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Sternenkinder Abschied, bevor Emilias Leben anfangen konnte

Sternenkinder: Abschied, bevor Emilias Leben anfangen konnte
© mapfotodesign M. Pohl
Emilia ist ein Sternenkind. Sie wurde in der 18. Schwangerschaftswoche tot geboren. Für ihre Eltern unfassbar traurig. Im Schmerz ein kleiner Trost: Die Fotos ihrer Tochter.

Zwei gesunde Kinder

"Ich habe drei Kinder. Zwei Söhne, die sechs Jahre und 18 Monate alt sind und meine Tochter Emilia, die Anfang Februar 2016 als Sternenkind geboren wurde.
Schon die ersten beiden Schwangerschaften waren schwierig. Bei meinem großen Sohn öffnete sich in der 26. Schwangerschaftswoche der Muttermund. Daraufhin lag ich neun Wochen lang im Krankenhaus, bekam Wehenhemmer und Medikamente, die die Lungenreife des Kindes förderten. Irgendwann konnte ich dann wieder nach Hause. Mein Sohn wurde schlussendlich nach 38+5 Schwangerschaftswochen geboren und war kerngesund.
In der zweiten Schwangerschaft war bis zur 23. Schwangerschaftswoche alles in Ordnung. Dann hatte ich auf einmal starke Bauchschmerzen, die sich als Wehen herausstellten. Der Muttermund war schon offen, ich musste im Krankenhaus bleiben und bekam wieder viele Medikamente. Mein Sohn wurde dann in der 25. Schwangerschaftswoche per Kaiserschnitt geboren, mit einem Gewicht von 740 Gramm. Er war noch wochenlang im Krankenhaus, musste beatmet werden. Heute ist er 18 Monate alt und entwickelt sich gut.
Mein Mann und ich haben lange überlegt, ob wir es noch einmal probieren wollen, schwanger zu werden. Das Risiko einer erneuten Frühgeburt war sehr hoch. Wir haben uns dann aber doch dafür entschieden. Denn unser zweiter Sohn ist heute zum Glück gesund und normal entwickelt.
 

Zunächst gab es keine Komplikationen, doch das änderte sich schnell

Ich wurde schnell wieder schwanger. Die Schwangerschaft verlief zunächst normal, aber die Ärzte rieten mir zu einer Cerclage, um eine erneute Frühgeburt zu verhindern. Dabei wird der Muttermund durch eine Operation verschlossen.
Ich entschied mich, den Eingriff durchführen zu lassen. Da war ich in der 16. Schwangerschaftswoche. Es war ein Routineeingriff, der nur eine halbe Stunde dauerte. Ich wusste schon, dass ich dieses Mal ein Mädchen bekommen würde, und freute mich sehr auf sie. Die Operation verlief auch gut, die Ärzte waren zufrieden.
Am Abend hatte ich Bauchschmerzen und konnte kein Wasser lassen. Am nächsten Tag hatte ich dann Blut im Urin. Die Ärzte sagten zunächst, das sei normal und untersuchten mich nicht weiter, obwohl ich immer wieder danach fragte. Das ging zwei Tage so. Als mich dann doch endlich eine Ärztin untersuchte, dann die Katastrophe. Die Ärzte stellten einen Riss in der Fruchtblase fest. Außerdem hatte ich eine Infektion, die drohte, zu meinem Baby aufzusteigen. Sie machten uns wenig Hoffnung. Mein Mann und ich haben geweint und geweint. Wir konnten es einfach nicht glauben.
 

Voller Hoffnung

Ich lag dann im Krankenhaus, durfte nicht aufstehen und bekam starke Medikamente. Die Ärzte versuchten, mein Kind wenigstens bis zur 24. Woche im Bauch zu halten. Nur dann hätte es eine Überlebenschance. Ich war voller Hoffnung. Meine Tochter würde es schaffen. Doch dann kam alles anders. Nach zwei Wochen war die Entzündung in meinem Körper so schlimm, dass es für mich lebensgefährlich war. Die Ärzte wollten die Geburt meiner Tochter einleiten, die sie nicht überleben würde, um mein Leben zu retten. Doch ich wollte das nicht. Ich wollte für meine Tochter weiterkämpfen.
Die Ärzte rieten mir davon ab. Sie sagten, ich habe zwei gesunde Kinder, die mich brauchen und einen Mann. Ich dürfe mein Leben nicht aufs Spiel setzen.
Ich hatte mir einen Kaiserschnitt gewünscht. Doch das war in der 18. Schwangerschaftswoche nicht möglich, denn meine Gebärmutter wäre dadurch zu sehr beschädigt worden. Ich hatte riesige Angst.
 

Stille Geburt

Die Geburt meiner Tochter wurde dann mit Tabletten eingeleitet. Nach ein paar Stunden bekam ich Wehen. Mein Mann und eine tolle Hebamme waren bei mir. Um halb 10 wurde das Köpfchen meiner Tochter geboren. Ihr Unterleib und ihre Beine befanden sich noch in mir. Es gab eine lange Wehenpause, in der ich die Möglichkeit hatte, nach meinem Kind zu tasten. Das war sehr schön. Um 22.06 Uhr wurde sie dann vollständig mit intakter Fruchtblase geboren. Ein magischer Moment. Alles schien still zu stehen.
Sie lebte noch und bewegte sich sogar, als die Hebamme vorsichtig ihre Schulter anstupste. Sie war noch über die Nabelschnur mit mir verbunden, wurde über mich versorgt. Ich konnte entscheiden, wann die Fruchtblase geöffnet werden sollte.
Ich ließ mir wieder Zeit, etwa eine halbe Stunde. Dann ließ die Hebamme die Fruchtblase reißen, durchtrennte die Nabelschnur und legte mir meine Tochter auf die Brust. Meine kleine Emilia. Als sie bei mir lag, war sie schon tot. Sie sah aus wie ihr Papa.
Wir haben sie die ganze Nacht bei uns behalten. Als wir schließlich einschliefen, lag sie zwischen uns. Eine Freundin hatte einen kleinen Schlafsack für sie genäht, in den wir sie legten. Ich habe morgens ein Zimmer auf der Station bekommen und durfte mein Baby insgesamt drei Tage bei mir behalten. Auch mein Mann war bei mir. Im Kreißsaal liefen viele Schwangere herum. Das war zu viel für mich.
 

Fotos als Andenken

Am Tag nach der Geburt kam Mascha, eine Fotografin von „Dein Sternenkind“ zu uns, um Emilia zu fotografieren. „Dein Sternenkind“ macht kostenlos Fotos oder auch Videos von Sternenkindern, um den Eltern ein Andenken an die verstorbenen Kinder zu schenken. Eine Freundin hatte mich darauf aufmerksam gemacht, den Kontakt für mich hergestellt. Der Auftrag wurde dann online gepostet und Mascha hat ihn durch Zufall übernommen. Ein großes Glück für mich. Mascha war für mich schon in der Zeit im Krankenhaus vor der Geburt eine große Stütze. Jeden Tag schrieb sie mir SMS, wie es mir geht. Bangte mit mir um das Leben meiner Tochter.
Als ich sie anrief, und sagte, dass Emilia auf der Welt ist, kam sie sofort. Sie machte wunderschöne Fotos von meiner Tochter und auch von uns dreien, vom Wiegen und Messen der Kleinen und von ihren winzigen Händen und Füßen. Die Bilder sind für mich unendlich viel wert. Ich schaue sie mir jeden Tag an, habe sie auch auf mein Handy geladen.
Meinem großen Sohn, der jetzt 6 Jahre alt ist, habe ich die Bilder auch gezeigt. Er wollte sie gern sehen. Von seinem Bruder kannte er es schon, dass die Mama nach Hause kommt, das Baby aber noch zu klein dafür ist. Ich habe ihm erklärt, dass das Herz von Emilia leider zu schwach war und noch viel kleiner als bei seinem Bruder. Das hat er dann verstanden.
Emilia ist jetzt auf einem Friedhof in Hamburg beerdigt und wir besuchen sie regelmäßig. Ich bin sehr froh, dass ich die Fotos und diesen Ort als Andenken an sie habe.“
 

Mehr über "Dein Sternenkind"

Über 400 Fotografen sind in ganz Deutschland unterwegs, um Eltern mit ihren Fotos ein Andenken an ihre verstorbenen Kinder zu schenken. Auf Eltern online erzählen drei Sternenkinderfotografen von ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen.
Dein Sternenkind findet ihr über die Homepage deinsternenkind.eu und auf Facebook.

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