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Blutungen in der Schwangerschaft – welche Ursachen gibt es?
Kommt es in der Schwangerschaft zu Blutungen, denken viele Frauen sofort an eine drohende Fehlgeburt. Doch das muss nicht zwingend der Auslöser sein – es gibt viele andere mögliche Gründe. Wir erklären, welche Ursachen wann infrage kommen können.
Harmlose Ursachen
- Einnistungsblutung: Wenn sich die befruchtete Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut einnistet, kann es dabei zu einer leichten, schmerzlosen Blutung kommen. Die Einnistungsblutung – auch Nidationsblutung genannt – ist harmlos und bedarf keiner Behandlung.
- Kontaktblutung: Während der Schwangerschaft sind Vulva und Gebärmutterhals deutlich besser durchblutet und empfindlicher. Dadurch kann es bei mechanischer Reizung – etwa durch Geschlechtsverkehr oder eine gynäkologische Untersuchung – schneller zu kleinen, blutenden Verletzungen kommen.
- Schmierblutung: Zu Beginn der Schwangerschaft kann es aufgrund von hormonellen Schwankungen zu leichten, schmerzlosen Schmierblutungen kommen.
- Zeichnungsblutung: Harmlos und ein gutes Zeichen – die sogenannte Zeichnungsblutung! Diese leichte Blutung signalisiert zum Ende der Schwangerschaft, dass die Geburt kurz bevorsteht und entsteht durch die Öffnung des Muttermundes. Sie kann zudem vom Abgang des Schleimpfropfes begleitet sein.
Ernste Ursachen
- Fehlgeburt: Eine Blutung in der Schwangerschaft kann auch auf eine Fehlgeburt hindeuten. Häufig geht diese mit ziehenden Unterleibsschmerzen und dem Abstoßen des Gewebes einher. Das Risiko einer Fehlgeburt ist in der Frühschwangerschaft – also den ersten 12. Schwangerschaftswochen – am höchsten.
- Blasenmole: Eine Blasenmole ist eine seltene Schwangerschaftskomplikation. Dabei wuchern die Zellen, aus denen sich Plazenta und Fruchtblase entwickeln sollen, unkontrolliert, während sich der Embryo entweder gar nicht oder nur stark geschädigt entwickelt. Symptome können Blutungen im ersten Trimenon sein.
- Eileiterschwangerschaft: Bei einer extrauterinen Schwangerschaft wie der Eileiterschwangerschaft nistet sich die befruchtete Eizelle nicht in der Gebärmutter, sondern im Eileiter ein. Beginnt der Embryo dort zu wachsen, wird der Eileiter gedehnt und kann im schlimmsten Falle reißen – was mit starken Schmerzen und Blutungen einhergeht.
In der zweiten Schwangerschaftshälfte kommt es eher selten zu Blutungen, die Ursachen dafür können aber gravierender sein:
- Plazentaablösung: Bei einer vorzeitigen Plazentaablösung löst sich der Mutterkuchen von der Gebärmutterwand ab, bevor das Kind geboren ist. Das kann zu einer Mangelversorgung des Babys und Blutungen mit starkem Blutverlust führen.
- Plazenta praevia: Bei einer Plazenta praevia liegt der Mutterkuchen ganz oder teilweise vor dem inneren Muttermund, was zu starken Blutungen führen kann. Die Diagnose wird in der Regel schon früh in der Schwangerschaft gestellt, zu Blutungen kommt es meist erst ab der 20. SSW.
- Frühgeburt: Tritt die Zeichnungsblutung deutlich vor dem eigentlichen Geburtstermin auf, droht unter Umständen eine Frühgeburt.
- Uterusruptur: Das Reißen der Gebärmutter ist eine seltene Komplikation. Hauptsächlich tritt sie nur während der Geburt auf, in sehr seltenen Fällen kann es auch in der Schwangerschaft zu einer Uterusruptur kommen. Die Symptome sind starke Blutungen und Schmerzen; aufgrund des drohenden Blutverlustes handelt es sich hierbei um einen lebensbedrohlichen Notfall.
Blutung entdeckt – was ist jetzt zu tun?
Zunächst einmal gilt: keine Panik! Bei mehr als der Hälfte der betroffenen Frauen haben Blutungen in der Frühschwangerschaft – also in den ersten drei bis vier Monaten – keinen Hintergrund, der die Schwangerschaft gefährdet. Trotzdem sollten Blutungen nie als Bagatelle abgetan werden: Suche in jedem Fall schnellstmöglich deinen Gynäkologen oder deine Gynäkologin auf – nur sie können mittels einer vaginalen Untersuchung und über eine Ultraschalluntersuchung die genaue Ursache herausfinden. Das gilt ganz besonders bei Blutungen im letzten Schwangerschaftsdrittel (3. Trimenon) oder der Diagnose Plazenta praevia.
Treten Schmerzen und stärkere, hellrote Blutungen auf, ist es ratsam, gleich eine Klinik aufzusuchen – auch wenn sich letztlich herausstellt, dass die Blutungen die Schwangerschaft nicht gefährden. Dies gilt übrigens zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft!
Wie werden Blutungen in der Schwangerschaft behandelt?
Die Behandlung richtet sich immer nach den Ursachen: Harmlose Schmierblutungen in der Frühschwangerschaft oder eine Blutung nach der Einnistung in der Gebärmutterschleimhaut verschwinden von allein und müssen nicht behandelt werden. Auch eine Kontaktblutung, die etwa durch Geschlechtsverkehr ausgelöst wurde, heilt in der Regel von selbst aus. In seltenen Fällen können Frauenärztin oder -arzt das verletzte Blutgefäß auch veröden oder bei starken Hormonschwankungen ein Medikament verordnen.
Liegt eine Blutung in der zweiten Schwangerschaftshälfte vor und stecken ernstere Ursachen wie etwa eine vorzeitige Plazentaablösung oder eine Plazenta praevia dahinter, können unter anderem ein geplanter Kaiserschnitt oder strikte Bettruhe nötig werden. Wichtig ist, dass du jede Blutung – ob nun im ersten oder letzten Schwangerschaftsdrittel – von Frauenärztin oder -arzt abklären lässt. Nach der Untersuchung werden diese mit dir gemeinsam besprechen, wie es jetzt weitergeht.
Lesetipp: Lies hier alles zum Thema vorzeitige Plazentaablösung!
Schwanger und trotzdem eine Regelblutung – geht das?
Nein, eine Regelblutung während der Schwangerschaft ist medizinisch gesehen nicht möglich. Schmierblutungen, Kontaktblutungen oder die Nidationsblutung in der frühen Schwangerschaft können aber mit dem Einsetzen der Menstruation verwechselt werden. Und auch eine sehr frühe Fehlgeburt kann als Regelblutung wahrgenommen werden.
Quellen:
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Fachgesellschaften e.V. (AWMF): S2k Leitlinie Peripartale Blutungen, Diagnostik und Therapie, zuletzt aufgerufen am 17.05.2023.