Ich gehe meinen ganz eigenen Weg
Solange ich denken kann, ist das bei mir schon so: Ich gehe meinen ganz eigenen Weg. Dazu gehört, dass ich sehr aufmerksam in mich hineinhöre und ein gutes Gefühl dafür habe, was mein Körper, mein Geist und meine Seele brauchen. Diese Einstellung hat mich wunderbar durch die Geburt unseres ersten Kindes vor sieben Jahren gebracht. Ich war dafür im Krankenhaus, bin aber unmittelbar nach der Entbindung mit Mann und Baby nach Hause gefahren. Ich spürte, was zu tun ist - während der Geburt genauso wie im Umgang mit unserem Neugeborenen.
Deswegen war es eine für mich logische Entwicklung, das zweite Kind zwei Jahre später gleich zu Hause auf die Welt zu bringen. Weil in Spanien, wo wir damals lebten, Hausgeburten nicht üblich sind und der Einsatz einer Geburtshelferin an die 2000 Euro kostet, rief ich eine befreundete Hebamme in Deutschland an. Sie wollte gern kommen, musste aber vor mir eine andere Frau in ihrer Stadt entbinden. Weil so lange unklar war, ob ich Unterstützung haben würde bei der Geburt, haben mein Mann und ich uns sehr sorgfältig vorbereitet. Wir haben uns eine gute Klinik in der Nähe ausgesucht für den Notfall und uns in Büchern und im Internet akribisch über alles Wichtige informiert: Welche Vorkehrungen müssen wir treffen? Wie macht man das mit der Plazenta? Was, wenn ich Blutungen habe? Wann müssen wir medizinische Hilfe dazuholen? Ich war froh, dass mein Mann mich bei meinem Vorhaben unterstützt hat. "Ich trau dir das zu", sagte er. Ähnlich war es bei meiner Mutter - schließlich hat sie selbst meinen kleinen Bruder zu Hause auf die Welt gebracht.
Meine Freundin war im Grunde arbeitslos
Meine Freundin kam dann doch rechtzeitig. Aber sie war im Grunde arbeitslos: Ich habe es wunderbar allein hingekriegt, sie war einfach nur mit im Raum. Interessanterweise ist die Hausgeburt in anderthalb Stunden über die Bühne gegangen, während die im Krankenhaus zehn Stunden gedauert hatte. Für mich war das ein klarer Hinweis darauf, dass Intervention von außen den natürlichen Ablauf stört. Ich habe auch bei den darauffolgenden Geburten zu Hause gepresst, wenn ich das Bedürfnis hatte. Einfach, weil ich davon ausgehe, dass mein Körper weiß, was er tut. Und es hat weder mir noch den Kindern geschadet: Die Babys waren total fit, und ich habe keinen Riss erlitten.
Es klingt bestimmt für viele Frauen komisch, aber nach der ersten Hausgeburt hatte mich ein richtiger Spaß am Gebären gepackt. Bei der dritten Entbindung war von vornherein klar, dass meine Freundin dieses Mal nicht nach Spanien kommen könnte. Wir haben die beiden größeren Kinder vorher gefragt, ob sie dabei sein wollen, wenn das Baby kommt. Sie wollten gerne, und deswegen ließ ich sie einfach weiter um mich herum spielen, als zur Mittagszeit im Wohnzimmer allmählich die Wehen einsetzten. Als man das Köpfchen sehen konnte, habe ich ihnen gesagt, dass ihr Geschwisterchen jetzt auf die Welt kommen will. Und das tat es dann auch ganz schnell. Für die letzten Wehen hat mir das Geburtsseil gute Dienste geleistet, das ich ein paar Tage davor an der Decke angebracht hatte. Es war toll, als das Neugeborene dann plötzlich auf dem Wohnzimmerteppich lag und uns ganz ruhig ansah. Ganz friedlich und schön.
Nachdem die Plazenta geboren war, haben wir die Nabelschnur auspulsieren lassen, und mein Mann hat sie dann mit einer sterilen Schere durchtrennt. Den Rest haben wir mit einem Stück Zahnseide abgebunden. Das muss man bei einer auspulsierten Nabelschnur nicht zwingend machen, aber ich wollte das gern.
Die vierte Geburt Anfang dieses Jahres, jetzt wieder in Deutschland, hat noch nicht einmal eine Stunde gedauert. Dieses Mal wollte ich das Kind gern im Wasser auf die Welt bringen.
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