Donnerstag, 24.11.22
5:00 Uhr Ich werde von einer heftigen Wehe geweckt. Die ganzen Tage vorher habe ich schon wehen, auch schon sehr regelmäßig aber nie sehr schmerzhaft. Nun zieht es ordentlich, ich versuche noch zu schlafen, aber das gelingt nicht mehr. Ich bitte meinem Mann, nicht arbeiten zu gehen und hoffe, ich halte es bis 7:30 Uhr aus, damit wir den kleinen in die Kita bringen können. (im Nachhinein sehr amüsant, wie ich denken konnte, ich hätte eventuell keine Zeit mehr) Abstände 8 Minuten.
7:00 Uhr Wehen immer noch da, mäßig stark Abstände 6-7 Minuten.
7:45 Uhr mein Mann fährt den kleinen in die Kita und holt sich etwas zum Frühstück. Ich muss die Wehen mittlerweile gut veratmen
8:00 Uhr Abstände werden kürzer - 5-6 Minuten.
8:40 Uhr Wir machen uns auf den Weg ins Krankenhaus – 20 Minuten Fahrzeit, Abstände sind mittlerweile bei 4 Minuten.
Ein Zentimeter nach 10 Stunden im Kreissaal? Puh ...
10:00 Uhr Etwas ernüchternder Befund, der Muttermund ist erst fingerdurchlässig, Wehen aber weiterhin alle 4 Minuten.
16:00 Uhr Bilderbuch-Wehen alle 3 Minuten, laut CTG hätte die Hebamme geschätzt, das Baby kommt gleich. Der Befund nach bereits 11 Stunden ziemlich starker Wehen. Nichts … immer noch nur fingerdurchlässig. Ich darf aber nicht nach Hause, da sie mich nach Sectio unter Kontrolle sehen wollen. Das nächsten CTG ist für 19 Uhr angesetzt.
19:00 Uhr CTG ist weiterhin wie im Bilderbuch, schöne Wehen, Abstände auf 4-5 Minuten zurück gegangen. Ich entscheide mich für eine Entspannungsbad. Danach sind die Wehen mit deutlich mehr Bums zurück, alle 2-3 Minuten. Dann der Hammerschlag: Muttermund bei 1 cm. EIN Zentimeter nach 10 Stunden im Kreissaal? Puh… das wird eine harte Nacht.
Die Oberärztin schlägt einen Kaiserschnitt vor
Die Oberärztin versuchte mich Richtung Sectio zu lenken, ich lehnte strikt ab, also entschied sie, die Wehen zu hemmen, da sie Angst um die alte Sectio Narbe hatte. Sie will den Druck mindern und mir eine Verschnaufpause geben. Ich kann tatsächlich ein wenig dösen. Die Wehen Abstände werden aber leider deutlich größer. Da ich im Kreißsaal bleiben muss, darf auch mein Mann bleiben.
Freitag, 25.11.22
6:00 Uhr Die Abstände werden wieder geringer und pendeln sich bei 4 Minuten ein.
8:00 Uhr nächste Tastkontrolle: 1-2 cm. Es folgt ein Ausbruch von Tränen und Verzweiflung. Ich wehe nun seit über 24 Stunden stark vor mich hin und es tut sich so gut wie nichts. Die Ärztin spricht Tacheles und kündigt den Kaiserschnitt erneut an, falls sich innerhalb der nächsten 2-3 Stunden nichts tut. Wir gehen spazieren, was das Zeug hält.
Endlich, ein gutes Zeichen
11:00 Uhr Befund: 2-3 cm. Da sich minimal etwas getan hat, kann ich mich durchsetzen und wir dürfen noch weiterkämpfen. Ich bin diesmal ganz klar und möchte mit jeder Zelle meines Körpers natürlich entbinden.
14:30 Uhr, der Schleimpfropf löst sich auf der Toilette. Endlich, ein gutes Zeichen!! Außerdem verliere ich etwas Fruchtwasser. Die Wehen sind weiterhin sehr stark und sehr regelmäßig. Ich bin mittlerweile seit knapp 30 h im Kreissaal. Es wird erneut getastet: 3-4 cm. Wow… immerhin, es tut sich endlich etwas, langsam aber sicher. Ich bitte um die PDA, denn langsam schwinden die Kräfte. Wir beschließen sie kurz wirken zu lassen und dann die restliche Fruchtblase zu sprengen um weiter Druck aufzubauen.
17:30 Uhr. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen... wir haben 4-5 cm geschafft. Sehr kleine Schritte aber ich bleibe motiviert, endlich kein Stillstand mehr. Die PDA hat mir neue Kraft gegeben. Die Wehen sind weiter super regelmäßig, aber ich habe kaum Schmerzen, sondern verspüre nur gut den Druck.
Der PDA geht die Puste aus
20:00 Uhr. Die PDA lässt nach, der Anästhesist ist im OP. Die Schmerzen bei den Wehen, sind fast unerträglich. Nach 45 Minuten kommt er endlich und wechselt die Pumpe. Vergebens, er hat vergessen die Pumpe zu aktivieren und ich muss warten bis erneut jemand aus der Anästhesie kommt.
22:30 Uhr Schichtwechsel der Hebammen. Wir haben es auf 7 cm geschafft. Ein erneutes Rechtfertigen, warum ich immer noch da bin und dass es jetzt Zeit sei für einen Kaiserschnitt. Ich wehre mich immer noch strikt, denn dem Kind geht es gut und mir auch, wenn nicht grad eine Wehe kommt. Aber wir haben es nach so langer Zeit so weit geschafft, jetzt gebe ich doch nicht auf! Sie sagt, sie ruft die Ärztin und die soll entscheiden…
23:30 Endlich kommt der Anästhesist erneut und stellt die Pumpe wieder ein. Was eine Wohltat. Kurz darauf kommt auch die diensthabende Ärztin und möchte sich selbst ein Bild vom Befund machen. 9-10 cm Muttermund. Yeah, wir haben es fast geschafft. Sie sagt ein Kaiserschnitt wird nicht mehr nötig sein, es geht bald los. Was eine Erleichterung. Die PDA zeigt nochmal volle Wirkung und ich döse ein. Mit dem Wissen im Hinterkopf, der Kaiserschnitt bleibt mir erspart, kann ich nochmal richtig entspannen.
Yeah, wir haben es fast geschafft
Samstag, 26.11.22
1:30 Uhr Ich wache auf. Die PDA sitzt wunderbar, ich habe kaum Schmerzen, aber verspüre enormen Druck. Ich bin super müde, die letzten Tage und Stunden haben mir viel abverlangt. Aber ich weiß: jetzt geht es los. Ich wecke meinen Mann, der neben mir im Kreißsaal auf dem Hocker eingeschlafen ist und sage ihm, er muss mich wachrütteln, es geht los. Er guckt mich an wie ein Pferd und weiß überhaupt nicht, was ich meine. Ich werde lauter und sage, das Baby kommt, hol die Hebamme. Die Hebamme kommt und fühlt: tatsächlich, sie spürt das Köpfchen ordentlich drücken. Sie ruft die Ärztin dazu, und beide geben mir das Go, wenn ich möchte, darf ich pressen. Und ich merke, wie der Druck sich enorm aufbaut und presse drauf los. 2 Presswehen und die beiden bestärken mich, ich habe das Gefühl es läuft super. Und das tut es auch. Bei der 3. Presswehe wird ein kleiner Schnitt gemacht, das Köpfchen kommt sofort raus. Noch einmal pressen und auch der Rest kommt hinterher. DER Schrei Wow - ich habe es wirklich geschafft. Mein kleiner großer Wonneproppen ist geboren.
Ich würde es wieder so machen
Mein Mann und ich weinen, vor Glück, vor Freude, vor Stolz. Finn - 4180 g - 58 cm - 1:56 Uhr Wir konnten glücklicher nicht sein und ich war einfach nur stolz, es so durchgehalten zu haben Glaubt an euch! Ein Kaiserschnitt bedeutet nicht immer Kaiserschnitt. Trotz des sehr langen und anstrengenden Weges würde ich es immer wieder so machen. Diese Geburt war so viel selbstbestimmter und klarer als die erste. Ich bin sehr froh, das erlebt zu haben.
Diese Geschichte ist die persönliche Erfahrung einer Mutter/eines Vaters aus unserer Community. Der Inhalt wurde nicht redaktionell überprüft und gibt nicht die Meinung der Redaktion wieder.
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