Artikelinhalt
- Was ist ein Nabelschnurvorfall?
- Wie häufig kommt diese Komplikation vor?
- Warum ist ein Nabelschnurvorfall so gefährlich?
- Ursachen: Wann kann es zum Vorfall der Nabelschnur kommen?
- Woran erkennt man diese Geburtskomplikation?
- Was passiert in so einem Notfall?
- Richtig handeln: Wie verhältst du dich am besten?
Selten, aber gefährlich: Ein Nabelschnurvorfall kann im schlimmsten Fall Lebensgefahr für das ungeborene Kind bedeuten. Daher ist es wichtig, den Notfall früh zu erkennen und schnell zu handeln. Wir haben alle wichtigen Informationen für dich zusammengefasst.
Was ist ein Nabelschnurvorfall?
Ein Nabelschnurvorfall gilt als Notfall in der Geburtshilfe. Dabei rutscht ein Teil der Nabelschnur bei geöffneter Fruchtblase zwischen den Fötus und den Geburtskanal. Setzen nun Wehen ein, die das Baby immer tiefer ins Becken rutschen lassen, wird Druck auf diesen vorgefallenen Teil der Nabelschnur ausgeübt. Das Baby muss sich daran vorbei durch den Geburtskanal schieben und kann die Nabelschnur so abklemmen, wodurch es zu einer schlechteren oder sogar unterbrochenen Blutzirkulation kommt.
Wie häufig kommt diese Komplikation vor?
Zum Glück handelt es sich um eine sehr seltene Komplikation in der Geburtshilfe: Ein Nabelschnurvorfall kommt bei 0,2 bis 0,6 Prozent aller Geburten vor. Allerdings gibt es Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen. So lagen die Kinder bei fast der Hälfte aller betroffenen Geburten in Beckenendlage oder in Querlage. Auch sehr kleine und leichte Babys, Frühgeborene oder Mehrlinge sind häufiger von einem Nabelschnurvorfall betroffen.
Warum ist ein Nabelschnurvorfall so gefährlich?
Die Nabelschnur versorgt den Fötus über die Plazenta mit Nährstoffen und Sauerstoff. Ist die Blutzirkulation der Nabelschnur durch das Abklemmen unterbrochen oder stark beeinträchtigt, kommt es zu einer akuten Plazentainsuffizienz – also einem Sauerstoffmangel des Fötus. Dadurch verlangsamen sich die kindlichen Herztöne und das Gehirn wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Infolge dieser Komplikation kann es zu Behinderungen oder – im schlimmsten Fall – sogar zum Tod des Babys kommen. Daher ist es wichtig, dass der Nabelschnurvorfall schnell erkannt wird: Je länger die Unterversorgung dauert, desto größer ist die Gefahr für das Kind.
Ursachen: Wann kann es zum Vorfall der Nabelschnur kommen?
Wenn der unten liegende Teil des Fötus die Gebärmutter oberhalb des Geburtskanals nicht ausreichend abdichtet, kann sich in sehr seltenen Fällen ein Teil der Nabelschnur an ihm vorbeischieben. Ist die Fruchtblase noch geschlossen, spricht man von einem Vorliegen der Nabelschnur. Platzt nun die Fruchtblase auf, durch einen frühzeitigen Blasensprung oder durch den Beginn der Geburt, kann dieser vorliegende Teil der Nabelschnur vor dem Fötus herausfallen: Es kommt zu einem Nabelschnurvorfall.
Aus diesem Grund kommt dieser Notfall auch vor allem bei Geburten aus Beckenendlage oder Querlage vor: Da hier nicht, wie in den allermeisten Fällen, der Kopf das Becken abdichtet, kann die Nabelschnur leichter am Fötus vorbeirutschen. Das gilt ebenso für sehr kleine Babys – auch hier ist einfach mehr Platz in der Gebärmutter vorhanden.
Woran erkennt man diese Geburtskomplikation?
Sinkt die Herzfrequenz des Fötus nach einem Blasensprung plötzlich ab, kann dies ein Indiz für einen Nabelschnurvorfall sein. Die Hebamme wird dann versuchen, die Nabelschnur vor oder neben dem vorangehenden Teil des Kindes zu ertasten. Manchmal ist die Nabelschnur auch direkt sichtbar und die Diagnose ist schnell gestellt.
Was passiert in so einem Notfall?
Wird ein Nabelschnurvorfall diagnostiziert, leiten Hebammen, Geburtshelfer und Ärzt:innen sofortige Notfallmaßnahmen ein:
- Das Becken der Schwangeren wird umgehend hochgelagert, um den Druck auf die Nabelschnur so gut es geht abzumildern.
- Befindet sich die werdende Mutter noch nicht in einem Krankenhaus, wird umgehend ein Liegendtransport veranlasst.
- Die Hebammen versuchen, das Kind mit der Hand durch die Vagina hochzuschieben oder hochzudrücken, um die Nabelschnur bis zur Geburt zu entlasten.
- Die Schwangere bekommt einen Zugang gelegt und ein wehenhemmendes Mittel verabreicht, die sogenannte Notfalltokolyse.
- Ist die Nabelschnur bereits so weit herausgefallen, dass sie sichtbar ist, wird sie zum Schutz mit einem feuchtwarmen Tuch umhüllt.
Handelt es sich um eine Beckenend- oder Querlage, eine Frühgeburt oder eine Mehrlingsschwangerschaft, muss bei einem Nabelschnurvorfall anschließend sofort einKaiserschnitt durchgeführt werden. Nur wenn der Muttermund komplett eröffnet ist, der Fötus in Schädellage liegt und die Mutter bereits mindestens ein Kind vaginal entbunden hat, kann zunächst versucht werden, durch verschiedene Beckenhochlagerungen ein Zurückrutschen der Nabelschnur zu erreichen. In der Regel führt aber kein Weg an einem Kaiserschnitt vorbei.
Richtig handeln: Wie verhältst du dich am besten?
Auch wenn die Wahrscheinlichkeit für einen Nabelschnurvorfall sehr gering ist: Wenn dein Kind in Beckenend- oder Querlage liegt und du einen Blasensprung hast, lege dich umgehend hin und lagere sofort dein Becken hoch. Dann rufst du einen Rettungswagen und veranlasst einen Liegendtransport ins Krankenhaus. Dasselbe gilt bei einem frühzeitigen Blasensprung – auch hier kann die geringe Größe des Kindes das Risiko für den Vorfall der Nabelschnur erhöhen. Und wenn der schwallartige Abgang von Fruchtwasser ausbleibt und du dich fragst, ob es sich wirklich um eine geplatzte Fruchtblase handelt: Ein kontinuierlicher Abgang von geruchsneutraler Flüssigkeit, die sich nicht zurückhalten lässt, deutet auf den Verlust von Fruchtwasser hin.
Quellen:
- Stiefel, Andrea et al. (Hrsg.): Hebammenkunde: Lehrbuch für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf, 5. Auflage, Hippokrates Verlag, Stuttgart 2013.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Nabelschnurvorfall, zuletzt aufgerufen am 23.08.2022.
- Feige, Axel; Halle, Horst: Beckenendlage, Querlage und Nabelschnurvorfall, zuletzt aufgerufen am 23.08.2022.