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Weil ihr Körper gerade mit wichtigeren Themen beschäftigt ist, nämlich das Kind im Bauch heranwachsen zu lassen und dabei bestmöglich zu schützen, kann bei Schwangeren das Immunsystem durchaus schwächeln. Werdende Mütter sind deshalb etwas infektanfälliger als andere Frauen und plagen sich folglich auch leichter einmal mit einer Erkältung und mit Halsschmerzen in der Schwangerschaft herum.
Sind Halsschmerzen in der Schwangerschaft gefährlich?
Keine Sorge, dein Baby ist im Normalfall gut geschützt. Mit den Halsschmerzen muss sich "nur" die Mutter herumschlagen. Meist stecken folgende Auslöser hinter den Beschwerden:
- Virusinfektion: Der Klassiker. Meist verursachen Erkältungsviren einen grippaler Infekt. Typischerweise kommt es zu Husten, Schnupfen und eben zu den Beschwerden in Hals und Rachen. Bei einer Erkältung vergehen nach ein paar Tagen die Symptome von selbst wieder. Satteln sich zusätzlich Bakterien auf die Infektion drauf, entwickelt sich daraus mitunter eine Rachen- oder Mandelentzündung. Dann können Ärzt:innen unter Umständen mit Penicillin ein Antibiotikum verordnen, um die Infektion zum Abklingen zu bringen.
- Trockene, gereizte Schleimhäute: Wer viel reden oder sogar gegen Lärm anschreien muss, strapaziert den schützenden Film auf der Schleimhaut. Kommt dann noch trockene (Heizungs-)Luft oder Belastungen durch Zigarettenrauch hinzu, kann die Schutzschicht Lücken bekommen und die Stimme wird heiser, das Schlucken fällt schwer.
- Reflux, Sodbrennen: In der Schwangerschaft lockern die Hormonveränderungen die glatte Muskulatur. Das kann die Schließfunktion zwischen Magen und Speiseröhre beeinträchtigen und es kommt vermehrt zu Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre. Auch das schmerzt im Hals.
Wann können Halsschmerzen in der Schwangerschaft einen Arztbesuch nötig machen?
Ganz einfach: Sobald zusätzlich Fieber auftritt. Lass deine Ärztin oder deinen Arzt sicherheitshalber abklären, dass nichts Ernsteres hinter dem Fieber steckt, wie etwa die echte Grippe (Influenza). Warum Expert:innen die Grippeimpfung für Schwangere empfehlen, kannst du in unserem Artikel dazu nachlesen.
Das eigentliche Problem sind meist nicht die Schmerzen oder ihre Ursachen, sondern dass Schwangere nicht alle Medikamente, auch die frei verkäuflichen, dagegen einnehmen können.
Was dürfen Schwangere unternehmen, um die Schmerzen zu lindern?
Viele der in Apotheken erhältlichen Halsschmerzmedikamente sind nicht für die Einnahme in der Schwangerschaft zugelassen, weil die Inhaltsstoffe von der Mutter auf das Ungeborene übergehen und ihm schlimmstenfalls schaden können. Es gibt allerdings Lutschbonbons, die jetzt unbedenklich sind. Welche das sind, erfährst du in der Apotheke.
Mit einer ganzen Reihe bewährter Hausmittel bist du auf jeden Fall auf der sicheren Seite:
- Viel trinken: Während der Erkältung hat der Körper einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf. Warmer Tee befeuchtet jetzt auch die gereizten Schleimhäute und entfaltet umso mehr seine wohltuende Wirkung. Am besten eignet sich Ingwertee, Früchtetee oder auch Kräutertee. Vorsicht: Nicht jeder Tee eignet sich für Schwangere. In unserem Artikel Tee in der Schwangerschaft erfährst du, welche Sorten unproblematisch sind und welche sogar schaden können. Übrigens: Keine Angst vor dem ebenfalls gut wirksamen Hausmittel heiße Zitrone mit Honig! Beim ungeborenen Kind kann Honig keinen Säuglingsbotulismus auslösen, du kannst ihn also in der Schwangerschaft bedenkenlos genießen.
- Gurgeln: Viele Heilpflanzen verfügen über entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften. Sie eignen sich daher ideal, um beim Gurgeln direkt am Ort des Geschehens zu wirken. Dazu zählen vor allem Kamille und Salbei. Auch Salzwasser hilft gegen Halsschmerzen. So geht's: Wasser zum Kochen bringen, Kräuter bzw. Salz hinzugeben und auf Trinktemperatur abkühlen lassen. Eine kleine Menge im Mund hin- und herbewegen. Dann den Kopf nach hinten nehmen, die Flüssigkeit in den Rachen fließen lassen (nicht schlucken!), durch die Nase ein- und durch den Mund ausatmen. Nach einigen Sekunden die Gurgellösung ausspucken und den Vorgang mehrere Male wiederholen.
- Halswickel: Feuchtwarme Wickel sind lang bewährte, zuverlässige Hausmittel und lindern risikolos Halsschmerzen in der Schwangerschaft. So geht’s: Gekochte Kartoffeln noch heiß zerdrücken und in ein sauberes Geschirrtuch geben. Vorsichtig um den Hals wickeln und mit einem trockenen Tuch fixieren. Nutze die halbe Stunde, die der Kartoffelwickel einwirkt, für eine echte Erholungspause – lege die Beine hoch, halte die Füße warm und schließe die Augen. Alternativ: Bei einer akuten Halsentzündung kann es auch angenehm sein, einen kalten Halswickel anzulegen. Die innere Lage mit kühlem Wasser tränken, auswringen und ca. 30 Minuten um den Hals belassen.
Welche Mittel gegen Halsschmerzen sind für Schwangere tabu?
Aus verständlichen ethischen Gründen finden nur ganz selten Medikamentenstudien mit Schwangeren statt. Mitunter existieren daher einfach nicht genügend Erkenntnisse, ob bestimmte Wirkstoffe sich negativ auf die Schwangerschaft auswirken können. Sicherheitshalber verzichtest du in der Schwangerschaft dann auf diese Medikamente. Auf der Webseite Embryotox.de findest du geprüfte Erkenntnisse und Informationen zu über 400 Arzneimitteln und ob du sie in der Schwangerschaft einnehmen kannst oder nicht.
Expert:innen warnen unter anderem vor folgenden Mitteln gegen typische Halsbeschwerden:
- Schmerzlindernde, fiebersenkende Medikamente wie ASS (Acetylsalicylsäure) oder Ibuprofen – vor allem im letzten Schwangerschaftsdrittel können sie dem ungeborenen Kind schaden.
- Kombinationspräparate gegen Erkältungsbeschwerden – sie enthalten häufig Schmerzmittel und/oder Alkohol und sind daher in der Schwangerschaft nicht geeignet.
- Salbeitee trinken – zwar bringen Salbeiauszüge sehr gute Linderung bei Halsschmerzen, sie sollten aber nicht verschluckt werden. Im Übermaß kann Salbei wehenfördernd wirken und auch das Blutungs- oder Frühgeburtsrisiko erhöhen. Genauer erklärt das unser Artikel Salbeitee in der Schwangerschaft. Deshalb nur Gurgeln und danach wieder ausspucken.
- Lakritz – das enthaltene Glycyrrhizin kann zu Kreislaufstörungen führen und den Cortisolspiegel des Babys gefährlich erhöhen.
Wie lassen sich Halsschmerzen vorbeugen?
Am besten wäre es natürlich, du bekommst erst gar keine Halsschmerzen. Diese 5 Tipps helfen dabei, eine Erkältung zu verhindern:
- Die Schleimhäute immer gut feucht halten und über den Tag verteilt regelmäßig trinken. Und im Winter regelmäßig stoßlüften, um die trockene Heizungsluft gegen frische, feuchtigkeitshaltigere Luft auszutauschen.
- Stress vermeiden und immer wieder bewusst für Erholungspausen sorgen. Zu viel von dem Stresshormon Cortisol im Blut schwächt das Immunystem.
- Kontakt mit Kranken für die Zeit der Schwangerschaft so gut es geht meiden. Auch wenn es schwerfällt. Aber deine Sicherheit und Gesundheit gehen vor.
- Hygieneregeln beachten. Hände waschen, wenn du draußen warst und immer, bevor du etwas zu Essen zubereitest.
- Ausgewogene ernähren, mit täglich Obst und Gemüse auf dem Teller. So stellst du eine gute Versorgung mit gesunden Vitaminen und Mineralstoffen sicher, die deine Abwehrkräfte stark machen.
Quellen:
- Räikkönen, K., Martikainen, S., et al.: Maternal Licorice Consumption During Pregnancy and Pubertal, Cognitive, and Psychiatric Outcomes in Children, American Journal of Epidemiology, Volume 185, Issue 5, 1 March 2017, zuletzt abgerufen am 15.09.2022
- Familienplanung.de: Medikamente in der Schwangerschaft
- Stiftung Gesundheitswissen: Halsschmerzen