Artikelinhalt
Ein Baby war eigentlich gar nicht geplant und du hast in den Tagen vor dem positiven Schwangerschaftstest noch Alkohol getrunken, Medikamente eingenommen oder geraucht? Dann machst du dir jetzt vielleicht Sorgen, ob dein Lebensstil deinem Kind geschadet haben könnte. In der Regel ist das aber nicht der Fall, denn in den Wochen der sehr frühen Schwangerschaft gilt das Alles-oder-nichts-Prinzip. Was das genau bedeutet und warum du Alkohol und Nikotin am besten auch schon in der Frühschwangerschaft meidest, erfährst du hier.
Was ist das Alles-oder-nichts-Prinzip?
Das Alles-oder-nichts-Prinzip entscheidet in den Wochen der sehr frühen Phase einer Schwangerschaft darüber, ob sich eine Eizelle nach der Befruchtung weiterentwickelt und in der Gebärmutter als Blastozyste einnistet oder als frühe Fehlgeburt abgeht.
Wurde die befruchtete Eizelle in der Frühschwangerschaft stark geschädigt, teilt sie sich nicht weiter und es kommt zu einem frühen Abgang, also einer sehr frühen Fehlgeburt. In den meisten Fällen wird dieser Abort als eine verspätete Regelblutung wahrgenommen, da viele Frauen zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts von ihrer Schwangerschaft wussten. Nistet sich die Eizelle hingegen als Blastozyste in der Gebärmutter ein, ist sie aller Wahrscheinlichkeit nach gesund.
Hast du in der Zeit zwischen Befruchtung der Eizelle und Einnistung in der Gebärmutter also potenziell schädliche Stoffe wie Alkohol oder Nikotin zu dir genommen, ist eine Schädigung deines Kindes sehr unwahrscheinlich. Denn wenn es zu einer Schädigung gekommen wäre, hätte sich die Eizelle nicht als Blastozyste eingenistet. Außerdem verfügen die embryonalen Stammzellen – also die Zellen, aus denen sich dein Baby entwickelt – zu diesem Zeitpunkt noch über eine Omnipotenz. Das bedeutet: Sie können sich noch in jede beliebige Zellart entwickeln. Diese Omnipotenz kann mögliche Schädigungen an den Zellen ausgleichen.
Wie lange gilt das Alles-oder-nichts-Prinzip in der Schwangerschaft?
Sobald die Eizelle befruchtet wurde, macht sie sich durch den Eileiter auf den Weg in die Gebärmutter, um sich dort als Blastozyste einzunisten. Bis zur Einnistung vergehen etwa zwei Wochen (10 bis 14 Tage) – und auch nur innerhalb dieses Zeitraumes gilt das Alles-oder-nichts-Prinzip. Das bedeutet: Mit Ende der 4. Schwangerschaftswoche (2. SSW nach Befruchtung) entwickelt sich der Embryo auch mit möglichen Schädigungen weiter.
Ab der 4. SSW gilt also möglichst: Zigaretten und Alkoholkonsum sind tabu! Denn sobald sich der Embryo in der Gebärmutterschleimhaut der Mutter eingenistet hat, kommt er über den mütterlichen Blutkreislauf und die Plazenta in direkten Kontakt mit den Schadstoffen. Etwa ab der 5. Schwangerschaftswoche beginnt zudem die sensible und störungsanfällige Grundlagenentwicklung der Organbildung. Kommt es innerhalb dieser Phase der Embryonalentwicklung (bis zur 10. SSW) zu Störungen, kann dies besonders schwere Fehlbildungen des Embryos zur Folge haben.
Alkohol und Zigaretten – warum sie so schädlich sind
Trinkt die werdende Mutter in der Schwangerschaft Alkohol oder raucht weiterhin Zigaretten, kann das der Entwicklung von Embryo oder Fötus schwer schaden.
Das sind die möglichen Folgen von Tabak- und Alkoholkonsum in der Schwangerschaft:
- Schäden an Zellen und Erbgut des Embryos
- Störungen der Organbildung
- erhöhtes Risiko für Lungenerkrankungen, Krebs und Allergien
- Frühgeburt, Fehlgeburt oder Totgeburt
- Entwicklung von Fehlbildungen wie Lippen-Kiefer-Gaumenspalten
- Wachstumsstörungen
- erhöhtes Risiko für den plötzlichen Kindstod (SIDS)
- Entwicklung des Fetalen Alkoholsyndrom (FAS)
- Störungen des zentralen Nervensystems
Darum gilt: So früh wie möglich auf alle Schadstoffe verzichten! Wenn du einen Kinderwunsch hast und planst schwanger zu werden, lass Alkohol und Zigaretten am besten schon vor dem positiven Schwangerschaftstest links liegen. Nimmst du zudem regelmäßig Medikamente ein, besprich dich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, ob diese potenziell schädigend für den Embryo sein könnten.
Und wenn die Schwangerschaft ungeplant war, gilt: Sobald du den positiven Test in der Hand hältst, am besten umgehend den Alkoholkonsum einstellen, nicht mehr rauchen und Medikamente gegebenenfalls anpassen. Wenn du dir unsicher bist, ob du dein Baby bereits geschädigt haben könntest, sprich mit deinem Gynäkologen oder deiner Gynäkologin. Sie haben die Entwicklung deines Kindes im Verlauf der Schwangerschaft genau im Blick und werden dir beratend zur Seite stehen.
Lese-Tipp: Hier erfährst du alles zu den Themen Fetales Alkoholsyndrom und Alkohol in der Schwangerschaft sowie Rauchen in der Schwangerschaft.
Quellen:
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Bin ich schwanger?, zuletzt aufgerufen am 08.03.2023.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Rundum – Schwangerschaft und Geburt, zuletzt aufgerufen am 08.03.2023.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Das Alles-oder-nichts-Prinzip, zuletzt aufgerufen am 08.03.2023.
- Frauenärzte im Netz: Rauchen in der Schwangerschaft und seine Folgen, zuletzt aufgerufen am 08.03.2023.
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Kein Alkohol in der Schwangerschaft, zuletzt aufgerufen am 08.03.2023.