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Geburt unter Lachgas Geburt: Weniger Schmerzen mit Lachgas?

Frau atmet Lachgas ein
© dblight / iStock
Ja, Wehen tun ganz schön weh. Aber: Die Schmerzen können gelindert werden. Zum Beispiel mit Lachgas. Alles Wichtige über die Alternative zur PDA erfährst du hier.

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Bis zum errechneten Geburtstermin deines Babys ist es nicht mehr lange hin? Und deine Gedanken kreisen immer öfter darum, wie die Geburt sich wohl anfühlen wird? Dass die Wehen ordentlich wehtun, weißt du natürlich. Und davor hast du auch ein bisschen Angst. Klar, es gibt die PDA. Sie nimmt den Schmerz zuverlässig, ist aber auch ein medizinischer Eingriff: Dabei führt ein Anästhesist eine Hohlnadel zwischen zwei Dornfortsätzen der Wirbelsäule ein und schiebt dann einen schmalen Katheter­ bis in den Periduralraum (das ist der Bereich über der harten Rückenmarkshaut, also nicht das Rückenmark selber) vor. Von dort wirkt das Betäubungsmittel. Es heftet sich an die Nerven­fasern und verhindert, dass der Schmerz weiter­­geleitet wird.
 
Doch was, wenn du diese Form der Behandlung nicht möchtest oder sie bei der Geburt deines Kindes aus medizinischen Gründen nicht möglich ist? Gibt es auch sanftere Methoden, die Schmerzen zu lindern?
Ja, die gibt es. Zum Beispiel mit Lachgas. Vielleicht hast du schon einmal davon gehört, dass Zahnärzte es während der Behandlung einsetzen, damit ihre Patienten weniger Schmerzen empfinden und entspannter sind. Tatsächlich wurde das Schmerzmittel bis in die 70er Jahre auch in der Geburtshilfe angewendet. Damals waren die meisten Kreißsäle mit einfachen Buchsen ausgestattet. An sie konnte ein Schlauch mit Mundstück angeschlossen werden, schon hatte die gebärende Frau Zugriff auf das Betäubungsgas. Probleme beim Mischungsverhältnis und der Ruf der Partydroge brachten Lachgas allerdings in Misskredit. Die PDA setzte sich als effektivste Methode der Schmerzbehandlung durch und das Lachgas geriet in den Hintergrund.
Doch seit einigen Jahren ist das Gas wieder häufiger in deutschen Kreißsälen zu finden. Der Grund: Immer mehr Frauen wünschen sich eine möglichst natürliche Geburt ihres Babys und lehnen einen invasiven Eingriff, wie es eine PDA nun mal ist, ab.

Schmerzen Geburt

Was ist Lachgas überhaupt?

Lachgas
© ivstiv / iStock

Lachgas, auch Distickstoffmonoxid oder kurz N2O genannt, wird bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts als kurzzeitiges Narkosemittel in der Medizin eingesetzt und gehört in vielen Ländern wie den USA, Kanada oder Großbritannien zum Standard. Der Vorteil: Es wirkt entspannend, ist nicht giftig und verlässt den Körper nach der Behandlung wieder recht schnell.
In der Geburtshilfe wird das leicht süßlich riechende Gas in Form eines festen Gemischs aus 50 Prozent N2O und 50 Prozent Sauerstoff zum Inhalieren angeboten.

Wie wird Lachgas unter der Geburt angewendet?

Das Schmerzempfinden unter der Geburt ist von Frau zu Frau verschieden. Die einen haben bereits zu Beginn kaum auszuhaltende Wehen. Andere gelangen erst zum Ende der Geburt an ihre Grenzen. Das Gute: Lachgas kann die Schmerzen lindern und du kannst es zu jedem Zeitpunkt unter der Geburt inhalieren. Kliniken, die diese Behandlung anbieten, haben meistens bereits mobile Vorrichtungen für den Einsatz. Im Gegensatz zu früher ist die Gas-Sauerstoff-Mischung heute bereits fertig in Druckflaschen abgefüllt. Wenn du dich also für eine Schmerzbehandlung mit Lachgas entscheidest, müssen Hebammen und Ärzte nicht viel vorbereiten, Erleichterung ist schnell in Sicht. Du bekommst eine Maske, die du dir über Mund und Nase legst, und kannst das entspannende Gas sofort einatmen. Die Wirkung setzt nach nur wenigen Atemzügen ein. Das Gute: Du bleibst du bei der Anwendung von Lachgas zu jeder Zeit mobil, anders als bei einer Geburt mit PDA. Das heißt, du kannst dich im Kreißsaal bewegen, wie du möchtest und wie es dir guttut.
 
Wichtig: Die Wirkung von Lachgas setzt ca. 30 Sekunden nach dem ersten Einatmen ein. Daher ist es sinnvoll, gleich zu Beginn der Wehe damit beginnen.

Wie wirkt Lachgas bei der Geburt?

Frau bei der Geburt
© Trish233 / iStock

Noch ein Vorteil bei der Behandlung mit Lachgas: Es wirkt nur, solange es eingeatmet wird. Wenn du die Maske abnimmst, lässt die Wirkung nach zwei bis drei Atemzügen sofort wieder nach. So kannst du je nach Empfinden selbst bestimmen, wann und wie viel des Schmerzmittels du brauchst, um die Wehen auszuhalten. Es ist auch nicht schlimm, wenn du mal aussetzt und schaust, ob du wieder genügend Kraft hast, um den Schmerz ohne Betäubung auszuhalten.
Übrigens: Auch wenn die Gasmischung als Lachgas bezeichnet wird, führt sie nicht dazu, dass du unter der Geburt kichernd auf dem Boden liegst. Stattdessen nimmst du alles ein bisschen gedämpfter wahr. Etwa so, als hättest du einen kleinen Rausch. Neben der Schmerzlinderung wirkt Lachgas außerdem angstlösend und entspannend – beides von Vorteil für die Geburt deines Kindes.
Wichtig: Das Gas kann den Schmerz nicht komplett ausschalten, aber es nimmt den Wehen zuverlässig die Spitze. Ein weiterer Vorteil: Durch das Ein- und Ausatmen in eine Maske bist du ein bisschen konzentrierter bei dir und deiner Atmung. Was sonst noch so im Kreißsaal passiert, ob jemand hereinkommt oder rausgeht, nimmst du wahrscheinlich gar nicht wahr.
 

Muss ich denn lachen, wenn ich das Gas einatme?

Auch wenn der Name es nahe legt: Nein, du wirst nicht lachend im Kreißsaal liegen. Über die Herkunft der Bezeichnung gibt es unterschiedliche Ansichten. Am plausibelsten ist aber die Vermutung, dass der Name von den Euphoriezuständen herrührt, die enstanden, wenn die in früheren Zeiten höher dosierte Gasmischung eingeatmet wurde.

Welche Risiken und Nebenwirkungen gibt es für mich?

Frau bei der Geburt
© kipgodi / iStock

Lachgas ist als Narkosemittel nahezu nebenwirkungsfrei. Während der Einnahme kann es allerdings zu leichten Euphoriezuständen oder auch dem Gefühl von Benommenheit kommen. Wenige Frauen berichten von Übelkeit oder Schwindel. Da die Wirkung von Lachgas allerdings sofort nachlässt, wenn es nicht mehr eingeatmet wird, sind längerfristige Nebenwirkungen eher unwahrscheinlich. Im Gegensatz zu früher wird das Gemisch heute bereits fertig in Druckflaschen angeboten. So werden Fehler bei der Anwendung ausgeschlossen.

Wann kann Lachgas nicht zur Schmerzlinderung verwendet werden?

Lachgas als Schmerzlinderung kann nicht angewendet werden, wenn du eine Herzerkrankung hast oder einem Mangel an Folsäure oder Vitamin B12.
 
Achtung: Bei strengen Vegetarierinnen oder Veganerinnen kommt Vitamin B12-Mangel häufiger vor. Da der Körper das Vitamin allerdings braucht, um das Lachgas im Körper wieder abzubauen, ist es besser, vorab mit der Hebamme oder dem Arzt darüber zu sprechen.

Welches Risiko besteht für mein Baby?

Laut Hersteller des Gas-Sauerstoff-Gemischs bleibt das Baby aufgrund der kurzen Halbwertzeit der Betäubungsart unberührt. Deutlich zurückhaltender äußerten sich Mediziner jedoch in einer Gemeinsamen Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Zwar schreiben sie: „Die Apgar-Werte und neurophysiologischen Testergebnisse von Kindern, deren Mütter Lachgas unter der Geburt benutzt haben, unterscheiden sich nicht signifikant von denen, die keine Lachgas-Exposition hatten.“ Aber: „Es kann derzeit nicht mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden, dass Lachgas das Potential hat, Mutter, Neugeborenes und Personal schädigen zu können.“

Welche Vorteile hat Lachgas gegenüber einer PDA?

  • Lachgas wirkt sofort. Nur vier bis fünf Atemzüge reichen aus, um die volle Wirkung zu erlangen.
  • Du kannst selbst bestimmen, wann und wie viel Lachgas du einatmen möchtest. Eine Wehe aussetzen und fühlen, ob es nicht vielleicht doch ohne geht? Kein Problem!
  • Im Gegensatz zur PDA bist du weiterhin mobil und kannst dich im Kreißsaal frei bewegen. Wenn du möchtest, kannst du dein Kind sogar auf dem Geburtshocker oder in der Wanne zur Welt bringen.
  • Lachgas kannst du auch in der letzten Phase der Geburt noch anwenden. Bei einer PDA winken Hebammen dann oft schnell ab, weil das Baby meist schon da ist, bis der Anästhesist kommt, seine Vorbereitungen getroffen und die PDA gelegt hat.
  • Das Schmerzmittel hat wenige bis kaum Nebenwirkungen und wirkt außerdem beruhigend.
  • Für die Anwendung muss dir keine Spritze gegeben und kein Zugang gelegt werden.
  • Aufgrund der neuen Druckflaschensysteme ist eine Überdosierung nicht möglich.

Welche Nachteile hat Lachgas gegenüber einer PDA?

  • Die Wirkung hält nur solange an, wie du das Lachgas auch einatmest. Das heißt, dass du während der Wehe eine Atemmaske vor Mund und Nase halten musst.
  • Während der Inhalation des Gases bist du nicht schmerzfrei. Aber: Die Wehen werden erträglicher.
  • Lachgas sollte zur Linderung der Schmerzen nicht länger als sechs Stunden angewendet werden.
  • Manche Frauen klagen über Übelkeit oder Schwindel bei der Inhalation von Lachgas. Die Beschwerden klingen aber sofort ab, wenn das Gas nicht mehr inhaliert wird.

Wo kann ich mit der Unterstützung von Lachgas entbinden?

Immer mehr Kliniken in Deutschland bieten schwangeren Frauen eine Entbindung unter Lachgas an. Wenn du dich für diese Form der Schmerzbehandlung interessierst, frag am besten deinen Frauenarzt oder deine Hebamme, welche Klinik in der Umgebung dieses Schmerzmittel anbietet. Oder frag bei einem Infoabend des Krankenhauses direkt das Personal vor Ort.

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