Im Kopf ist eine Geburt oft etwas Schönes und Magisches, etwas, das mit Vorfreude erwartet wird. Gerade deshalb kann es bei Betroffenen, die Geburtstraumata erfahren, schwerfallen, darüber zu sprechen und das Erlebte richtig zu verarbeiten. Etwa 100.000 Frauen haben nach der Geburt peripartale psychische Reaktionsformen wie die peripartale oder postpartale Depression, eine Angststörung, Zwangsstörung oder Geburtstrauma. Das berichtet die Selbsthilfeorganisation Schatten und Licht e.V.. Reaktionen, von denen auch Partner:innen betroffen sein können – auch Väter, wie Familientherapeutin Rachel Diamond auf Psychology Today erklärt.
Wie sich Geburtstraumata bei Männern äußern
Die traumatische Geburt einer geliebten Person mitzuerleben, könne sich unterschiedlich bei Vätern zeigen, erklärt die Therapeutin. Hier sind einige der gängigen Symptome:
- Gefühle von Angst
- Albträume
- Das Erfahrene wird in Flashbacks immer wieder erlebt
- Probleme in der Beziehung oder beispielsweise sexuelle oder intime Schwierigkeiten
- Schwierigkeit, eine Verbindung mit dem Baby aufzubauen
Für viele Väter sei es außerdem schwierig, sich anderen anzuvertrauen. Denn oft sei das Bild des "starken Mannes", der keine Schwäche zeigen darf, noch fest in den Köpfen der Menschen verankert.
Manche Männer haben ein höheres Risiko
Ob Männer die Geburt des Kindes als traumatisch erleben, kann laut Diamond von diversen Faktoren abhängen:
- ein höheres Alter des Vaters
- der Vater hat bisher nur wenige Kinder oder die Komplikationen entstehen beim ersten Kind
- die mentale Gesundheit war zuvor bereits belastet
- wenn der Vater sich bei der Geburt nicht sicher fühlt und nicht weiß, wie er die geliebte Person unterstützen soll
Bei der Geburt auftretende Faktoren
Gewisse Umstände bei der Geburt können ebenfalls zu Traumata führen. Beispielsweise, weil die Gebärende zum ersten Mal schmerzerfüllt gesehen wird oder weil das Baby viel früher kommt als erwartet. Auch eine ungeplante Schwangerschaft oder eine schlechte Kommunikation mit medizinischem Personal wie Ärzt:innen oder Hebammen während der Geburt können zu einem Trauma führen. Gerade dann, wenn es bei der Geburtshilfe oder bei der Geburt zu Komplikationen kommt und die Unsicherheit über das Wohlbefinden der geliebten Person oder des Babys sehr groß ist.
Wie können Väter das Risiko senken?
Familientherapeutin Rachel Diamond rät bevorstehenden Eltern, sich die Hilfe einer Geburtsbegleiterin zu besorgen. Sie sorgen während der Geburt kontinuierlich für Information und unterstützen die werdenden Eltern vor allem auf emotionaler Ebene. Vorbereitungskurse während der Schwangerschaft sollten ebenfalls zusammen besucht werden, damit der Vater mehr Selbstvertrauen hinsichtlich der Geburt und des Elternseins aufbauen könne, so Diamond. Vielen Vätern falle es außerdem schwer, sich nach einem erlebten Geburtstrauma Hilfe zu holen. Teilweise würden sie sich erst Jahre später professionelle Unterstützung suchen. Dabei sei eine Therapie nach einem Geburtstrauma für Betroffene sehr wichtig. Oft sei es sinnvoll, das Erlebte mithilfe einer Paartherapie zu verarbeiten.
Die auf Psychology Today verwendeten Studien gehen von Vätern und Müttern aus. Natürlich können auch Menschen in queeren Beziehungen eine Geburt erleben und traumatische Situationen ausgesetzt sein. Eine Geburt, bei der das Kind oder die schwangere Person in Gefahr war, ist für alle Menschen schwer zu verarbeiten. Sollten du oder dein:e Partner:in mit Komplikationen bei der Geburt eures Kindes konfrontiert gewesen sein, kann es euch helfen, euch an eine:n lokale:n Therapeut:in oder eine Selbsthilfeorganisation zu wenden.
Verwendete Quellen: schatten-und-licht.de, psychologytoday.com