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Uterusruptur Alles Wissenswerte über den Gebärmutterriss

Uterusruptur: Zwei Geburtshelferinnen mit OP-Kleidung befühlen den Bauch einer Schwangeren
© New Africa / Adobe Stock
Eine Uterusruptur ist eine potenziell lebensbedrohliche Komplikation unter der Geburt oder – sehr selten – während der Schwangerschaft. Hier erfährst du, wie es zum Gebärmutterriss kommt.

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Ein Gebärmutterriss gehört zu den gefährlichsten Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt, ist aber relativ selten. Was bei einer Uterusruptur genau passiert und welche Auswirkungen die Ruptur auf weitere Schwangerschaften hat, haben wir hier für dich zusammengefasst.

Definition: Was ist eine Uterusruptur?

Bei einem Gebärmutterriss, medizinisch als Uterusruptur bezeichnet, kommt es zu einem spontanen Aufreißen der Gebärmutterwand. Der Riss in der Uteruswand entsteht in den meisten Fällen während der Geburt unter den Wehen, in sehr seltenen Fällen kann es aber auch schon im letzten Drittel der Schwangerschaft (3. Trimenon) zu einer Uterusruptur kommen.

Mediziner:innen unterscheiden verschiedene Formen der Uterusruptur:

  • Komplette Uterusruptur: Es kommt zu einer vollständigen Zerreißung der Gebärmutterwand inklusive der das Organ umkleidenden Gewebehaut (Serosa) und allen Muskelschichten (Myometrium).
  • Inkomplette Uterusruptur: Hier reißt zwar die Gebärmutterwand inklusive Myometrium, die Serosa bleibt aber intakt.
  • Gedeckte Uterusruptur: Bei dieser Form des Gebärmutterrisses schließt ein anderes Organ (meist die Harnblase) den Riss in der Gebärmutterwand (Myometrium und Serosa) zum Bauchraum hin ab.

Während die Bauchhöhle bei einer inkompletten und gedeckten Ruptur vom Uterus getrennt bleibt, besteht bei einer kompletten Uterusruptur eine direkte Verbindung zwischen Bauchhöhle und Gebärmutter. 

Hinweis: Eine Dehiszenz – also das Auseinanderweichen von Narbengewebe – ist keine Uterusruptur. Bei einer Dehiszenz dehnt sich das Narbengewebe unter der Geburt zwar auseinander, es kommt aber weder zu einer Blutung noch zu einer Eröffnung der Gebärmutterwand.

Risiken: Warum ist eine Ruptur gefährlich?

Bei einer Uterusruptur können Blut, Fruchtwasser sowie Baby und Plazenta in die freie Bauchhöhle der Mutter gelangen. Wird der Fötus mitsamt Plazenta aus der Gebärmutter gestoßen, kann es zu einer Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff und Blut kommen – der sogenannten hypoxisch-ischämischen Enzephalopathie. Die Folge können schwere Hirnschädigungen oder der Tod sein. Für die Mutter können vor allem Komplikationen infolge des drohenden Blutverlustes durch die starke Blutung gefährlich werden.

Häufigkeit: Wie häufig ist ein Gebärmutterriss?

Die Häufigkeit von Spontanrupturen liegt bei etwa 1:1500 – das bedeutet, statistisch ist eine von 1.500 Geburten betroffen. Konkrete Zahlen zur Häufigkeit von Rupturen während der Schwangerschaft liegen nicht vor; zu dieser Komplikation kommt es sehr selten.

Wie häufig ist eine Uterusruptur nach einem Kaiserschnitt?

Viele Frauen, die bereits einen Kaiserschnitt (Sectio) hatten, fürchten sich in der nächsten Schwangerschaft vor der Uterusruptur. Aus Sorge, die Narbe könne bei einer vaginalen Geburt aufreißen, wählen viele daher einen weiteren Kaiserschnitt (Re-Sectio). Und ja, es stimmt, der Risikofaktor einer Ruptur ist nach einer vorherigen Sectio leicht erhöht. Aber: Eine Uterusruptur ist auch bei einer VBAC äußerst selten – laut aktuellen Studien liegt das Risiko für eine Zerreißung des Uterus hier bei etwa 0,5 - 1 %.  

Ursachen: Wie kommt es zu einer Uterusruptur?

Einfach gesagt: Zu einer Uterusruptur kommt es, wenn die Gebärmutterwand dem Druck durch Wehentätigkeit oder Überdehnung nicht mehr standhalten kann. Dafür kann es verschiedenen Ursachen und Risikofaktoren geben:

  • Vorangegangene Operationen: Nach einem Kaiserschnitt, einer manuellen Plazentalösung oder Eingriffen an der Gebärmutter kann das Narbengewebe in der Gebärmutterwand unter der Geburt einreißen.
  • Geburtsstillstand: Passt das Baby nicht durch das Becken der Mutter (Kopf-Becken-Missverhältnis), kann es zu einem Geburtsstillstand mit starken, hyperaktiven Wehen und einer Ruptur kommen.
  • Medikamente: Eine Überdosierung von wehenfördernden Mitteln, zum Beispiel bei einer Einleitung, können einen Wehensturm auslösen und das Risiko für eine Ruptur erhöhen.
  • Lageanomalien: Liegt der Fötus in Querlage (insbesondere nach Blasensprung), kann dies Spontanrupturen begünstigen.
  • Überdehnung: Kommt es durch eine Mehrlingsschwangerschaft oder zu viel Fruchtwasser (Polyhydramnion) zu einer Überdehnung des Uterus, kann das Gewebe schon in der Schwangerschaft nachgeben. Das passiert in der Regel nur im letzten Drittel (3. Trimenon).
  • Uterusanomalie: Frauen mit einer Uterusanomalie wie einem Uterus bicornis haben ein erhöhtes Risiko für eine Zerreißung der Uteruswand unter der Geburt.

Symptome: Wie bemerkt man einen Gebärmutterriss?

Eine Uterusruptur kann nicht vorausgesagt werden. Aber es gibt Anzeichen, dass die Gebärmutter unter der Geburt zu reißen droht:

  • Wehensturm und starke Schmerzen
  • Unruhe, Angst und Panik der Gebärenden
  • Anstieg der Bandl-Furche bzw. des Bandl-Rings auf Bauchnabelhöhe

Die Bandl-Furche – auch Bandl-Ring genannt – ist ein Muskelring, der bei starker Wehentätigkeit auf dem Bauch der werdenden Mutter sichtbar werden kann. Übersteigt der Muskelring die Nabelhöhe, ist das ein starkes Indiz für eine drohende Uterusruptur.

Ist die Gebärmutterwand eingerissen, lässt sich dies anhand verschiedener Symptome erkennen.

Mögliche Symptome bei der werdenden Mutter:

  • Plötzlicher Wehenstopp
  • Heftiger, zerreißender Schmerz – meist am Unterbauch
  • Angstzustände und Druckempfindlichkeit am Bauch
  • Schocksymptome (u. a. Blutdruckabfall, kalter Schweiß, Blässe, Herzrasen, Bewusstlosigkeit)
  • Äußerlich sichtbare Blutung (nur bei etwa 25 % der Fälle)

Mögliche Symptome beim Fötus:

  • Stark abfallende fetale Herzfrequenz (Bradykardie) oder komplett fehlende Herzfrequenz.
  • Der vorangehende Teil des Fötus (Steiß oder Kopf) lässt sich durch die vaginale Untersuchung schwer oder gar nicht mehr ertasten.
  • Das Baby ist eventuell direkt unter der Bauchdecke ertastbar.

Therapie: Wie wird die Ruptur der Gebärmutter behandelt?

Bei einer Uterusruptur geht es um Leben und Tod, daher werden die anwesenden Ärzt:innen und Hebammen sofortige Notfallmaßnahmen einleiten.

  • Schockbekämpfung und Vitalzeichenkontrolle: Kommt es infolge der Ruptur zu einem Schock – also zu einer schweren Kreislaufstörung – werden zunächst Atmung und Kreislauf der Patientin stabilisiert.
  • Vorbereitung zum Notkaiserschnitt: Parallel werden alle Vorkehrungen für eine Not-Sectio und die eventuelle Reanimation des Kindes getroffen.
  • Diagnosesicherung: Mittels Ultraschalls kann durch die Bauchdecke überprüft werden, ob es sich tatsächlich um eine Uterusruptur handelt.
  • Wundversorgung: Ist das Kind per Kaiserschnitt geboren, wird der Gebärmutterriss der Patientin genäht. Ist dies nicht möglich und lässt sich die Blutung der Ruptur nicht stillen, muss die Gebärmutter der Patientin in einem größeren operativen Eingriff entfernt werden (Hysterektomie).

Bei einem drohenden Gebärmutterriss durch einen Wehensturm kann versucht werden, durch die Gabe von Tokolytika (Wehenhemmern) die Stärke der Wehen abzuschwächen und die Ruptur zu verhindern.

Perspektive: Welche Auswirkungen hat eine Uterusruptur auf weitere Schwangerschaften?

Wenn deine Familienplanung nach einer Uterusruptur noch nicht abgeschlossen ist, fragst du dich sicher, ob sich die Komplikation bei der nächsten Geburt wiederholen wird. Das kann nicht ausgeschlossen werden und dein Gynäkologe oder deine Gynäkologin werden dir daher nahelegen, dass ein geplanter Kaiserschnitt – also eine Re-Sectio – am sichersten für dich und dein Baby ist. Nach einer Hysterektomie ist keine weitere Schwangerschaft möglich.

Quellen:

ELTERN

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