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Der errechnete Geburtstermin deines Kindes ist da oder womöglich schon verstrichen und von Wehentätigkeit keine Spur? Manchmal braucht der Körper einer werdenden Mutter nur einen kleinen Schubs, damit sich das Baby auf den Weg macht. Wir stellen dir einige Tipps und Hausmittel vor, die auf natürliche Weise die Wehen fördern können – aber auch jene Maßnahmen, die bei einer Geburtseinleitung ergriffen werden.
Der Geburtstermin ist überschritten – was tun?
Deine Schwangerschaft wird immer beschwerlicher, ständig fragen alle nach, wann es denn nun losgeht. Und du möchtest jetzt endlich dein Baby in den Armen halten. Je näher der Geburtstermin rückt, desto mehr Gründe haben die meisten Schwangeren, den Geburtsbeginn herbeizusehnen. Aber auch, wenn der Geburtstermin wie ein echter Termin wirkt: Nur etwa vier Prozent aller Babys kommen tatsächlich am Stichtag auf die Welt. Medizinisch gesehen ist der Entbindungstermin (ET) ein Zeitraum und umfasst die drei Schwangerschaftswochen (SSW) vor und die zwei Schwangerschaftswochen nach dem Stichtag. Es ist also alles andere als ungewöhnlich, wenn dein Baby nicht auf den Tag genau kommt.
Trotzdem fällt das Warten verständlicherweise zunehmend schwer und viele Frauen versuchen die Wehen zu locken, bevor eine Einleitung aus medizinischen Gründen erforderlich wird. Kein Wunder also, dass im Netz jede Menge Tipps und Anleitungen für Hausmittel zur Wehenförderung kursieren. Doch die angepriesenen Mittel und Methoden sind längst nicht alle wirksam und tatsächlich wehenfördernd. Aber es gibt einige Möglichkeiten, um die Wehen auf sanfte Weise zu fördern und damit die Geburt möglicherweise in Gang zu bringen.
Lese-Tipp: Du bist dir bezüglich des Geburtstermins nicht ganz sicher oder möchtest gerne noch einmal nachrechnen, in welcher Schwangerschaftswoche (SSW) du bist? Dann hilft dir unsere Geburtsterminrechner!
Wehen fördern? Bitte nur nach Absprache!
Ein wichtiger Hinweis, bevor du die Tipps und wehenfördernden Hausmittel ausprobierst: Sprich im Vorfeld bitte unbedingt mit deiner Hebamme, deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin. Sie können dir noch einmal genau erklären, welche Maßnahmen wie wirken und ob diese für dich geeignet sind. Nutze das Wissen der Expert:innen; insbesondere deine Hebamme wird sicher einige Erfahrungen mit dem Thema "Wehen auslösen" gemacht haben.
Denn auch harmlos erscheinende Hausmittel – wie etwa der Wehencocktail mit Rizinusöl – sind in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzen und können unangenehme Nebenwirkungen wie beispielweise Dauerkontraktionen der Gebärmutter (Wehensturm) auslösen. Andere Mittel – wie etwa Akupunktur – lassen sich wiederum gar nicht erst ohne Hilfe umsetzen. Und eines sei noch gesagt:Was auch immer du in den letzten Tagen deiner Schwangerschaft probierst, die Geburt wird letztlich erst dann losgehen, wenn dein Körper und dein Baby dafür bereit sind. Tipp: Woran du Geburtsanzeichen erkennst, erfährst du in unserem Artikel Anzeichen für die Geburt.
Mit diesen 10 Maßnahmen kannst du (vielleicht) die Wehen fördern
Wehenfördernde Maßnahmen gibt es einige. Manches darunter sorgt dafür, dass dein Baby richtig ins Becken rutscht. Anderes hilft, um die Durchblutung im Beckenbereich anzukurbeln, die Gebärmuttermuskulatur zu stimulieren und den Muttermund zu öffnen. Andere Methoden eignen sich wiederum, wenn du bereits leichte Wehen hast und diese weiter fördern möchtest. Wir stellen dir hier zehn potenziell wehenanregende Hausmittel – inklusive möglicher Nebenwirkungen – vor:
1. Spaziergänge
Anwendung: Bequeme Schuhe an und los! Doch halt – bitte nicht das Smartphone vergessen und für einen ausgedehnten Spaziergang besser eine Begleitung mitnehmen. Denn es kann jetzt ja jederzeit losgehen.
Wirkung: Aufrecht und in Bewegung wirkt die Schwerkraft besser – das Köpfchen des Kindes bekommt Kontakt mit dem Becken und übt Druck auf den Muttermund aus. Das kann helfen, die Wehen auszulösen.
Nebenwirkung: Wenn du es übertreibst, droht Überanstrengung. Und dann tut der Körper genau das Richtige: keine Wehentätigkeit, bis du dich wieder erholt hat. Und was für Gewaltmärsche gilt, trifft auch auf exzessives Treppensteigen und Fensterputzen zu – zu viel Anstrengung bremst die Wehen eher aus.
Hinweis: Alternativ kann auch das Beckenkreisen auf einem Gymnastikball helfen, das Köpfen ins Becken zu schaukeln.
2. Akupunktur
Anwendung: Geburtsvorbereitende Akupunktur (ab der 36. SSW) soll dazu beitragen, dass die Geburt pünktlich los- und sogar schneller vorbeigeht.
Wirkung: Durch das Einstechen und Verweilen der Nadeln soll die Durchblutung angeregt werden, wodurch sich der Muttermund besser öffnen soll.
Nebenwirkung: keine.
Hinweis: Bitte nur von jemandem durchführen lassen, der auch was davon versteht.
3. Brustwarzenstimulation
Anwendung: Durch Reiben und Kneten deiner Brustwarzen kannst du die Ausschüttung des Wehenhormons Oxytocin anregen. Du kannst dies in kleinen Minutenabständen probieren. Wenn sich innerhalb einer halben Stunde nichts tut, dann besser sein lassen.
Wirkung: Die Brustwarzenstimulation ist nur dann wirkungsvoll, wenn du dich insgesamt entspannt fühlst. Das Massieren deiner Brustwarzen kann dann zu einer Ausschüttung von Oxytocin führen – dieses Hormon kann Kontraktionen in der Gebärmuttermuskulatur auslösen und damit die Wehen fördern.
Nebenwirkung: Wenn du zu kräftig massierst, werden deine Brustwarzen möglicherweise wund.
4. Heiße Bäder
Anwendung: Etwa 38 Grad warmes Wasser einlassen, ein paar Tropfen ätherisches Öl dazugeben (zum Beispiel persische Rose oder Lavendel), zehn Minuten ruhig in der Wanne liegen.
Wirkung: Tiefe Entspannung. In der Wärme werden die Muskeln locker, auch die Bauch- und Beckenmuskeln.
Nebenwirkung: Der Kreislauf kann schlappmachen! Deshalb nur baden, wenn noch jemand mit in der Wohnung ist. Und gleich raus aus der Wanne, wenn du dich nicht wohlfühlst.
5. Zimt (Zimtsterne oder Zimttee)
Anwendung: Pro Tag etwa 200 Gramm Zimtsterne essen. Die haben zwar ganz schön viele Kalorien, aber du nascht ja nur ein paar Tage. Alternative ohne Zucker: der Zimttee! Für den Zimttee zwei bis drei Zimtstangen zerbröckeln, mit 200 ml kochendem Wasser übergießen und nach zehn Minuten abseihen. Den Zimttee dann zweimal täglich trinken.
Wirkung: Zimt regt die Durchblutung in den Beckenorganen an. Das kann Wehen fördern.
Nebenwirkung: Bei einer Überdosierung im schlimmsten Fall Übelkeit. Hier erfährst du mehr zum Thema Zimt du in der Schwangerschaft.
6. Sex
Anwendung: Eine Stellung wählen, bei der dein großer Bauch nicht stört – zum Beispiel Bauch an Rücken ("Löffelchen"). Alternative: Du sitzt oben.
Wirkung: Entspannung und beim Orgasmus ein Kick an der richtigen Stelle. Außerdem enthält Ejakulat das Hormon Prostaglandin, das den Muttermund geburtsbereit macht und wehenfördernd wirkt (allerdings ist die Menge im Sperma nur gering).
Nebenwirkung: keine.
7. Fußreflexzonen-Massage
Anwendung: Die Hebamme (oder eine andere Fachkraft) stimuliert bestimmte Punkte an deinem Fuß.
Wirkung: Das Becken wird besser durchblutet, die Gebärmutter stimuliert.
Nebenwirkung: keine.
8. Bauchmassage
Anwendung: Den Kugelbauch sanft mit einer Ölmischung einreiben. Diese besteht am besten aus zehn Milliliter hochwertigem Mandelöl und ist mit je zwei Tropfen naturreinem Zimt-, Ingwer, Nelken- und Eisenkrautöl vermischt. Lass dich dazu in der Apotheke oder in einem Reformhaus beraten. Bevor du deinen Bauch einölst, befeuchte ihn kurz mit warmem Wasser.
Wirkung: Es wird nicht sofort nach der Bauchmassage ein Effekt eintreten. Aber die Entspannung kann helfen, die Wehen zu locken.
Nebenwirkung: in der Regel keine; bei Allergien gegen ätherische Öle oder Duftstoffe sind aber Hautreizungen möglich.
9. Schwangerschaftstee
Anwendung: Wehenanregender Schwangerschaftstee, auch Wehentee genannt, wird aus verschiedenen Kräutern oder Gewürzen zubereitet. Frag am besten deine Hebamme nach einem Rezept – dennes gibt unterschiedliche. Das Ganze sollte in jedem Fall mit sprudelnd kochendem Wasser aufgegossen werden und lange ziehen. Den Schwangerschaftstee kannst du dann warmgehalten in einer Thermoskanne über den Tag verteilt zu dir nehmen.
Wirkung: Nach ein bis zwei Tagen solltest du eine Veränderung – also im besten Fall Geburtsanzeichen – spüren.
Nebenwirkung: keine.
Hinweis: Bitte an die Rezeptvorgabe und Dosierung halten.
10. Himbeerblättertee
Anwendung: Himbeerblättertee ist ein Kräutertee aus den getrockneten Himbeerblättern des Himbeerstrauchs. Er hat einen herb-süßlichen Geschmack und ist in Apotheken, Drogerien oder Reformhäusern erhältlich und kann ab der 36. Schwangerschaftswoche eingesetzt werden.
Wirkung: Dem vitaminreichen Himbeerblättertee werden gleich mehrere positive Wirkungen nachgesagt. Vor allem aber soll er Wehen anregen und somit die Geburt einleiten. Allerdings konnten neuere Studien diese Wirkung nicht bestätigen.
Nebenwirkung: Eine Studie zeigte eine dreimal höhere Kaiserschnittrate bei Frauen, die vor der Geburt Himbeerblättertee tranken. Außerdem berichten Hebammen von häufigeren Dammrissen und schlecht heilenden Geburtsverletzungen nach dem Teekonsum.
Hinweis: Himbeerblättertee ist nicht unumstritten – besprich dich vor der Nutzung mit Arzt, Ärztin oder Hebamme.
Geburtseinleitung: Wenn das Baby trotz Hausmitteln nicht kommen möchte
Das Gesundheitsrisiko für Mutter und Kind steigt, je länger der eigentliche Geburtstermin verstrichen ist. Es kann zu Komplikationen kommen, wenn die Plazenta das Ungeborene nicht mehr optimal versorgt. Und für dich steigt das Risiko für Geburtsverletzungen – da dein Baby in den letzten Tagen der Schwangerschaft noch einiges an Gewicht und Größe zunehmen kann. Aus diesem Grund werden Schwangere ab der 40. SSW engmaschiger überwacht und müssen alle zwei Tage zur Untersuchung bei Gynäkolog:in oder Hebamme erscheinen. Hier werden die Menge des Fruchtwassers, die Herztöne des Kindes und die Durchblutung der Plazenta begutachtet. Sieht alles unproblematisch aus, kann abgewartet werden. Spätestens zwischen der 41. und 42. Schwangerschaftswoche wird man dich aber in der Regel auf eine Geburtseinleitung ansprechen.
Bevor die Medziner:innen jedoch zu medikamentösen Mitteln im Krankenhaus greifen, gibt es noch weitere Maßnahmen, um die Geburt einzuleiten. Diese sind allerdings nicht frei von Risiken und daher besser nur unter ärztlicher Aufsicht oder gemeinsam mit einer Hebamme anzuwenden.
Eipollösung
Anwendung: Hebamme, Arzt oder Ärztin massiert sanft den Muttermund und versucht, den Eipol (das hinter dem Muttermund liegende unterste Ende der Fruchtblase) von diesem zu lösen.
Wirkung: Durch die Eipollösung schüttet dein Körper vermehrt Prostaglandine aus – diese Gewebshormone machen den Muttermund weich und können Wehen fördern.
Nebenwirkung: Die Muttermund-Massage kann wehtun und zu einem vorzeitigen Blasensprung führen.
Wehencocktail
Anwendung: Jede Hebamme hat ihr eigenes Rezept, aber immer ist im Wehencocktail Rizinusöl enthalten. Manchmal wird auch nur das Öl auf einem Spiegelei serviert.
Wirkung: Der Mix (vor allem das Rizinusöl) wirkt abführend. Auf die Unruhe im Darm kann die Gebärmutter mit Wehen reagieren.
Nebenwirkung: Hier ist wirklich Vorsicht geboten – Bauchkrämpfe, Übelkeit und Erbrechen sowie Kreislaufprobleme können bei einer Überdosis auftreten. Außerdem kann es durch den Cocktail zu einer Überstimulation der Gebärmuttermuskulatur und zu einem Wehensturm kommen.
Hinweis: Wehencocktails und Rizinusöl sind nicht unumstritten – bitte nur nach Absprache mit Arzt, Ärztin oder Hebamme und unter Aufsicht anwenden!
Nelkenöl-Tampon
Anwendung: Hebamme, Ärztin oder Arzt platzieren einen mit Nelkenöl getränkten Tampon in der Vagina der Schwangeren.
Wirkung: Die Inhaltsstoffe des Öls lassen den Muttermund reifen. Das heißt: weich und nachgiebig für die Geburt werden. Weil die Wirkung nicht vorhersehbar ist, besser nur unter Aufsicht im Krankenhaus oder Geburtshaus anwenden.
Nebenwirkung: Haut- und Gewebsreizungen durch das ätherische Öl sind möglich.
Blasensprengung
Anwendung: Hebamme, Ärztin oder Arzt stechen die Fruchtblase durch den bereits etwas geöffneten Muttermund an und bringen sie so zum Platzen.
Wirkung: Durch den Blasensprung und den Abgang des Fruchtwassers bekommen viele Frauen Wehen.
Nebenwirkung: Bleiben die Wehen nach der Blasensprengung aus, steigt die Infektionsgefahr für das Baby. Spätestens 24 bis 48 Stunden nach Öffnung der Fruchtblase muss das Kind geboren werden – zur Not mittels Kaiserschnitts.
Medikamentöse Mittel zur Wehenförderung
Wenn die Wehen trotz aller Maßnahmen ausbleiben und du dich dem Ende der 42. SSW näherst, bleibt noch die medikamentöse Geburtseinleitung. Hier kommen meist künstliche Hormone zum Einsatz:
- Prostaglandine: Ein Zäpfchen oder Gel mit Prostaglandinen wird in die Vagina der Schwangeren eingeführt. Die chemisch hergestellten Hormone lassen den Muttermund reifen und regen die Wehentätigkeit an.
- Oxytocin: Das Hormon Oxytocin bewirkt ein Zusammenziehen der Gebärmuttermuskulatur und wird daher verwendet, um Wehen zu verstärken oder auszulösen. Über einen Zugang wird das Oxytocin in den Körper der Schwangeren getropft. Alternativ können auch Tabletten verabreicht werden.
Lese-Tipp: Hier erfährst du alles zum Thema Geburt einleiten – Methoden, Risiken und Nutzen.
Quellen:
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufkläung: Geburtseinleitung und Wehenmittel, zuletzt aufgerufen am 11.04.2023.
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Wenn die Geburt des Babys auf sich warten lässt, zuletzt aufgerufen am 11.04.2023.
- Hebammenblog: Über Anwendung und Wirkung von Himbeerblättertee zur Geburtsvorbereitung, zuletzt aufgerufen am 11.04.2023.