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Welt-Hebammentag 7 Dinge, die du nicht über Hebammenarbeit wusstest

Hebamme hört Bauch einer Schwangeren auf dem Sofa ab
© AntonioDiaz / Adobe Stock
Wusstest du, dass Geburten nur mit Hebammen in Krankenhäusern möglich sind? Oder dass du die Begleitung bis zum Ende der Stillzeit in Anspruch nehmen kannst? Was Schwangere wissen sollten.

Das Aufgabenspektrum von Hebammen ist riesig: Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit. Da gibt es einige Dinge, die viele Frauen nicht unbedingt auf dem Schirm haben. Sieben Dinge, die du wissen solltest.

Begleitung ab dem positiven Schwangerschaftstest

Dein Schwangerschaftstest ist positiv? Herzlichen Glückwunsch! Scheu dich nicht, schon jetzt mit der Suche nach einer Hebamme zu beginnen. Hä, wie bitte?, magst du denken. Bei so einem zweiten Strich auf dem Teststreifen schwirren dir alle möglichen Gedanken durch den Kopf, aber sicher nicht der an eine Hebamme. Trotzdem, den Anspruch darauf hast du, die Kosten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen. Und es gibt kein "zu früh" dran sein. Im Gegenteil, der Hebammenmangel erschwert die Suche während einer fortgeschrittenen Schwangerschaft.

Das Zögern hat oft den emotionalen Grund, dass Frauen die 12. Schwangerschaftswoche abwarten wollen, bevor sie an eine Hebamme herantreten – aus Angst vor einer Fehlgeburt. "Unsere Aufgabe als Hebamme ist eine Begleitung und Unterstützung in der gesamten Schwangerschaft", schreiben die Hebammen Anja und Marie auf ihrem Blog hallohebamme. "Und damit auch bereits in den ersten 12 Wochen. Auch wenn es zu einer Fehlgeburt kommen sollte, sind wir an deiner Seite."

Hilfe bis zum Ende der Stillzeit

Drei Monate nach der Geburt enden in der Regel die Besuche der Hebamme. Was wenige Frauen wissen: Solange du stillst, kannst du dich auch danach auf Kosten der Krankenkasse noch acht Mal mit Stillfragen an deine Hebamme wenden. Oder, wenn du nicht (mehr) stillst, dich zur Ernährung deines Kindes beraten lassen, bis es neun Monate alt ist. Auch eine Betreuung darüber hinaus ist möglich. Dafür brauchst du dann eine ärztliche Verordnung, die dir jede:r Ärzt:in ganz einfach ausstellen kann.

"Meine Hebamme hat mir die Stillzeit gerettet", sagt Antje aus Niedersachsen als Testimonial des Deutschen Hebammenverbands. Ein schmerzhafter Milchstau hätte ihre Stillzeit beinah beendet. Ihre Hebamme habe ihr Mut gemacht und stärkte ihr Vertrauen darin, dass sie in der Lage sei, ihr Kind zu ernähren. "Hätte ich diese Hilfe nicht gehabt, hätte ich aufgegeben."

Es gibt reine Hebammen-Kreißsäle

Es gibt tatsächlich spezielle Kreißsäle, in denen nur Hebammen das Sagen haben. Laut dem Deutschen Hebammenverband sind charakteristische Merkmale "die intensiven Anamnesegespräche durch Hebammen, die Eins-zu-eins-Betreuung,  ein minimaler Gebrauch medizinischer Interventionen und eine an den Bedürfnissen der Frau orientierte Geburtshilfe".

Louise aus Kiel hat ihre zweite Tochter in einem hebammengeleiteten Kreißsaal geboren. "Das ist so etwas wie eine Hausgeburt, nur in einem Krankenhaus", sagt sie in einem Video des Deutschen Hebammenverbands anlässlich des Welt-Hebammentags. "Das stellt sicher, dass ich stets in Begleitung erfahrener Hebammen bin – und in der Nähe von Ärzten." Ihre Hebamme habe sie nach ihren Wünschen für die Geburt gefragt und den Prozess sehr persönlich gestaltet. "Sie ermutigte mich auf meinen Körper zu hören, half mir meine Kräfte zu sammeln, zeigte die richtige Atemtechnik, gab mir Sicherheit und war während der gesamten Geburt ein Anker fürmich."

Im Netzwerk Hebammenkreißsaal sind deutschlandweit rund 30 solcher Kreißsäle organisiert. Allerdings ist der Begriff nicht geschützt. Zu dieser Zahl gehören also nur Hebammenkreißsäle, die sich den Kriterien des Deutschen Hebammenverbands angeschlossen haben.

Vorsorgeuntersuchungen durch die Hebamme

Manche Frauen nutzen es schon, andere wussten gar nicht, dass das geht: Die regulären Vorsorgeuntersuchungen kann auch deine Hebamme durchführen und alles notwendige im Mutterpass eintragen, du musst dafür nicht zum:r Frauenärzt:in. Als Schwangere entscheidest du selbst, wie viele der Vorsorgeuntersuchungen du bei deiner Hebamme oder in der Arztpraxis durchführen lässt. Oder es ist im Wechsel möglich zwischen Gynäkolog:in und Hebamme. Einzig die Ultraschalluntersuchungen kann deine Hebamme nicht machen.

Beleghebammen, eine Rundumbetreuung

Viele Schwangere würden die Geburt gerne mit einer Hebamme erleben, die sie bereits kennen. Doch das ist nicht die Regel. Bei Entbindungen im Krankenhaus ist völlig unklar, wen die Gebärende an ihre Seite bekommt, oft geht eine Geburt über (mehrere) Schichtwechsel. Anders ist das bei Beleghebammen, die dich schon vor der Entbindung regulär betreut – dann zur Geburt in die Klinik kommt, um dein Baby mit auf die Welt zu holen, und euch schließlich im Wochenbett begleitet. Der Vorteil: Ihr lernt euch während der Schwangerschaft kennen und deine Hebamme wird zu deiner Vertrauensperson, die deine Wünsche und Grenzen unter der Geburt kennt.

Solch eine Hebamme zu finden, ist extrem schwierig, denn es gibt nur noch wenige Beleghebammen. Das liegt daran, dass sie extrem teure Haftpflichtversicherungen in Kauf nehmen müssen, ebenso eine ständige Rufbereitschaft. Kümmere dich also so früh wie möglich, solltest du eine Beleghebamme wünschen. Die regulären Hebammenleistungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Die Rufbereitschaft musst du selbst zahlen. 

Unterstützung in Risikosituationen

In belastenden oder bedrohlichen Situationen kann es besonders hilfreich sein, eine Hebamme an der Seite zu haben. Hebammen können psychische und emotionale Unterstützung geben, während für das Ärzt:innen-Team die medizinische Seite im Vordergrund steht. 

Mandy, dreifache Mutter aus Magdeburg, erzählt in einem Video des Deutschen Hebammenverbands, dass ihr Sohn nach seiner Geburt in der 32. Schwangerschaftswoche auf der Neugeborenen-Intensivstation lag. In dieser aufreibenden Zeit habe ihr ihre Hebamme zur Seite gestanden. "Durch Besuche, Telefonate oder auch Nachrichten über das Handy gab sie mir Kraft, Halt, Zuspruch, und unterstützte mich in jeglicher Art und Weise."

Hebammen werden nur noch an Unis ausgebildet

Die Hebammenausbildung wurde reformiert. Seit 1. Januar 2023 kann in Deutschland keine schulische Ausbildung zur Hebamme mehr angefangen werden. Wer Hebamme werden will, muss studieren. Bachelorstudiengänge qualifizieren für den Beruf. So sollen die Berufsanwärter:innen unter anderem den Umgang mit neuesten Forschungsergebnissen lernen.

Verwendete Quellen: hallohebamme.de, kindergesundheit-info.de, hebammenverband.de, hebammen-niedersachsen.de, zdf.de

jwe ELTERN

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