Artikelinhalt
- Ab welchem Gewicht nehmen die Geburtsrisiken zu?
- Ab welchem Geburtsgewicht wird ein Kaiserschnitt nötig?
- Wie lässt sich das spätere Geburtsgewicht im Mutterleib ermitteln ?
- Weshalb gibt es immer mehr Neugeborene mit Übergewicht?
- Was führt zu dem Übergewicht im Mutterleib?
- Wie viel sollen Schwangere zunehmen?
- Wie setzt sich das zusätzliche Gewicht zusammen?
So soll es sein: Dein Baby im Bauch wächst und gedeiht, wird jeden Tag ein bisschen größer und schwerer. Die Freude darüber schlägt aber schnell in leichte Panik um, wenn sich die ärztliche Gewichtsprognose kurz vor dem Geburtstermin der Vier-Kilo-Marke nähert. Schließlich will und soll der Wonneproppen ja irgendwie seinen Weg aus dem Mutterleib finden.
Ab welchem Gewicht nehmen die Geburtsrisiken zu?
Kommentierte man früher ein kleines Dickerchen gerne mal mit "schön proper" oder "rund und gesund", ist die Freude über stattliche Grammzahlen inzwischen verhaltener. Denn ab bestimmten Grenzen kann es gefährlich für Mutter und Kind werden. Ab gut vier Kilo Geburtsgewicht spricht man von einem leicht erhöhten Geburtsrisiko, bei 4.500 Gramm ist das Geburtsrisiko deutlich erhöht. Über diese sogenannte Makrosomie erfährst du hier noch mehr.
Heute kommt etwa jedes zehnte Baby mit einem Gewicht von 4.000 Gramm oder mehr auf die Welt. Bei Babys in dieser Gewichtsklasse treten auch in einigen Fällen bereits gesundheitliche Probleme wie ein gestörter Blutzuckerhaushalt auf.
Die gute Nachricht: Ob das Geburtsrisiko steigt, entscheidet in erster Linie der Kopfumfang des Babys und nicht das absolute Gewicht. Ist ein Baby sehr lang und dadurch in der Regel auch schwerer als der Durchschnitt, hat das bei der Geburt keinerlei Einfluss auf den Verlauf. "Problematisch sind eher die 'komprimierten' Babys, die kurz und recht breit sind", so die Münchener Frauenärztin Angelika Rose-Meyer.
Die Statur der Mutter spielt ebenfalls eine wichtige Rolle: Eine große, kräftig gebaute Mutter wird weniger Probleme haben, ein Vier-Kilo-Baby auf die Welt zu bringen als eine kleine zierliche Frau.
Ab welchem Geburtsgewicht wird ein Kaiserschnitt nötig?
Das lässt sich nicht so pauschal beantworten. Generell bestehen folgende Geburtsrisiken bei übergewichtigen Babys:
- Das Kind passt nicht mehr durchs Becken und muss per Kaiserschnitt geholt werden.
- Das Verletzungsrisiko während der Geburt steigt (z. B. kann das Kind bei der Geburt mit der Schulter im Becken der Mutter hängenbleiben).
- Die Sauerstoffunterversorgung des Babys ist bedroht.
Dennoch rät Hebamme Halina von Stietencron: "Auch wenn klar ist, dass das Baby überdurchschnittlich schwer sein wird, sollten sich Schwangere nicht von vornherein zu einem Kaiserschnitt überreden lassen. Erst während der Geburt zeigt sich, ob eine Geburt auf natürlichem Weg nicht doch völlig unproblematisch möglich ist."
Frauen, die ein schweres Kind erwarten, sollten sicherheitshalber die Klinik als Geburtsort wählen. Sollte es zu einem Geburtsstopp kommen, kann das Kind hier per Kaiserschnitt geholt werden. "Zudem stimmen die Gewichtsprognosen in vielen Fällen nicht", meint Halina von Stietencron.
Wie lässt sich das spätere Geburtsgewicht im Mutterleib ermitteln ?
Die meisten Mütter möchten möglichst genau wissen, wie viel ihr Kind kurz vor der Entbindung wiegt, auch wenn die Gleichung "Großes Kind = anstrengende Geburt" nicht unbedingt stimmt.
Mit Ultraschall kann deine Gynäkologin oder dein Gynäkologe das Ungeborene exakt vermessen, der Computer rechnet die Daten hoch und spuckt eine aufs Gramm berechnete Vorhersage aus. Aber: Abweichungen von bis zu 300 Gramm sind trotz moderner Technik nicht auszuschließen.
Du kannst auch deine Hebamme fragen, wie schwer dein Kind sein wird. Sie nimmt dann ein Maßband und vermisst den Bauch nach einem bestimmten System. Außerdem tastet die Hebamme die Konturen des Babys nach. Abweichung bei der Hebammen-Prognose: in etwa 80 Prozent der Fälle um die 100 bis 200 Gramm, bei den restlichen 20 Prozent unter 300 Gramm.
Weshalb gibt es immer mehr Neugeborene mit Übergewicht?
Eine der Ursachen für den Anstieg der übergewichtigen Babys sehen Expert:innen in der Tatsache, dass Frauen ihre Kinder heutzutage immer später bekommen. Bei älteren Schwangeren übertragen sich Stoffwechselstörungen und Übergewicht vermehrt auf das Neugeborene.
Im Schnitt bringen die Deutschen ganz generell mehr Gewicht auf die Waage als noch vor einigen Jahren. Und auch Schwangere nehmen deutlich mehr zu als die Generationen davor. Waren damals zehn Kilo Gewichtszunahme das höchste der Gefühle, werden hier inzwischen oft keine Grenzen nach oben gesetzt.
Insgesamt treten bei übergewichtigen Frauen Schwangerschaftskomplikationen etwa fünf Mal häufiger auf als bei normal gewichtigen Frauen und auch die Geburt dauert in der Regel länger und endet häufiger mit einem Kaiserschnitt. Bei dieser Gruppe wird außerdem ein Schwangerschaftsdiabetes leichter übersehen.
Und schließlich trägt auch ein bittersüßer Grund zur Zunahme des Durchschnittsgewichts Neugeborener bei: Die Versorgung und Ernährung von Schwangeren wird immer besser – die Folge: Neugeborene, die stattliche Grammzahlen erreichen.
Was führt zu dem Übergewicht im Mutterleib?
Viele Frauen, auch völlig Normalgewichtige, leiden unter Schwangerschaftsdiabetes. Ihr Blut enthält zu viel Zucker, der direkt an das Ungeborene weitergegeben wird. Der Fötus kann nicht erkennen, wie viel Zucker er für seine Entwicklung benötigt und speichert ihn in seinen Organen, die aber meist noch nicht ausgereift sind.
Direkt nach der Geburt leiden diese Babys unter gefährlicher Unterzuckerung, weil der Zuckernachschub nach Abnabelung ausbleibt. Wird ein Schwangerschaftsdiabetes nicht behandelt, liegt das Übergewichts-Risiko der Kinder laut einer von der American Diabetes Association in Auftrag gegebenen Studie um 85 Prozent höher als bei gesunden Frauen.
Mit einer Behandlung des Schwangerschaftsdiabetes lasse sich dagegen nach Auskunft von Professor Andreas Plagemann von der Klinik für Geburtsmedizin der Charité in Berlin die Häufigkeit von Übergewicht bei Kindern halbieren. Noch bleiben viele Fälle von Schwangerschaftsdiabetes unerkannt, da die Teilnahme an dieser Früherkennungsuntersuchung, die in der 25.-28. SSW angeboten wird, freiwillig ist.
Die etwas Rechnung "schwere Eltern bekommen schwere Babys" geht nicht immer auf. Sicher ist aber der Einfluss der Gene und dass sich das Geburtsgewicht in gewisser Weise vererbt: Frauen, die selbst als Baby klein waren, bringen auch häufiger zierliche Babys zur Welt.
Eine Studie an der JiaoTong-Universität von Shanghai legt nun nahe, dass auch das (Über)Gewicht des Vaters eine Rolle spielt. So zeigte sich, dass bei 9,5 Prozent der Kinder dicker Väter (und normalgewichtigen Müttern) Makrosomie-Anzeichen im Mutterleib bestanden. Bei Kindern normalgewichtiger Väter zeigten sich diese nicht.
Wie viel sollen Schwangere zunehmen?
Das Bundeszentrum für Ernährung gibt lediglich an, die Gewichtszunahme von 10 bis 16 Kilogramm bei einer normalgewichtige Frau während der Schwangerschaft für angemessen zu halten. Die Leitlinie des US-amerikanischen Institute of Medicine (IOM) nennt etwas differenziertere Zahlen:
Empfohlene Gewichtszunahme | Ausgangsgewicht der Frau vor der Schwangerschaft |
12,5 – 18 kg | Untergewicht (BMI unter 18,5) |
11,5 – 16 kg | Normalgewicht (BMI 18,5 bis 24,9) |
7 – 11,5 kg | Übergewicht (BMI 25 bis 29,9) |
5 – 7 kg | Schweres Übergewicht (Adipositas, BMI über 30) |
Aber: Wichtiger als Kilo-Zählen ist es, nachzuschauen, wie die Gewichtskurve verläuft. Gibt es plötzliche Schübe von vier, fünf Kilo innerhalb weniger Tage oder nimmst du regelmäßig mehr als ein halbes Kilogramm pro Woche zu, solltest du zu deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt gehen. Denn das könnte ein Hinweis auf eine Präeklampsie sein, auch bekannt als Schwangerschaftsvergiftung.
Wie setzt sich das zusätzliche Gewicht zusammen?
Das Baby macht nur etwa einen kleineren Teil der Gewichtszunahme aus. So verteilen sich die Pfunde:
- Gebärmutter: 1000 Gramm
- Plazenta: 650 Gramm
- Die vergrößerten Brüste: je bis zu 400 Gramm
- Zunahme der Blutmenge, Gewebeflüssigkeit der Mutter, Fruchtwasser: 4000 Gramm
- Baby: 3300 Gramm
Die restlichen Kilo dienen als Energie-Reserven für die Stillzeit – angelegt in Fettpölsterchen.
Quellen:
- Familienplanung.de: Geburtsgewicht und Größe des Kindes, abgerufen 25.1.23
- Familienplanung.de: Kaiserschnitt – Gründe für die Operation, abgerufen 25.1.23
- Frauenärzte im Netz: Schwangerschaft – übermäßige Gewichtzunahme begünstigt hohes Geburtsgewicht des Kindes deutlich, abgerufen 25.1.23
- Gesundheitsinformation.de: Gewichtszunahme in der Schwangerschaft, abgerufen 25.1.23
- Meng Ma, Wei Zhang, Jie Zhang, Zhou Liang, Yanping Kuang, Wang, M.D: Effect of paternal body mass index on neonatal outcomes of singletons after frozen - thawed embryo transfer cycles: analysis of 7,908 singleton newborns, Fertility & Sterility Vol. 113 No. 6 / Juni 2020, abgerufen 25.1.23
- Robert Koch Institut: Themenblatt: Geburtsgewicht, abgerufen 25.1.23