Wie bereitet Qigong auf die Geburt vor?
Die Geburt ist ein Kraftakt. Ein Maximum an Muskelarbeit und ein Wechselspiel von An- und Entspannung. In unserem Kulturkreis ist sie in erster Linie eine medizinische Angelegenheit. Mit Qigong, einer uralten chinesischen Meditations- und Bewegungsform, kann man ihr anders begegnen: mit höchster körperlicher und geistiger Präsenz. Mit Hilfe der Vorstellungskraft sucht man persönliche "Kraftorte" auf, tankt dort Energie und lenkt sie in die richtigen Bahnen.
Qigong aktiviert die Energiequellen
Qigong, eine Kombination aus sparsamen Bewegungen, gezielter Atmung und Meditation, hilft jeder Frau, ihre eigenen Energiequellen zu aktivieren. Qigong-Übungen greifen häufig auf Motive aus der Tier- und Pflanzenwelt zurück. Ein Bambusrohr zu sein, das vom Wind sanft hin- und hergewiegt wird, oder eine Wasserlilie, die von Wellen geschaukelt wird, das sind Basis-Übungen. Sie stammen aus dem ChanMi-Qigong, einer speziellen Qigong-Art, die sich für Schwangerschaft und Geburt besonders gut eignet. Sie arbeitet viel mit der Wirbelsäule, die für Aktivierung und Verteilung der Energie von zentraler Bedeutung ist. Bei allen Übungen ist die Wirbelsäule deshalb in einer stetigen, wellenartigen Bewegung - mal mehr, mal weniger.
Konzentration auf den Beckenboden
Außerdem konzentriert sich ChanMi-Qigong auf die Gefühle im Beckenbodenbereich, auf den "Michu". Dieses Dreieck gilt als größte Energiepforte im Körper und gleicht einer Blüte. Die Kunst der Gebärenden ist es, diese "Blüte" zu öffnen. Dazu übt man ab der 30. Schwangerschaftswoche regelmäßig die Geburtswege einatmend zu durchgehen und jede Zelle zu erfrischen. Ausatmend übt man, mit den Wehen zusammenzuarbeiten, auf sie zu horchen und sich mit ihnen zu öffnen. So weicht die Angst langsam der Zuversicht, man lernt, sich ganz in jeder einzelnen Minute fallen zu lassen. Jeder Augenblick wird wertvoll. Und selbst der Schmerz ist ein Helfer auf dem Weg zu einem unvergesslichen Höhepunkt: Ein Kind wird geboren.
Den Blick nach innen wenden
Nicht alle Qigong-Übungen haben unmittelbar etwas mit der Entbindung zu tun, aber die allgemeinen sind Wegbereiter für die spezifischen Qigong-Übungen. Anfangs lernt man mit Übungen aus dem "Stillen Qigong", den Blick nach innen zu wenden: sich auf seine Atmung zu konzentrieren, zur Ruhe zu kommen und sein "inneres Lächeln" zu wecken. Dieses "innere Lächeln" umschreibt den Zustand äußerster Zufriedenheit mit sich selbst und seiner Umgebung.
Es ist das wichtigste Instrument des Qigong, ohne das alle Übungen zur schlichten Gymnastik verkommen würden. Es ist das Vehikel für die Arbeit mit der körpereigenen Energie. Denn so, wie Menschen ein Lächeln mit einem Gegenlächeln erwidern, reagiert auch der Organismus positiv, wenn er vom "inneren Lächeln" geweckt wird.
Über die Atmung erreicht dieses "innere Lächeln" jede einzelne Zelle des Körpers. Erst dadurch kann er sich reinigen und entspannen, Energie aufnehmen und verteilen. "Ich stehe fest auf der Erde, über mir wölbt sich der Himmel", heißt es im "stillen Qigong". Die Vorstellung, erst aus dem Einklang mit diesen beiden Quellen Kraft zu schöpfen, ist im Qigong elementar.