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Normalerweise befindet sich dein Ruhepuls bei etwa 60 bis 90 Schlägen pro Minute. Wenn du dich körperlich anstrengst oder aufgeregt bist, kann der Puls aber schon mal über 100 schnellen. Geht dein Herz jedoch ohne ersichtlichen Grund in den Galopp über, sprechen Ärzt:innen von Tachykardie. Herzrasen in der Schwangerschaft, bei dem Herzfrequenzen von 140 bis 180 auftreten, ist gar nicht so selten. Hier liest du, was du tun kannst und wann das schnelle Herzklopfen bedenklich wird.
Du möchtest wissen, wie du deinen Puls misst? Lege einfach zwei oder drei Finger auf die Innenseite des Handgelenks unterhalb des Daumens. Zähle 30 Sekunden lang die Schläge mit – der Wert mal zwei ergibt den Puls pro Minute. Bereits vor der Messung solltest du einige Minuten ruhig gesessen oder gelegen haben.
Wie kommt es zu Herzrasen in der Schwangerschaft?
Die Blutmenge im Körper nimmt ab der 6. Schwangerschaftswoche stetig zu – im letzten Schwangerschaftsdrittel ist das Blutvolumen um 40 bis 50 Prozent größer als vor der Schwangerschaft. Warum das so ist? Weil dein Körper mehr Blut produziert, um dein wachsendes Baby mit allen wichtigen Nährstoffen versorgen zu können. Für dein Herz bedeutet das jedoch, dass es auf Hochtouren arbeiten muss. Je größer das Baby wird, desto mehr muss es leisten – und desto schneller und stärker schlägt es. Als Schwangere nimmst du das schnellere Herzklopfen vermutlich deutlich wahr. Frauen mit niedrigem Blutdruck fühlen ihre Herzfrequenz sogar noch stärker.
Insbesondere in der Spätschwangerschaft kann es passieren, dass das Herz nachts besonders stark klopft – vor allem, wen du auf deinem Rücken liegst. Kommen noch Symptome wie Schwindel oder Übelkeit hinzu, legst du dich besser rasch auf die linke Seite. Denn: Die stark vergrößerte Gebärmutter drückt auf die große Hohlvene, auch Vena cava genannt, die das Blut zum Herzen befördert. Um genug Blut zu transportieren, muss das Herz schneller schlagen.
Ist der schnelle Herzschlag gefährlich für dich?
Bei den meisten schwangeren Frauen lässt sich das Herzrasen in der Schwangerschaft auf den normalen körperlichen Veränderungsprozess zurückführen. In manchen Fällen kann es sich bei der Tachykardie jedoch um eine Begleiterscheinung einer Krankheit handeln, die sich bereits vor oder während der Schwangerschaft entwickelt hat. Ob das Herzrasen harmlos ist, hängt zudem entscheidend davon ab, wo es entsteht: in den Vorhöfen oder in den Herzkammern. Herzrasen, das in den Vorhöfen entsteht, ist nicht akut bedrohlich. Eine Kammertachykardie kann für die Betroffenen hingegen lebensbedrohlich sein. Dem sogenannten Kammerflimmern liegt meist eine Herzerkrankung zugrunde. Sofern das Herzrasen sehr häufig auftritt, sollten folgende Erkrankungen vom Arzt oder der Ärztin ausgeschlossen werden.
- Bluthochdruck: Eine häufige Ursache für Herzrasen ist das Vorhofflimmern, das durch Bluthochdruck begünstigt wird. Wer neben der erhöhten Herzfrequenz auch unter Sehstörungen, Übelkeit und Schwindel leidet, sollte schnellstmöglich eine:n Ärzt:in aufsuchen.
- Schwangerschafts-Kardiomyopathie: Wie die Deutsche Herzstifung bekanntgab, entwickelt sich bei einer von 1.000 bis 1.500 Schwangerschaften eine peripartale oder postpartale Kardiomyopathie. Eine Form der Herzschwäche, die mit Müdigkeit, Herzrasen und Herzstolpern einhergeht – und leicht mit Geburtsanzeichen verwechselt werden kann. Die Diagnose wird von Kardiolog:innen mittels Bluttest und Ultraschalluntersuchung des Herzens gestellt.
- Schilddrüsenüberfunktion: Eine Schilddrüsenerkrankung geht häufig mit Herzrhythmusstörungen einher. Bei anhaltend starken Herzklopfen ist es somit ratsam, die Schilddrüse schallen zu lassen.
- Grippe oder Long Covid: Du hattest vor Kurzem Influenza oder Corona? Dann ist es nicht auszuschließen, dass dein Herzrasen daher stammt. Lass das Ganze ärztlich abklären, um eine Herzmuskelentzündung auszuschließen.
Was kannst du gegen die Tachykardie tun?
Viele Schwangere geraten in Panik, wenn sich der Puls urplötzlich beschleunigt. Eine verständliche, wenn auch kontraproduktive Reaktion des Körpers, da sich der Herzschlag damit noch verstärkt. Folgende Maßnahmen helfen dir, um dich wieder in den Ruhemodus zu bringen.
- Tee trinken und hinsetzen: Nimm den Druck aus deinem Alltag raus. Sorge für Ruhepausen, in denen du dich hinsetzt und die Füße hochlegst. Trinke dabei einen Tee – Teesorten mit Melisse, Baldrian und Passionsblume haben eine beruhigende Wirkung.
- Ruhe bewahren: Mache dir bewusst, dass Herzrasen in der Schwangerschaft normal und meist kein Grund zur Beunruhigung ist. Du bist nicht allein mit deinen Beschwerden, auch andere Frauen leiden darunter. Und ganz wichtig: Steigere dich nicht in das schnelle Herzklopfen hinein.
- Magnesium nehmen: Nach Rücksprache mit deinem:r Frauenärzt:in kannst du auch Magnesium einnehmen. Das Nahrungsergänzungsmittel wirkt sich positiv auf das Nervensystem aus und entspannt die Muskeln – auch den Herzmuskel.
- Atem- und Entspannungsübungen machen: Um dich zu beruhigen, kannst du auf Atem- und Entspannungsübungen aus dem autogenen Training oder Yoga zurückgreifen. Schließe die Augen und atme tief durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Wiederhole den Vorgang etwa 10- bis 20-Mal. Eine Übung, die du auch vorbeugend in deinen Alltag zur Stressreduzierung einbauen kannst.
- Valsalva-Manöver ausprobieren: Ein Trick, der die Herzfrequenz wieder verlangsamen soll. Halte dir deinen Mund und deine Nase zu und atme kräftig aus. Lege dich danach auf den Boden und hebe die Beine im 45-Grad-Winkel an. Langsam sollte sich dein Herzschlag wieder normalisieren.
Wann solltest du einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen?
In jedem Fall solltest du deine:n Gynäkolog:in im Rahmen deiner Vorsorgeuntersuchungen über das Herzrasen in der Schwangerschaft in Kenntnis setzen. Kommen weitere Symptome hinzu oder wird die Tachykardie zum Dauerzustand, ist es ratsam, unverzüglich einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen.
Folgende Anzeichen sollten dich neben dem Herzrasen aufhorchen lassen:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Schweißausbrüche
- Druck auf der Brust
- Atemnot
- Ohnmacht
- Sehstörungen
Wie bereits gesagt, sind schneller schlagende Herzen während der Schwangerschaft normal – und zunächst kein Grund zur Beunruhigung. Trotzdem ist es für dich und dein ungeborenes Kind immer gut, Beschwerden abzuklären, um auf Nummer sicherzugehen.
Quellen:
Familienplanung.de: Beschwerden in der Schwangerschaft: Herzklopfen
Herzstiftung.de: Herzrasen: Ursachen unbedingt abklären lassen
Aerzteblatt.de: Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen um die Geburt herum an Schwangerschafts-Kardiomyopathie denken