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Scheidenriss Alles Wichtige zu Geburtsverletzungen der Vagina

Scheidenriss: Mutter hält ihr neugeborenes Baby im Arm
© Phoompiphat / Adobe Stock
Ein Scheidenriss ist eine Geburtsverletzung der Vagina. Hier erfährst du alles zu Ursachen, Behandlung und Heilungsprognose. Außerdem haben wir Tipps, mit denen du die Heilung unterstützen kannst.

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Ein Scheidenriss zählt zu den selteneren Geburtsverletzungen bei Frauen – bei Geburten ohne Komplikationen ist das Risiko dafür sehr gering. Was das Risiko einer Rissverletzung hingegen begünstigt und wie du einer Verletzung des Scheidengewebes unter der Geburt vorbeugen kannst, erfährst du hier.

Was ist ein Scheidenriss?

Ein Scheidenriss ist eine blutende Rissverletzung im Scheidengewebe, die bei vaginalen oder vaginal-operativen Geburten in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten kann. Hierbei können alle Abschnitte der Vagina von einem Einriss betroffen sein ­– vom Scheideneingang bis hoch ins Scheidengewölbe nahe der Gebärmutter. Möglich ist zudem eine Kombination des Scheidenrisses mit einem Dammriss, Labienrissen oder einem Zervixriss.

Genauer unterschieden wird zwischen einem isolierten und einem hohen Scheidenriss:

  • Isolierter Scheidenriss: Bei einem isolierten Scheidenriss reißt die Scheidenwand mittig oder beidseitig am Scheideneingang ein, der Damm bleibt aber intakt.
  • Hoher Scheidenriss: Bei einem hohen Scheidenriss – auch tiefer Scheidenriss genannt – kommt es zu einem Einriss im Gewebe des Scheidengewölbes (dem hinteren Scheidenanteil). Diese Risse können stark bluten und bis an den Gebärmutterhals (Zervixriss) heranreichen.

Was ist der Unterschied zwischen Dammriss, Labienriss und Scheidenriss?

Um den Unterschied zwischen Damm-, Scheiden- und Labienriss zu verdeutlichen, ist ein Blick auf die Definitionen dieser einzelnen Begriffe hilfreich:

Der Damm (Perineum) ist das Gewebe zwischen der sogenannten hinteren Kommissur – also der Teil, an dem die äußeren Schamlippen zusammenlaufen – und dem Anus. Genauer gesagt: Das Dammgewebe ist das Verbindungsstück zwischen Scheideneingang und Darmausgang. Die Scheide (Vagina) ist der innen liegende Teil der weiblichen Geschlechtsorgane, während die Labien (Schamlippen) ein Teil der Vulva – also der außen liegenden Geschlechtsorgane einer Frau – sind.

Der Dammriss betrifft also das Dammgewebe und nicht die Scheide. Reißt der Damm allerdings schon, sobald das Köpfchen des Babys sichtbar wird, kommt es zusätzlich zum Damm- auch oft zu einem Scheidenriss. Der Labienriss wiederum betrifft im Gegensatz zu Scheidenriss und Dammriss nicht die Vagina (Scheide) oder den Dammbereich, sondern die kleinen Schamlippen. Diese umschließen gemeinsam mit den großen Schamlippen den außen liegenden Bereich des weiblichen Genitals und schützen Klitoris sowie Vaginaleingang. Auch wenn ein Labienriss nicht dasselbe wie ein Scheidenriss ist, geht das eine oft mit dem anderen einher: So kann sich ein Scheidenriss an den Schamlippen als Labienriss fortsetzen.

Woran erkennt man einen Riss in der Scheide?

Befindet sich der Einriss am äußerlich einsehbaren Scheideneingang, ist die Diagnose von Geburtshelfer:innen häufig schnell gestellt. Eine leichte Blutung nach Außen bei Sichtbarwerden des Köpfchens ist ein erstes Anzeichen.

Eine innen liegende Rissverletzung wie der hohe Scheidenriss lässt sich hingegen nicht immer sofort eindeutig erkennen. Denn dieser passiert, während sich das Kind durch den Geburtskanal schiebt und somit die Einsicht in die Vagina der gebärenden Frau versperrt.

Anhand folgender Symptome lässt sich ein Scheidenriss im inneren Scheidengewölbe erkennen:

  • Bevor der kindliche Kopf geboren ist oder sichtbar wird, zeigt sich eine vaginale Blutung.
  • Es kommt nach der Geburt von Kind und Plazenta zu anhaltenden vaginalen Blutungen, obwohl sich die Gebärmutter gut zusammenzieht.
  • Nach der Geburt des Kindes ist eine vaginale Blutung sichtbar, obwohl die Plazenta sich noch nicht abgelöst hat.

Wie kommt es zu einem Scheidenriss?

Ob und warum es unter der Geburt zu einer Verletzung kommt, lässt sich nie vorhersagen. Denn es gibt eine Vielzahl an Gründen, die eine Geburtsverletzung individuell begünstigen können. Allerdings zeigt sich, dass bestimmte Faktoren einen Scheidenriss begünstigen können. Dazu zählen:

  • vaginal-operative Eingriffe (Geburtszange oder Saugglocke),
  • Kristeller-Handgriff (Geburtshelfer:innen drücken auf den Bauch der Gebärenden),
  • Pressen, obwohl die Gebärende keinen Pressdruck empfindet,
  • ein vor oder neben dem Kopf des Babys liegender Arm.

Außerdem gibt es eine Reihe von Faktoren, die das generelle Risiko für Geburtsverletzungen erhöhen können. Diese sind:

  • ein großer Kopfumfang und breiter Schultergürtel des Babys
  • ungünstige Kopfhaltung des Kindes (Sternengucker)
  • Gebären aus der Rückenlage
  • Einsatz einer PDA (Periduralanästhesie)
  • Dammschnitte (Episiotomie)
  • eingeschränkte Dehnbarkeit des Gewebes (insbesondere an alten Narben)
  • psychische Faktoren wie Angst, die zu Verkrampfungen beitragen

Hier gilt: Kein Grund, sich schon vor der Geburt Sorgen zu machen! Nicht jede Frau, die eine PDA bekommt oder mithilfe einer Geburtszange entbunden wird, erleidet eine Geburtsverletzung. Wenn du unsicher bist oder Angst vor der Geburt hast, sprich deine Hebamme oder dein:e Gynäkolog:in an – sie kennen dich und deine Schwangerschaft und können in einem Beratungsgespräch auf deine individuelle Situation eingehen.

Lässt sich ein Scheidenriss vorbeugen?

Geburtsverletzungen lassen sich nie ausschließen. Aber es gibt tatsächlich einige präventive Maßnahmen, die vor und während der Entbindung ergriffen werden können, um das Risiko zu senken.

Vor der Geburt:
Gezieltes Beckenbodentraining und regelmäßige Dammmassagen können Geburtsverletzungen vorbeugen. Durch regelmäßige Übungen wird die Beckenbodenmuskulatur gestärkt und besser durchblutet, was zu einer besseren Dehnungsfähigkeit des Gewebes führt. Dammmassagen haben einen ähnlichen Effekt: sie sorgen für mehr Elastizität im Dammbereich. In den letzten drei bis fünf Wochen vor der Geburt kann eine tägliche Dammmassage laut Studien das Verletzungsrisiko vor allem bei Erstgebärenden senken.

Während der Geburt:
Auch im laufenden Geburtsprozess gibt es Maßnahmen, die präventiv gegen Geburtsverletzungen wirken. Dazu zählen die freie Wahl der Geburtspositionen und Bewegungsfreiheit sowie eine entspannungsfördernde Umgebung (warme Temperaturen und gedämpftes Licht). Hebammen können zudem mit feucht-heißen Kompressen auf Damm und Vulva für zusätzlichen Schutz des Gewebes sorgen. Außerdem: forciertes – also erzwungenes Mitpressen – vermeiden und nur schieben, wenn auch wirklich Druck nach unten besteht.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Behandlung und Versorgung eines Scheidenrisses hängt von Art und Schweregrad der Rissverletzung ab:

  • isolierte Scheidenrisse (ohne Dammriss) werden nur genäht, wenn sie größer als 2 x 2 cm sind.
  • eine Kombination aus Scheidenriss und Dammriss (ab 2. Grad) wird in der Regel immer genäht.
  • hohe bzw. tiefe Scheidenrisse werden ebenfalls genäht.

Kleinere Rissverletzungen am Scheideneingang müssen nicht zwingend mit einer Naht versorgt werden. Dies gilt ebenso für einen Dammriss 1. Grades oder Abschürfungen. Sollte der Riss allerdings stark bluten oder großflächiger sein, wird in der Regel unter örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie) genäht. Handelt es sich um einen innen liegenden Scheidenriss nahe der Zervix oder in Kombination mit einem Zervixriss, ist eine etwas aufwendigere chirurgische Versorgung nötig – denn die Verletzung ist nicht so leicht zugänglich. Hier kann eine Vollnarkose angeraten sein.

In den meisten Kliniken wird die Wundversorgung von Arzt oder Ärztin übernommen, leichtere Verletzungen dürfen aber auch von Hebammen genäht werden.

Wie lange dauert es, bis ein Scheidenriss verheilt ist?

Wie schnell deine Geburtsverletzung verheilt, kann pauschal nicht vorhergesagt werden. In der Regel ist die Heilungsprognose aber sehr gut und ein Scheidenriss heilt schon innerhalb weniger Tage ohne Komplikationen ab. Praktisch: Genäht wird heute meistens mit selbstauflösenden Fäden, die später nicht gezogen werden müssen. Wenn die Enden der Fäden trotzdem piksen, sprich deinen Arzt, deine Ärztin oder deine Hebamme an.

Besteht neben dem Scheidenriss zusätzlich auch ein Hämatom (Bluterguss), kann dies die Heilung der Verletzung unter Umständen verzögern. Hier werden dich Arzt oder Ärztin beraten und aufklären. In seltenen Fällen kann es zu Komplikationen wie einer Wundheilungsstörung, einer Infektion oder dem Kindbettfieber kommen. Wenn du dir unsicher bist, ob alles ordnungsgemäß verheilt oder du starke Schmerzen hast, scheue dich nicht ärztlichen Rat einzuholen oder deine Hebamme zu befragen.

Tipps, um die Wundheilung zu unterstützen

Es dauert, solange es dauert – aber du kannst die Wundheilung unterstützen! Hier kommen unsere Wochenbett-Tipps bei einem Scheidenriss:

  • Intimdusche verwenden:
    Nach einer Rissverletzung kommt es in den ersten Tagen häufig zu brennenden Schmerzen beim Wasserlassen. Linderung verschafft hier eine einfache Methode: Beim Toilettengang gießt du mit einer Intimdusche (oder einem Messbecher) lauwarmes Wasser über deinem Intimbereich aus – so kannst du den Urin verdünnen und das Brennen an der Wunde abmildern.
  • Das Wochenbett ernst nehmen:
    Bleib so oft es geht liegen und reduziere Belastungen durch langes Stehen, Laufen oder Sitzen. Um Zug auf die Wunde und die Naht zu verhindern, vermeide geöffnete Sitzpositionen wie den Schneidersitz. Stillen kannst du alternativ in der Seitenlage oder auf dem Rücken liegend. Und auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass du bereits Lust darauf hast, der Hinweis: Geschlechtsverkehr ist erst nach der Wundheilung empfehlenswert.
  • Für Abkühlung sorgen:
    Lege deine Binden für den Wochenfluss vor Gebrauch kurz ins Eisfach. So kannst du deine Geburtsverletzung und eventuelle Schwellungen unkompliziert kühlen und für Schmerzlinderung sorgen
  • Die Wunde sauber und trocken halten:
    Auch hierfür eignet sich eine Intimdusche. Damit kannst du dich nach dem Toilettengang unkompliziert abspülen – deutlich angenehmer als Klopapier! Übertriebene Hygiene ist aber nicht nötig – die Wundflüssigkeit aus der Gebärmutter ist nicht übermäßig infektiös, wie früher angenommen wurde.

Außerdem gilt: keine Scheu vor Schmerzmitteln! Auch wenn du stillst, musst du im Wochenbett nicht die Zähne zusammenbeißen und Schmerzen klaglos hinnehmen. Besprich dich mit Hebamme, Arzt oder Ärztin über geeignete Schmerzmittel und deren Dosis.

Sitzbäder aus Calendula und Co. – hilft das?

Viele Hebammen schwören auf Sitzbäder oder Kompressen, um die Heilung von Geburtsverletzungen zu unterstützen. Es gibt aktuell jedoch keinen Nachweis, dass Behandlungen mit Essenzen aus Heublumen, Eichenrinde, Calendula oder Ähnlichem tatsächlich die Heilung beschleunigen. Aber: erlaubt ist, was guttut. Und viele Wöchnerinnen empfinden die Sitzbäder und auch die Kompressen als wohltuend und entspannend. Wichtig ist nur, dass sie nicht zu lange und zu oft erfolgen oder genutzt werden. Sonst kann die Wunde unter Umständen aufweichen und dann eher schlechter als besser heilen. Und Vorsicht bei Zusätzen mit ätherischen Ölen, diese können in zu hoher Konzentration die Haut reizen.

Lesetipp: Du möchtest mehr über Dammriss, Scheidenriss oder den Dammschnitt erfahren? Dann lies hier alles zum Thema Geburtsverletzungen!

Quellen:

  • Stiefel, Andrea et al. (Hrsg.): Hebammenkunde: Lehrbuch für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf, 5. Auflage, Hippokrates Verlag, Stuttgart 2013.
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