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Deine Frauenärztin, dein Frauenarzt hat etwas von Frühgeburtsrisiko gesagt? Und du fragst dich nur noch: Ab wann wäre es kein Frühchen mehr? Hoffentlich schaffen wir das! – Stopp! Ganz ruhig durchatmen. Ja, jedes Jahr werden etwa acht Prozent der Babys zu früh, das heißt vor Beginn der 38. Schwangerschaftswoche geboren (alles vor 37+0). Doch die Chancen dieser Babys stehen heute besser als jemals zuvor, den großen Fortschritten auf dem Gebiet der Neonatologie (Neugeborenenmedizin) und den vielen spezialisierten Perinatalzentren sei Dank. Das Wichtigste auf einen Blick.
Ab wann kein Frühchen mehr: Die Schallmauer
Ein Neugeborenes wird als Frühchen bezeichnet, wenn die Entbindung vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche stattfindet oder es bei der Geburt weniger als 2.500 Gramm wiegt. Jeder Tag nach 37+0 gilt also nicht mehr als zu früh. Ärzt:innen und Hebammen versuchen meist alles, um eine Frühgeburt bis zu diesem Termin hinauszuzögern. Denn jeder weitere Tag Schwangerschaft, jeder weitere Tag im Bauch der Mutter hilft dabei, dass die Lungen des Babys besser ausreifen können.
Das Geburtsgewicht: Es kommt drauf an
Jedes Neugeborene, das vor Beendigung der SSW 37 geboren wird, ist aus ärztlicher Sicht ein Frühchen – egal wie viel es zu dem Zeitpunkt auf die Waage bringt. Kommt ein Kind in SSW 37 zur Welt, beispielsweise bei 36+5, und wiegt über 3.000 Gramm, wird im Mutterpass dennoch "Frühgeburt" eingetragen.
Aber auch Babys, die nach dem errechneten Geburtstermin entbunden werden, also "reif geborene" Kinder, werden zu den Frühchen gerechnet, sofern sie unter 2.500 Gramm wiegen. Diese, Achtung: Fachbegriff, untergewichtigen Termingeborenen werden "echten" Frühgeborenen gleichgestellt, die Mütter haben somit ebenfalls Anspruch auf verlängerten Mutterschutz.
Die drei verschiedenen Frühchen-Stadien
Sehr frühes Frühchen: Offiziell gelten frühgeborene Babys ab SSW 24 als überlebensfähig. Expert:innen sprechen von einer sehr frühen Frühgeburt, wenn das Kind bis zu 32 Wochen im Bauch der Mutter heranwachsen kann. Zu dem Zeitpunkt ist die Lunge jedoch noch nicht ausgereift und das Baby musss meist beatmet und intensivmedizinisch betreut werden. Dank der guten Ausstattung hochmoderner, spezialisierter Perinatalzentren stehen ihre Chancen jedoch mittlerweile gut, ohne Spätfolgen zu gesunden Kindern heranzuwachsen.
Mäßig frühes Frühchen: Die Geburt findet in der Phase zwischen SSW 32 und SSW 34 statt. Wie die Extremfrühchen brauchen auch diese Babys zunächst Wärme im Inkubator (Brutkasten) und Flüssigkeit über eine Infusion. Meist bekommen sie abgepumpte Milch, bis sie kräftig genug sind, dass ihre Mütter sie selbst stillen können.
Spätes Frühchen: Über 70 Prozent der frühgeborenen Babys kommen nach der 34. Woche zur Welt. Sie sind so weit entwickelt, dass gesundheitliche Folgen eher unwahrscheinlich sind. Sie dürfen häufig sogar direkt mit den Eltern nach Hause.
Hier kannst du nachlesen, was Frühchen stark macht.
Welche Anzeichen eine mögliche Frühgeburt ankündigen
Woran du erste Anzeichen einer Frühgeburt erkennen kannst:
- Vorzeitige Wehen: Wenn sich der Bauch regelmäßig verhärtet oder es im Unterleib zieht wie bei der Menstruation. Wehen können sich auch nach ungewöhnlichen Rückenschmerzen anfühlen. Vielleicht hast du auch leicht blutigen Ausfluss, wenn sich der Schleimpropf, der den Muttermund während der Schwangerschaft abdichtet, gelöst hat.
- Blasensprung: Wenn schwallartig oder auch nur tröpfelnd Flüssigkeit (Fruchtwasser) aus der Scheide kommt.
Solltest du einen diese Hinweise bemerken, heißt das nicht zwangsläufig, dass die Geburt unmittelbar bevorsteht. Geh in diesem Fall – und natürlich immer bei starken Schmerzen oder vaginalen Blutungen während der Schwangerschaft – am besten sofort in die gynäkologische Praxis, eine Geburtsklinik oder die Notaufnahme. Dort lässt sich schnell herausfinden, ob es falscher Alarm war. Und wenn dein Baby wirklich schon kommen will, bist du dort einfach in den besten Händen.
Was du dafür tun kannst, dass dein Baby lang genug im Bauch bleibt
Häufig lässt sich nicht genau feststellen, aus welchem Grund eine Geburt schon einige Zeit vor dem errechneten Termin losgeht. Viele Faktoren zusammen oder auch einzelne Einflüsse können eine Rolle spielen. Manchmal ist es einfach Schicksal. Trotzdem kannst du ein paar Dinge tun (oder lassen) und so das Risiko einer Frühgeburt minimieren – so gut es geht.
- Nicht rauchen, keinen Alkohol trinken – Nikotin und Drinks sind Vitaminräuber.
- Zähne und Zahnfleisch checken lassen. Klinische Studien zeigen, dass eine Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates, etwa die Hälfte der Bevölkerung im Alter von 35 Jahren ist davon betroffen), das Risiko für eine Frühgeburt um das 7,5-Fache erhöht.
- Stress vermeiden oder so gut es geht durch gezielte Entspannungsübungen ausgleichen. Schwangere brauchen sich nicht in Watte packen, aber ihre Seele kann richtig viel Streicheleinheiten vertragen. Je entspannter die Mutter, desto besser geht es dem Kind in ihrem Bauch.
- Schwere körperliche Anstrengung vermeiden. Bewegung tut gut und hält den Kreislauf auf Trab, aber nicht übertreiben, nicht über die körperliche Belastungsgrenze gehen.
- Sich in fachliche Hände begeben und die Schwangerschaft begleiten lassen – von deiner Hebamme und deiner Gynäkologin, deinem Gynäkologen.
Quellen:
- Bundesverband Das frühgeborene Kind: Allgemeine Infos
- Frauenärzte im Netz: Früh- und Fehlgeburt
- Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.: Elternleitfaden Frühgeburt (Broschüre, Download 27.7.22)
- Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde: Parodontale Erkrankungen während der Schwangerschaft