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Im Laufe der Schwangerschaft stehen jeder Frau mindestens drei Basis-Ultraschalluntersuchungen zu, um die Entwicklung des Fötus beobachten und kontrollieren zu können. So steht es in den Mutterschaftsrichtlinien. Unter bestimmten Umständen kommt dabei auch die 3D-Technologie zum Einsatz.
Wie funktioniert Ultraschall?
Mit einem Schallkopf werden Ultraschallwellen an der Stelle, wo die Sonde aufgesetzt ist, durch den Körper gesendet. Das ist völlig schmerzlos, du bemerkst davon nichts. Die verschiedenen Gewebe werfen ein unterschiedliches Echo zurück, das der Sonograf, das angeschlossene Gerät, bildlich darstellt. So erscheinen bei der einfachen 2D-Aufnahme Flüssigkeiten auf dem Monitor schwarz, weiche Gewebe in verschiedenen Grauabstufungen und knöcherne Strukturen ganz hell.
Für das ungeübte Auge sind 2D-Ultraschallbilder nur schwer zu deuten, doch Fachleute können auf ihnen die unterschiedlichen Strukturen erkennen und beurteilen. Dagegen ergibt sich bei 3D-Aufnahmen auch für uns Laien ein ziemlich genaues Bild. Ihr ungeborenes Kind so konkret und lebensecht sehen zu können, ist für Eltern eine ganz besondere Erfahrung.
Zu den Basis-Untersuchungen der Schwangerschaftsvorsorge gehören drei Ultraschall-Screenings. Das erste findet zwischen der 9. und 12. Schwangerschaftswoche statt, das zweite in Woche 19 – 22 und das dritte in der 29. bis 32. SSW (lies auch unseren Artikel zu Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft und Ultraschall in der Schwangerschaft). Wenn du das möchtest, wird beim zweiten Termin ein erweiterter Basis-Ultraschall gemacht, der sich die Organe des Babys genauer anschaut.
Bei einer Risikoschwangerschaft, wenn es sich um eine Mehrlingsschwangerschaft handelt, oder wenn deine Gynäkologin oder dein Gynäkologe etwas Auffälliges beim zweiten Ultraschalltermin entdeckt, kann zwischen der 19. und 24. SSW der sogenannte Organ-Ultraschall oder auch sonografische Feindiagnostik (Lesetipp: Feindiagnostik Schwangerschaft) von spezialisierten Pränatalmediziner:innen durchgeführt werden.
Welche Sonografie-Varianten gibt es?
Neben dem einfachen 2D-Ultraschall stehen noch andere Technologien zur Verfügung:
- 3D-Ultraschall: Wird der Ultraschallkopf geschwenkt, sendet er die Wellen aus unterschiedlichen Winkeln. Der Sonograf berechnet daraus ein dreidimensionales, räumliches Bild, das viele Details erkennbar macht.
- 4D-Ultraschall: Die vierte Dimension bei 4D ist die Zeit. Das heißt, es können Bewegungen in einem Live-Video festgehalten werden.
- Doppler-Sonografie: Hiermit kann dein:e Ärzt:in den Blutfluss in den kindlichen Gefäßen, in der Plazenta und der Gebärmutter überprüfen (ab der 20. SSW, wenn vermutet wird, dass das Kind nicht ausreichend versorgt wird).
- Echokardiografie: Durch sie kann die Funktion des kindlichen Herzens überprüft werden, z. B. ob die Herzklappen richtig schließen.
Warum wurde das "Babyfernsehen" verboten?
Es ist doch toll, das noch ungeborene Kind im Bauch sehen zu können – für werdende Eltern bedeutet das einen ganz besonders emotionalen Moment, lange vor der Geburt! Sie können schon einmal Hallo sagen, bei den Gesichtszügen nach Familienähnlichkeiten Ausschau halten oder ihr Baby am Daumen lutschen sehen. Und doch wurde das sogenannte Babyfernsehen im Rahmen der veränderten Strahlenschutzverordnung im Jahr 2021 zum Schutz des Ungeborenen verboten. Die besagt nämlich: "Bei der Anwendung von Ultraschallgeräten zu nicht-medizinischen Zwecken darf ein Fötus nicht exponiert werden."
Damit wurde dieser rein kommerziellen Dienstleistung, die auch außerhalb von gynäkologischen Praxen und Pränatalzentren angeboten wurde und die viele Schwangere auf eigene Kosten in Anspruch genommen haben, ein Riegel vorgeschoben. Laut einer Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung entschieden sich immerhin vier von fünf Frauen für diese IGeL-Leistung, wenn sie ihnen angeboten wurde. Mehr über IGeL für Schwangere kannst du in unserem Artikel dazu nachlesen.
Doch ein Fötus im Mutterleib ist rechtlich gesehen eine schutzbefohlene Person, die selbst keinen Nutzen aus der Untersuchung zieht und die dem Vorgang mit seinen potenziellen Risiken und Nebenwirkungen nicht zustimmen kann.
Ist 3D-Ultraschall riskant?
Könnte man annehmen, oder? Vor allem, wenn das Verbot in der Stahlenschutzverordnung geregelt ist. Dabei handelt es sich auch bei der 3D-Technologie lediglich um Schallwellen und nicht etwa um Strahlen, wie beim Röntgen oder einer Computertomografie (CT).
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) kann Entwarnung geben und betont, dass Ultraschalluntersuchungen am ungeborenen Kind keine Gesundheitsbelastung darstellen. Die Methode werde seit Jahrzehnten angewendet und auch wissenschaftlich erforscht. "Dabei konnte in keiner einzigen Studie ein Hinweis auf eine Gesundheitsbelastung für den Feten gefunden werden", erklärt der Berliner DEGUM-Experte und Pränataldiagnostiker Dr. Kai-Sven Heling.
Zwar bedeuten 3D- und 4D-Aufnahmen eine höhere Schallbelastung als ein 2D-Ultraschall und mit Beginn der Knochenbildung wird deutlich mehr Schallenergie am Knochen absorbiert. Außerdem können die Wellen das Gewebe bei längerer Dauer minimal erwärmen. Doch dauert eine – medizinisch notwendige –Untersuchung meist nur wenige Sekunden, aus der sich nach heutigem Wissensstand kein Risiko ergibt. Beim Baby-TV, das nicht mehr erlaubt ist, wurden teilweise sehr lange Sitzungen angeboten und gebucht.
Unter welchen Umständen ist 3D-Ultraschall in der Schwangerschaft erlaubt?
Sofern eine Ärztin oder ein Arzt sie als medizinisch notwendig ansieht, kann ein 3D-Ultraschall bei den Basis-Ultraschallterminen, aber auch zu jedem anderen Zeitpunkt durchgeführt werden. Der Ablauf gleicht einer 2D-Aufnahme, nur die Darstellung ist eine andere, eine wesentlich deutlichere.
Besteht der Verdacht körperlicher Besonderheiten oder Fehlbildungen, macht das eine detailliertere, feindiagnostische 3D-Ultraschalluntersuchung erforderlich. Die Kosten dafür trägt die gesetzliche Krankenkasse. Dies ist mit medizinisch notwendig gemeint: ein Verdacht auf
- Herzfehler
- Gesichtsspalte, Lippenspalte
- Skelettdefekte
- Neuralrohrdefekte (z. B. Spina bifida)
Chromosomendefekte, wie etwa eine Trisomie, können dagegen nicht mit Ultraschall – weder mit 2D, noch mit 3D oder 4D – diagnostiziert werden. Teilweise können sie aber Hinweise geben. Zur Feststellung stehen dann spezielle Bluttests oder die Fruchtwasseruntersuchung zur Verfügung.
Wie aussagekräftig sind die Aufnahmen?
Das kommt auf den Zeitpunkt der Untersuchung, auf die jeweilige Technik und das Können der Ärztin oder des Arztes an. Unter Umständen wird dich deine Gynäkologin oder dein Gynäkologe an eine spezialisierte Pränataldiagnostik-Praxis überweisen.
Um sich das Ungeborene im Ganzen anschauen zu können, eignet sich die Phase zwischen der 12. und 16. SSW am besten. Einzelne Organe lassen sich im Detail erst später, etwa in der 25. bis 33. SSW untersuchen.
Ob sich aussagekräftige Bilder ergeben, hängt allerdings auch ein wenig von Mutter und Kind ab:
- Ist genügend Fruchtwasser vorhanden? Je geringer die Fruchtwassermenge, desto undeutlicher die Aufnahme.
- Wie dick ist die Bauchdecke? Bei schlankeren Frauen dringen die Schallwellen besser zum Kind durch.
- Dreht sich das Baby gerade weg? Zeigt es seine Rückseite, bekommt ihr nur gute Bilder von der hinteren Ansicht, und das Gesicht und die Vorderseite bleiben verborgen.
- Versperrt der Mutterkuchen die Sicht? Normalerweise sitzt die Plazenta am oberen Ende der Gebärmutter. Sie kann aber auch seitlich liegen, dann verdeckt sie möglicherweise das Baby beim Ultraschall.
Quellen:
- aerzteblatt.de: Ultraschall als „Babyfernsehen“ wird ab 2021 verboten, 17. Dezember 2020
- DEGUM: Ultraschall ist für Fetus zu keiner Zeit gefährlich, 24. April 2021
- Frauenärzte im Netz: 3D/4D-Ultraschall, Stand September 2021
- Gemeinsamer Bundesausschuss: Mutterschafts-Richtlinien, Stand 1. Januar 2022
- schwanger-mit-dir.de: Pränataldiagnostik. Nicht invasive Untersuchungen, zuletzt abgerufen 6.3.23
- Verbraucherzentrale: Schwangerschaft: Welche Untersuchungen zahlt die Kasse? 22. Dezember 2022