenhaus schafft und die Wehen in kurzen Abständen kommen, wird von der Leitstelle ein Rettungswagen zu ihr geschickt. Dank des neuen Projekts wird in Teilen in Osthessen jetzt auch zeitgleich eine Hebamme kontaktiert, die in der Nähe der Schwangeren wohnt.
Bisher war es so, dass die Leitstelle eine lange Liste abtelefonieren musste, um eine Hebamme zu finden. Oft seien diese nicht zum Einsatz bereit gewesen, weil der Versicherungsschutz nicht genau geklärt gewesen sei. Ab dem 1. März soll dies einfacher und unbürokratischer ablaufen. Denn ab sofort übernimmt der Landkreis die Beiträge zur Haftpflichtversicherung für die Geburtsunterstützung außerhalb des Krankenhauses.
Rettungssanitäter und Hebammen entscheiden gemeinsam
Die Hebamme muss ihre Mitarbeit zuvor angegeben und sich registriert haben. Über eine Notfall-App (oder in manchen Fällen telefonisch) wird sie alarmiert und fährt selbst zum Einsatzort. Bei der Schwangeren angekommen entscheiden Hebamme und Rettungssanitäter gemeinsam, ob die Schwangere in ein Krankenhaus gebracht werden kann oder ob eine Hausgeburt sinnvoller ist.
Eine der bereits registrierten Hebammen ist Nina Decher. Uns hat sie gesagt, dass ihr die Zusammenarbeit wichtig sei, weil sie oft von Frauen in ihrer Umgebung gefragt werde, was denn sei, wenn die Wehen einsetzen und sie Angst hätten, es nicht mehr in die Klinik zu schaffen, weil alle geburtshilflichen Abteilungen im Vogelsbergkreis schließen mussten und die nächste Klinik einen Anfahrtsweg von 40 Minuten hätte. Das habe oftmals große Unsicherheit und Angst ausgelöst.
"Es freut mich daher besonders, den Frauen jetzt ein Stück weit Sicherheit vermitteln zu können, in dem Wissen, dass eine Hebamme durch die Leitstelle hinzugerufen werden kann, sodass die Schwangere begleitet und gestärkt in die Klinik transportiert werden kann oder vor Ort bei der Geburt unterstützt wird." Decher sagt, dass sie sich sehr auf die Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst freue, auf neue Erfahrungen und hoffentlich viele glückliche Mamas.
Sicherheit ist das A und O
Im Main-Taunus-Kreis wird aktuell dazu aufgerufen, dass sich Hebammen für das Projekt registrieren lassen. "Wir wollen mit diesem Projekt werdende Mütter und die Einsatzkräfte noch mehr dabei unterstützen, einen sicheren Weg ins Leben zu ermöglichen", fasst Landrat Michael Cyriax zusammen. Und auch bei der Vorstellung des Projekts in Fulda sagte Vize-Landrat und Gesundheitsdezernent Frederik Schmitt (CDU), dass diese Zusammenarbeit mehr Sicherheit für Mutter und Kind bedeute. "Der Rettungsdienst kommt gern, aber die Mutter ist dann in Sicherheit, wenn eine Hebamme da ist."
Landrat Manfred Görig wünscht sich auch eine erhöhte Sicherheit, denn "Notärzte seien in der Regel nur während des Studiums mit dem Bereich der Geburtshilfe in Berührung gekommen". Wenn es dann bei der Geburt zu Komplikationen komme, stießen die Notfallmediziner und das Rettungspersonal schnell an ihre Grenzen. Also ein Schritt in die richtige Richtung.
Verwendete Quellen: faz.net, skverlag.de, mtk.org, fuldaerzeitung.de