Warum spricht man überhaupt von einer Sturzgeburt?
Eigentlich sprechen Ärzte und Hebammen eher von einer überstürzten Geburt, wenn das Baby extrem schnell geboren wird - unter Umständen sogar mit nur einer Austreibungswehe. Die medizinische Definition einer überstürzten Geburt lautet übrigens: Zwischen der ersten Öffnung des Muttermunds bis zur Ankunft des Babys vergehen weniger als drei Stunden. Zum Vergleich: Im Schnitt dauert eine Geburt zwölf Stunden.
Der Begriff "Sturzgeburt" wird eher umgangssprachlich verwendet. Er spielt natürlich auf das Risiko an, dass bei einer extrem schnellen Geburt das Baby zu Boden stürzen könnte. Doch keine Angst, die Gefahr ist sehr gering. Zur Sicherheit sollte die werdende Mutter sich jedoch möglichst in eine liegende Position begeben, wenn das Baby allzu schnell auf die Welt drängt. Das ist auch deshalb wichtig, weil beim Verlust von sehr viel Fruchtwasser die Nabelschnur unter das Köpfchen geraten kann und das Baby eventuell nicht mehr optimal versorgt ist.
Wie häufig kommt eine Sturzgeburt vor?
Für viele werdende Eltern ist es eine Vorstellung wie aus einem schlechten Slapstick-Film: Auf dem Weg ins Krankenhaus kommt das Baby im Auto, auf dem Klinikparkplatz oder vor der Kreißsaal-Tür zur Welt.
Doch keine Sorge: Die meisten Kinder lassen sich deutlich mehr Zeit. Nur etwa zwei Prozent aller natürlichen Entbindungen geschehen tatsächlich so rasch, dass man von einer Sturzgeburt sprechen könnte.
Wie kommt es überhaupt zu einer Sturzgeburt?
Wieso manche Babys so schnell auf die Welt kommen, ist nicht hinreichend erforscht. Bei Mehrfachgebärenden kommt es öfter zu einer Sturzgeburt - wahrscheinlich, weil der Geburtskanal schon etwas vorgedehnt ist.
Ein weiterer Auslöser kann eine stark erhöhte Wehentätigkeit sein. Normalerweise kommen Geburtswehen etwa alle drei Minuten und dauern je eine Minute - das heißt: etwa drei Wehen alle zehn Minuten. "Doch es passiert schon mal, dass die Wehen fast ohne Pause kommen, was den Geburtsvorgang extrem beschleunigt. Ein solcher Wehensturm kann für die werdende Mutter sehr unangenehm sein", erklärt Dr. Waltraut Merz, Leitende Ärztin der Geburtshilfe am Universitätsklinikum Bonn. Was einen solchen Wehensturm auslöst, sei jedoch noch nicht ausreichend erforscht.
Daneben nennt Dr. Merz noch eine dritte Ursache für schnelle Geburten: "Manche Frauen haben ein geringes Schmerzempfinden. Sie spüren die Wehen in der Eröffnungsphase eher schwach und nehmen sie erst richtig wahr, wenn der Pressdrang einsetzt. Aber dann geht naturgemäß alles ganz schnell."
Wie sollen sich werdende Eltern bei einer Sturzgeburt verhalten?
Gerade Frauen, die ihr erstes Kind bekommen, können oft nur schwer beurteilen, wie viel Zeit ihnen noch bleibt. Grundsätzlich sollten werdende Eltern daher lieber ein wenig zu früh ins Krankenhaus fahren - was die meisten natürlich auch tun.
Droht jedoch tatsächlich eine so genannte Sturzgeburt, gilt: Krankenwagen und eventuell die Hebamme rufen, ruhig bleiben, im Sitzen oder Liegen oder die Wehen veratmen.
Ist das Baby bereits zur Welt gekommen, müssen Mutter und Kind es unbedingt warm haben. Wenn die Nabelschnur lang genug ist, sollte ein Helfer das Baby der Mutter an die Brust legen. "Es muss unbedingt atmen können", erklärt Dr. Waltraut Merz. Das Abnabeln sollte aber dann dem Arzt oder der Hebamme überlassen werden
Zu welchen Komplikationen kann es bei einer Sturzgeburt kommen?
Auch wenn der Begriff "Sturzgeburt" dramatisch klingt - Komplikationen sind zum Glück sehr selten. Das Gefühl, von einer Naturgewalt überrollt worden und nicht ganz mitgekommen zu sein, wird sich aber wohl kaum vermeiden lassen. Doch als Mutter kann man nach einer solchen Sturzgeburt auch stolz darauf sein, es geschafft zu haben.
Die Neugeborenen sind meist ebenfalls sehr verdutzt und brauchen eine kurze Zeit, um sich anzupassen. Dann ist aber in der Regel alles in Ordnung.