Hämorrhoiden nach der Geburt kommen häufiger vor, als die meisten Menschen denken. Nur sprechen die betroffenen Mütter oft nicht darüber – aus Scham. Wir verraten, was du über das Leiden wissen solltest und wie es sich behandeln lässt.
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Es könnte alles so schön sein: Die Geburt liegt hinter dir und das Baby in deinen Armen. Okay, die Brüste sind schmerzhaft angeschwollen und die Nachwehen geben dir das Gefühl, das die Geburt noch vor statt hinter dir liegt. Doch das sind Dinge, die dir schon andere Mütter erzählt haben. Worüber sie nicht gesprochen haben, sind diese juckenden Knoten im Analbereich, die sich vergrößerte Hämorrhoiden nennen. Und dabei sind die gar nicht so selten, wie man vermutet.
Was sind Hämorrhoiden?
Hämorrhoiden sind eigentlich die Gefäßpolster am Enddarm, die den Anus abdichten sollen, damit nicht ungewollt Stuhlgang austritt. Sie haben also eine sinnvolle Funktion als Feinverschluss des Afters und beschäftigen uns im Alltag nicht weiter. Jeder hat kleine und unsichtbare Hämorrhoiden, erst wenn sie sich vergrößern, wird ein Problem daraus. Umgangssprachlich bezieht sich der Begriff Hämorrhoiden somit auf eine Entzündung und Vergrößerung des Gewebes – der medizinische Begriff lautet "Hämorrhoidalleiden".
Hämorrhoidalleiden gibt es in vier verschiedenen Schweregraden:
- Im ersten Stadium sind die Hämorrhoiden nur leicht vergrößert. Sie lassen sich weder ertasten noch sind sie von außen sichtbar.
- Die Hämorrhoiden zweiten Grades sind vergrößert und wölben sich beim Stuhlgang nach außen. Sie ziehen sich von selbst wieder zurück.
- Im dritten Schweregrad treten die Wölbungen beim Stuhlgang oder bei körperlichen Aktivitäten aus dem After heraus. Sie ziehen sich nicht wieder von selbst zurück, können aber mit der Hand zurückgeschoben werden.
- Hämorrhoiden vierten Grades treten dauerhaft aus dem After aus und lassen sich nicht mehr zurückschieben.
Wie entstehen Hämorrhoiden nach der Geburt?
Etwa die Hälfte aller Frauen leidet schon in der Schwangerschaft unter vergrößerten Hämorrhoiden mit Schweregrad eins und zwei. Ursache können Schwangerschaftshormone sein, die das Gewebe rund um den After lockern und dafür sorgen, dass die Schwellkörper heraustreten. Zusätzlich sorgt die Hormonumstellung für einen trägen Darm, sodass es zu Verstopfung und infolgedessen zu Hämorrhoiden kommen kann. Ein weiterer Grund für das Leiden: dein Baby wächst. Im letzten Schwangerschaftsdrittel drückt es auf den Beckenboden – und somit auch auf die Gefäße des Hämorrhoidalpolsters.
Hämorrhoiden nach der Geburt können verschiedene Ursachen haben. Bei Frauen, die bereits in der Schwangerschaft vergrößerte Hämorrhoiden des ersten Schweregrades hatten, können sich die Symptome durch die Presswehen verstärken, sodass die Wölbungen heraustreten. Andere wiederum, die hämorrhoidenfrei durch die Schwangerschaft gekommen sind, entwickeln ein Hämorrhoidalleiden erst im Wochenbett. Auslöser können hormonelle Umstellungen oder die Tatsache sein, dass sich der Darm erst wieder in seine ursprüngliche Position zurückbegeben muss. Die mangelnde Bewegung im Wochenbett, die eigentlich absolut sinnvoll ist, hat den Nachteil, dass der Darm träge wird und Frauen an Verstopfungen leiden.
Welche Symptome haben Frauen im Wochenbett?
Je nach Schweregrad können die Anzeichen für Hämorrhoiden unterschiedlich sein. Manchmal bleiben sie auch völlig unerkannt, weil die Beschwerden so gering sind.
Typische Symptome sind:
- Blutung beim Stuhlgang
- Juckreiz
- Brennen
- Schmerzen
- Nässen
- Stuhlschmieren
- Druck- oder Fremdkörpergefühl
Im ersten Schweregrad deuten lediglich leichte Blutungen beim Stuhlgang auf Hämorrhoiden hin. In der Regel beklagen sich nur Betroffene mit einem weit fortgeschrittenen Hämorrhoidalleiden über starke Schmerzen und ein Fremdkörpergefühl.
Kann man einem Hämorrhoidalleiden vorbeugen?
Auch wenn sich ein Hämorrhoidalleiden nicht immer vermeiden lässt, kannst du einiges tun, um es zu vermeiden. Folgende 5 Tipps dienen sowohl der Vorbeugung als auch der symptomatischen Behandlung von Hämorrhoiden:
- Richtig ernähren und viel trinken: Um den Darm zu unterstützen und den Stuhl weicher zu machen, eignet sich eine ballaststoffreiche Ernährung. Du solltest viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte in deinen Speiseplan aufnehmen. Verdauungsfördernd wirkt sich auch die Menge an Flüssigkeit aus, die du täglich trinkst. Circa zwei Liter Wasser und ungesüßten Tee sollten Frauen im Wochenbett zu sich nehmen. Auch Birnen- oder Pflaumensaft sind empfehlenswert. Folgende Lebensmittel stoßen die Stuhltätigkeit ebenfalls an: Leinsamen, Weizenkleie und Trockenobst.
- Beckenboden trainieren: Ein Beckenbodentraining kannst du jederzeit absolvieren. Meist wird der Beckenboden im Rückbildungskurs trainiert, was sich nicht nur für die Kräftigung der Körpermitte eignet, sondern auch die Rückbildung von Hämorrhoiden fördert.
- Bewegung in den Alltag integrieren: Generell ist es wichtig, ausreichend Bewegung in seinen Alltag zu integrieren – insbesondere, wenn die Wochenbett-Zeit vorüber ist. Du kannst langsam wieder beginnen, Sport zu machen. Ob Schwimmen, Yoga oder eine Wanderung: Jede Art der körperlichen Ertüchtigung fördert die Darmtätigkeit und wirkt Verstopfungen und Hämorrhoiden entgegen.
- Richtig auf der Toilette sitzen: Ein harter Stuhl führt zum Pressen auf der Toilette, was wiederum Hämorrhoiden begünstigt. Wichtig ist es also, nicht nur auf das richtige Essen zu achten, sondern auch den richtigen Sitz auf dem Klo. Um das Pressen zu vermeiden, sollten die Füße leicht erhöht sein. Stell sie zum Beispiel auf einem Toilettenschemel ab – durch diese gebeugte Sitzposition ist der Darm weniger geknickt und der Stuhl kann leichter Richtung Darmausgang wandern. Insbesondere Mütter mit Babys und Kleinkindern schieben ihre Bedürfnisse gerne nach hinten. Es ist trotzdem wichtig, dass du entspannt, rechtzeitig und ohne Zeitdruck aufs stille Örtchen gehst.
- Auf die Hygiene achten: Insbesondere nach der Geburt ist die Hygiene im Intimbereich besonders wichtig. Feuchte Reste im Bereich des Afters reizen vergrößerte Hämorrhoiden zusätzlich. Wer feuchtes Toilettenpapier oder eine Po-Dusche benutzt, sollte mit einem trockenen Papier nachtupfen. Nicht fest reiben, um die Beschwerden nicht zu verschlimmern. Besser aber ist es, ganz auf Waschlotionen und feuchtes Papier zu verzichten, da die enthaltenen Stoffe hautirritierend wirken können.
Was kann man gegen Hämorrhoiden tun?
Wenn sich trotz vorbeugender Maßnahmen ein Hämorrhoidalleiden entwickelt, kannst du drei Selbsttherapien anwenden: Sitzbäder, Salben und Kälteanwendungen. Die Behandlungen können dabei helfen, die Symptome abzuschwächen.
Kälteanwendung: Gegen die Schmerzen von Hämorrhoiden nach der Geburt hilft Kälte. Die juckende Stelle kann mithilfe eines kalten Umschlages oder eines Eisbeutels, der in ein Tuch eingeschlagen ist, gekühlt werden. Auch ein Kondom, das mit Wasser gefüllt, ins Eisfach gelegt und in ein Tuch eingeschlagen wurde, ist ein beliebtes Mittel. Und wird gerne auch von Hebammen nach einem Dammriss empfohlen.
Sitzbäder: Tägliche Sitzbäder sollen eine lindernde Wirkung bei vergrößerten Hämorrhoiden haben. Du solltest allerdings darauf achten, dass die Wassertemperatur nicht über 37 Grad beträgt. Achte auch hier darauf, dass du auf Seife und Badelotionen verzichtest, da sie die empfindliche Haut reizen können. Entweder nutzt du klares Wasser oder Zusätze aus Kamille, Eichenrinde, Teebaumöl oder Arnika. Wer Geburtsverletzungen hat, sollte nur kurze Sitzbäder machen, damit die Wunde nicht aufweicht.
Salben: Auch Salben sollen sich positiv auf ein Hämorrhoidalleiden auswirken. Empfohlen werden fetthaltige Pasten und Salben, die den Reibungsschmerz lindern. Als Wirkstoff kommen z.B. Aloe Vera oder Hamamelis infrage, dass entzündungshemmend wirkt, den Juckreiz lindert und die Wundheilung beschleunigt. Außerdem empfehlen Ärzt:innen Pasten mit Zink oder Panthenol. Abgesehen von kortisonhaltigen Cremes, die verschrieben werden, sind die Salben frei in Apotheken erhältlich.
Was tun, wenn das Leiden nicht weggeht?
Wenn dein Hämorrhoidalleiden auch Monate nach der Geburt noch nicht verschwunden ist – und die Selbstbehandlung nicht angeschlagen hat – solltest du zum Arzt gehen. Mögliche Ansprechpartner sind Hausärzt:innen, Proktolog:innen sowie Ärzt:innen, die sich auf Erkrankungen des Enddarms spezialisiert haben. Je nachdem, wie weit das Leiden fortgeschritten ist, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten.
- Verödungstherapie: Die Verödung des Gewebes empfiehlt sich bei Schweregrad eins und zwei. Dabei wird ein Wirkstoff gespritzt, der die Durchblutung der Hämorrhoiden verringert. Diese Therapie wird ohne Narkose durchgeführt und verursacht dem Patienten kaum Schmerzen.
- Gummibandligatur: Das Gummiband wird eingesetzt, um das Gewebe abzuschnüren, damit dieses vom Körper abgestoßen wird. Auch bei dieser Methode, die meist beim zweiten Schweregrad zum Einsatz kommt, wird das Gewebe nicht mehr durchblutet. Eine Narkose ist nicht notwendig.
- Operation: Eine Operation im Enddarmbereich empfiehlt sich nur bei schweren Fällen des dritten und vierten Grades. Die vergrößerten Gefäßpolster werden unter Narkose herausgeschnitten. Bis alles verheilt ist, können vier bis acht Wochen vergehen.
Quellen:
Gesundheitsinformation.de: Vergrößerte Hämorrhoiden: Hämorrhoidalleiden
Gesundheitsinformation.de: Was kann man selbst gegen Hämorrhoiden tun?