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Bei Leberwurst scheiden sich die Geschmäcker: Die einen finden schon den Geruch eklig, andere entwickeln richtigen Heißhunger darauf. In der Schwangerschaft ist Leberwurst allerdings wegen ihres hohen Vitamin-A-Gehalts bedenklich. Retinol ist in Leber nämlich erhöht vorhanden.
Leberwurst in der Schwangerschaft: Wie viel Vitamin A ist erlaubt?

In Deutschland gibt es für Leberwurst klare Vorschriften. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat in seinen Leitsätzen für Fleisch und Fleischerzeugnissen eindeutige Regelungen, wie viel Leber in einer Leberwurst enthalten sein darf: nämlich zwischen zehn und 30 Prozent.
Grundsätzlich ist Vitamin A gesund. Die empfohlene Tagesdosis liegt für Männer ab 19 Jahren bei 0,85 Milligramm und für Frauen ab 19 Jahren bei 0,7 Milligramm. Aber: Selbst zehn bis 30 Prozent Leberanteil in Leberwurst reichen, um die empfohlene Tagesdosis von Vitamin A mit den bekannten Verzehrmengen zu erreichen. Und mehr als drei Milligramm am Tag wird einem Erwachsenen nicht empfohlen.
Zwar brauchen Frauen in der Schwangerschaft laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung nicht weniger Retinol am Tag zu sich nehmen (stillenden Müttern wird sogar eine erhöhte Menge von 1,3 Milligramm täglich empfohlen), allerdings wird die empfohlene Tagesdosis bei ausgewogener Ernährung oft schon durch andere Nahrungsmittel erreicht (siehe Tabelle unten). Kommt der Verzehr von Leberwurst noch dazu, kann es schnell zu viel werden. Doch warum ist eine erhöhte Vitamin-A-Zufuhr auf Dauer gefährlich und was löst sie beim Baby aus?

Was passiert bei einer dauerhaft erhöhten Vitamin-A-Zufuhr?
Für werdende Mütter gilt gerade im ersten Trimester der Schwangerschaft Vorsicht. Das regelmäßige Überschreiten der empfohlenen Tageszufuhr von Vitamin A kann das Kind gefährden und zu Fehlbildungen führen. Ab dem zweiten Trimester kann Mami in spe ab und zu ein Leberwurstbrot essen. Es darf aber gerne die Ausnahme bleiben.
Auch abseits einer Schwangerschaft gilt Umsicht mit Leber und Leberwurst. Eine dauerhafte Überdosierung von Retinol kann zu Schädigungen der Augen und der Leber, zu Haarausfall, Gelenk- und Muskelschmerzen und zu Knochenschäden führen. Doch welche Nahrungsmittel enthalten überhaupt Retinol?
Welche Lebensmittel enthalten wie viel Vitamin A?

Vitamin A und dessen Vorstufe, das Provitamin Beta-Carotin (ß-Carotin), sind in vielen Nahrungsmitteln enthalten. ß-Carotin wird in unserem Körper in Leber, Lunge und Dünndarm in Vitamin A umgewandelt.
Vitamin A kommt ausschließlich in tierischen Produkten vor, das Provitamin ß-Carotin ausschließlich in Gemüse und Obst. In welchen Mengen zeigen unsere Tabellen mit verschiedenen Lebensmitteln.
Tierisches Vitamin A:
Lebensmittel | Vitamin-A-Menge pro 100 g |
Schweineleber | 36 mg |
Rinderleber | 18 mg |
Leberwurst (grob) | 8,3 mg |
Eigelb | 1,1 mg |
Aal, geräuchert | 1,0 mg |
Ein Beispiel: Wer eine Scheibe Brot mit 20 Gramm grober Leberwurst isst, nimmt (durchschnittlich) 1,66 Milligramm Retinol auf. Also die doppelte Menge der empfohlenen Tagesdosis.
Pflanzliches ß-Carotin:
Lebensmittel | Vitamin-A-Menge (umgewandelt) pro 100 g |
Karotten | 1,5 mg |
Süßkartoffeln | 1,3 mg |
Petersilie | 0,87 mg |
Grünkohl | 0,86 mg |
Spinat | 0,8 mg |
Äpfel | 0,29 mg |
Aprikosen | 0,28 mg |
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Bestehen bei Leberwurst in der Schwangerschaft noch andere Risiken?
Neben dem hohen Vitamin-A-Gehalt, der gerade zu Beginn der Schwangerschaft für das Baby gefährlich werden kann, ist in den letzten zehn Jahren ein weiteres Risiko hinzugekommen: Verunreinigungen mit Hepatitis E in kommerziell verarbeitetem Schweinefleisch, etwa in Würsten.
Wurden 2011 nur 238 Fälle von Verunreinigungen mit Hepatitis-E gemeldet, waren es im August 2020 bereits 2.280 Fälle, also fast zehnmal so viel. Grund sind häufig verunreinigte Schlachtbetriebe oder erkrankte Mitarbeiter. Besonders betroffen sind Schweinelebern und Produkte daraus.
Welche Gefahr besteht bei Hepatitis E für Schwangere?
Die Zahlen der weltweiten Hepatitis-E-Infektionen lesen sich erschreckend. Bei jeder fünften Schwangere verläuft die Erkrankung tödlich. In Entwicklungsländern wird Hepatitis E (Genotyp 1 und 2) meist durch unsauberes Trinkwasser und unsaubere Nahrung ausgelöst.
In Deutschland sind die Zahlen jedoch bei weitem nicht so dramatisch. Hier verlaufen die Erkrankungen an Hepatitis-E (Genotyp 3) meist klinisch unbemerkt. Angesteckt werden Menschen häufig durch den Verzehr von rohem oder niedrig gegartem Schweinefleisch und Wild. Weit weniger als ein Prozent der Erkrankungen verlaufen tödlich. Beschwerden bei einer Infektion sind meist eine Dunkelfärbung des Urins, Fieber, Oberbauchschmerzen und Müdigkeit.
Auch während der Schwangerschaft besteht für die werdend Mutter und das Baby bei einer Erkrankung des hier in Deutschland überwiegend auftretenden Hepatitis-E-Virus des Genotyps 3 keine erhöhte Gefahr. Trotzdem sollte die werdende Mama eine Ansteckung vermeiden. Gerade hohes Fieber kann für das Kind gefährlich sein.
Wenn du Themen rund um die Ernährung in der Schwangerschaft interessant findest, schau doch auch mal in folgende Artikel rein:
Verwendete Quellen
Bundesinstitut für Risikobewertung: Vitamin A: Aufnahme über kosmetische Mittel sollte begrenzt werden
Verbraucherzentrale: Vitamin A-Produkte – was ist sinnvoll?
Familienplanung: Ernährungsrisiken in der Schwangerschaft
Ärztezeitung: Keine Leberwurst in der Schwangerschaft!
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.: Ausgewählte Fragen und Antworten zu Vitamin A
Informationsdienst Wissenschaft: Hepatitis-E: Neue Studie zeigt Häufigkeit von Verunreinigungen in kommerziellem Schweinefleisch
Robert Koch-Institut: Hepatitis E
Deutsche Aidshilfe: Hepatitis E
Internisten im Netz: Hepatitis E: Verlaufsformen, Besonderheiten & Schwangerschaft