Artikelinhalt
- Was ist Ibuprofen?
- Ist Ibuprofen in der Schwangerschaft erlaubt?
- Wie oft dürfen Schwangere Ibuprofen nehmen?
- Ist Ibuprofen gefährlich für das Ungeborene?
- Was tun, wenn man Ibuprofen in der Schwangerschaft genommen hat?
- Gibt es Alternativen zu Ibuprofen in der Schwangerschaft?
- Was hilft noch bei Schmerzen in der Schwangerschaft?
- Was tun bei starken Schmerzen in der Schwangerschaft?
Der Kopf pocht, der Rücken schmerzt, im Unterleib zieht es. Eine Ibuprofen, das wär’s jetzt, oder? Werdende Mamas müssen den Griff zur Tablette genau abwägen. Wie groß ist der Nutzen, wie hoch das Risiko für das Baby und einen selbst? Arzneimittelexperten raten von der Einnahme einer Einzeldosis Ibuprofen nicht ab. Allerdings kommt es auch darauf an, wie weit deine Schwangerschaft schon fortgeschritten ist. Wir sagen euch, welche Risiken es gibt und ab wann Ibuprofen keine Option mehr ist.
Was ist Ibuprofen?
Ibuprofen ist ein Wirkstoff gegen Schmerzen, der sich in unterschiedlichen Arzneimitteln findet. Er gehört zur Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika/Antiphlogistika (NSAR bzw. NSAID) und wird in Deutschland bis 400 mg rezeptfrei verkauft. Ibuprofen wirkt schmerzlindernd, fiebersenkend sowie entzündungs- und blutgerinnungshemmend. Die Wirkung beruht auf einer Hemmung der Bildung von Prostaglandinen. Prostaglandine sind Botenstoffe, die Schmerzen auslösen.
Je nach Dosierung und Darreichungsform (zum Beispiel Tabletten, Saft, Cremes) wird Ibuprofen bei unterschiedlichen Beschwerden und Erkrankungen eingesetzt. Besonders häufig kommt er als Kopfschmerztablette zur Anwendung. Aber auch Zahn- und Regel- oder Gelenkschmerzen werden häufig mit Ibuprofen behandelt.
Ist Ibuprofen in der Schwangerschaft erlaubt?
Ob Arzneimittel mit dem Wirkstoff Ibuprofen während deiner Schwangerschaft erlaubt sind, kommt auf das Stadium an. In den ersten zwei Trimestern ist Ibuprofen eines der Schmerzmittel und Entzündungshemmer der Wahl, im letzten Schwangerschaftsdrittel solltest du den Wirkstoff nicht mehr einnehmen. Das kannst du auch auf dem Internetportal Embryotox nachlesen. Dort stufen die Experten des Berliner Universitätsklinikums Charité Medikamente in Hinblick auf ihre Verträglichkeit in Schwangerschaft und Stillzeit ein.
Mittel der Wahl zu sein heißt allerdings nicht, dass die Einnahme völlig ohne Risiken ist. Sie sind nach aktueller Studienlage allerdings eher gering. Bitte besprich die Einnahme von Schmerzmitteln in der Schwangerschaft zur Sicherheit mit deiner Ärzt:in. Das gilt besonders dann, wenn du eine längerfristige Schmerztherapie brauchst.
Übrigens: Auch bei einem bestehenden Kinderwunsch ist es wichtig, möglichst auf Medikamente zu verzichten.
Wie oft dürfen Schwangere Ibuprofen nehmen?
Auch wenn Ibuprofen – ebenso wie Paracetamol – in der Schwangerschaft erlaubt ist, solltet ihr Schmerzmittel möglichst nur in Absprache mit eurer Ärztin oder eurem Arzt einnehmen. Sie oder er wird euch auch über die Dosierung aufklären. Für Nicht-Schwangere liegt die empfohlene Einzeldosis von Ibuprofen bei einer Selbstmedikation zwischen 200 und 400 mg. Die Tageshöchstdosis liegt bei 1200 mg.
Im Prinzip ist es besser, ganz auf Schmerzmittel zu verzichten, da im Grunde alles, was die Mutter zu sich nimmt, auch in irgendeiner Form beim Fötus in der Gebärmutter ankommt. Aber auch in der Schwangerschaft können Situationen entstehen, in denen eine Einnahme sinnvoll ist. Denn dauerhafte Schmerzen sind nicht nur für die werdende Mama eine Qual, auch das Baby leidet unter dem Stress, der durch sie entsteht.
Ist Ibuprofen gefährlich für das Ungeborene?
Das Risiko für euer Baby durch die Einnahme von Ibuprofen verändert sich im Laufe der Schwangerschaft. Während es im 1. Trimenon sehr gering ist, steigt es im 2. Drittel leicht an. Ab der 28. SSW sollten Medikamente mit Ibuprofen nicht mehr angewendet werden. Das gilt auch für Salben und Cremes, die den Wirkstoff enthalten.
Ibuprofen im 1. Schwangerschaftsdrittel
In der 1. bis 12. Schwangerschaftswoche ist die Einnahme als Einzeldosis laut Embryotox möglich. Ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), wie Ibuprofen, und einem erhöhten Fehlgeburtsrisiko konnte in dieser Phase nicht nachgewiesen werden. Darüber, ob nach der Einnahme von Ibuprofen ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen, wie beispielsweise kardiovaskuläre (Septum-)Defekte besteht, ist sich die Forschung nicht einig. Dass eine Ibuprofen-Einnahme zum Ende des 1. Trimesters einen Hodenhochstand begünstige, konnte in unabhängigen Studien nicht bestätigt werden. Auch eine Studie, die den Verdacht nahelegt, dass die Einnahme zu einem Absterben von Eizellen bei weiblichen Föten führe, steht bisher allein da.
Mediziner:innen raten, immer Nutzen und Risiko abzuwägen, bevor ihr in der Schwangerschaft zu einem Schmerzmittel greift. Holt euch im Zweifel lieber ärztlichen Rat.
Ibuprofen im 2. Schwangerschaftsdrittel
Auch in der 13. bis 27. SSW ist Ibuprofen laut Embryotox das Mittel der Wahl bei Schmerzen und Entzündungen. Mit Fortschreiten der Schwangerschaft steigt allerdings das Risiko eines vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus (das ist ein kleines Gefäß, dass die Hauptschlagader mit der Lungenschlagader verbindet) und von Nierenfunktionsstörungen beim Fötus. In einer Kohortenstudie wurde nach der Einnahme von NSAR ein Zusammenhang mit einem etwas niedrigeren Geburtsgewicht beobachtet.
Ibuprofen im 3. Schwangerschaftsdrittel
Ab der 28. Schwangerschaftswoche sollten Schwangere kein Ibuprofen mehr anwenden. Die beschriebenen Risiken für das Baby sind im 3. Trimenon zu hoch. Und auch für die werdende Mutter ist das Risiko von Nebenwirkungen nun größer als der Nutzen. Die Folgen der Einnahme im letzten Drittel der Schwangerschaft können zum Beispiel längere Blutungen unter der Geburt und eine Hemmung der Gebärmutterkontraktionen sein. Mittel der Wahl ist im 3. Trimenon Paracetamol.
Was tun, wenn man Ibuprofen in der Schwangerschaft genommen hat?
Habt ihr Ibuprofen im letzten Trimenon wiederholt eingenommen, wird zur Sicherheit eine Kontrolluntersuchung empfohlen. Mit einer Doppler-Sonografie wird der Blutfluss im Ductus arteriosus Botalli (Verbindung zwischen Körperhaupt- und Lungenschlagader beim Ungeborenen) überprüft. Außerdem wird geschaut, ob die Ibuprofen-Einnahme zu einem Oligohydramnion, also einem Mangel an Fruchtwasser, geführt hat. Die gleiche Diagnostik wird angewendet, wenn ihr NSAR zwischen der 20. und 28. SSW über einen längeren Zeitraum oder kurz vor der Entbindung eine Einzeldosis genommen habt.
Gibt es Alternativen zu Ibuprofen in der Schwangerschaft?
Paracetamol
Neben Ibuprofen ist laut der Experten für Embryonaltoxikologie der Charité auch Paracetamol ein Mittel der Wahl bei Schmerzen in der Schwangerschaft. Paracetamol kann auch im dritten Trimenon eingenommen werden. Am besten in der niedrigsten wirksamen Dosierung.
Auch zu diesem Schmerzmittel gab es bereits eine Reihe von Studien, die untersucht haben, ob es einen negativen Einfluss auf Mutter oder Fötus haben kann. Ganz eindeutig sind die Ergebnisse nicht. Ob die Einnahme von Paracetamol beim Baby das Risiko für einen Hodenhochstand, einer Fehlbildung der Bauchwand oder für spätere Verhaltensstörungen steigern kann, ist nicht eindeutig erwiesen.
In unserem Artikel zu Paracetamol in der Schwangerschaft könnt ihr die Hintergründe dazu genauer nachlesen.
Aspirin (Acetylsalicylsäure)
Das weit verbreitete Schmerzmittel Aspirin (ASS) ist nur Mittel zweiter Wahl. Die Toxikolog:innen der Charité bewerten hier das Risiko höher, dass die Einnahme von Acetylsalicylsäure zu einem Verschluss des Ductus aerteriosus Botalli führen könne. Außerdem bestehe die Gefahr, dass Aspirin die Kontraktionen der Gebärmutter hemmen und so zu einer Verlangsamung der Geburt führen könne.
In Ausnahmefällen wird ASS angeordnet, um eine Präeklampsie zu verhindern. Dann wird der Wirkstoff aber so niedrig dosiert, dass er nicht schadet.
Was hilft noch bei Schmerzen in der Schwangerschaft?
Eine Schwangerschaft ist fast immer mit Schmerzen verbunden. Die Gewichtszunahme und die damit einhergehende ungewohnte Haltung beeinflussen deine Wirbelsäule und Gelenke. Auch der Druck des Babys auf die inneren Organe und erste Übungswehen können besonders in den letzten Schwangerschaftsmonaten schmerzhaft sein. Um dein Baby nicht zu gefährden, wirst du sicher nicht sofort zur Tablette greifen wollen. Schließlich gibt es noch andere Mittel und Wege, die für Linderung sorgen.
- Ruhe: Oft hilft es bei leichten Kopf- oder Rückenschmerzen schon, sich auszuruhen. Legt euch bequem hin, dunkelt das Zimmer etwas ab und lasst Fünfe gerade sein.
- Wärme: Ein warmes Körnerkissen oder ein Vollbad entspannen deine Muskeln und lindern Muskel- und Gelenkschmerzen (erfahre mehr dazu im Artikel zur Wärmflasche in der Schwangerschaft). Aber: Das Körnerkissen bitte nicht direkt auf den Bauch legen, da Wärme auch Wehen fördern kann. Auch das Badewasser sollte nicht über 37 Grad haben.
- Lagerung: Schieb dir einige dicke Kissen unter die Unterschenkel und lagere deine Beine treppenartig hoch. So entlastest du den unteren Rücken, der gerade Schwerstarbeit verrichten muss.
- Frische Luft: Gegen Kopfschmerzen hilft oft frische Luft und ausreichend Flüssigkeit. Ein kleiner Spaziergang um den Block kann schon zu einer Besserung führen.
- Akupressur und Massagen: Lass dir bei Verspannungen Massagen oder Akupressurbehandlungen bei einer:m Physiotherapeut:in verschreiben. Einige haben sogar eine Liege für Schwangere, auf der du, dank spezieller Aussparung, entspannt auf dem Bauch liegen kannst.
Was tun bei starken Schmerzen in der Schwangerschaft?
Frei verkäufliche Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol lindern nur leichte bis mittlere Schmerzen. Hast du starke und/oder chronische Schmerzen, werden diese Arzneimittel dir unter Umständen nicht weiterhelfen. Bevor du selbst die Dosis erhöhst oder die Medikamente über einen längeren Zeitraum anwendest, ist ein Gespräch mit deiner Gynäkologin, deinem Gynäkologen oder in einer Schmerzambulanz der richtige Schritt. So kannst du einen Weg finden, die Schmerzen in Schach zu halten, ohne deinem Kind zu schaden.
Sich zu quälen und neun Monate trotz starker Schmerzen auf Arzneimittel zu verzichten, ist für dein Baby auch nicht gesund. Die Stresshormone, die als Reaktion auf den Schmerz ausgeschüttet werden, beeinflussen auch dein Kind und können unter Umständen mehr schaden als eine gezielte und auf dich persönlich eingestellte Medikation. Wie so häufig gilt: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.
Quellen:
- Embryotox.de: Ibuprofen, zuletzt abgerufen 2.3.2023
- Leverrier-Penna, Sabrina et al.: Ibuprofen is deleterious for the development of first trimester human fetal ovary ex vivo, in: Human Reproduction (2018)
- Møbjerg Kristensen, David et al.: Intrauterine exposure to mild analgesics is a risk factor for development of male reproductive disorders in human and rat, in: Human Reproduction, Vol. 26, No. 1, 2011, S. 235-44.
- Sznajder KK et al.: Maternal use of acetaminophen during pregnancy and neurobehavioral problems in offspring at 3 years: A prospective cohort study. Plos One (2022)