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Schwanger in Zeiten von Corona Wie wir optimistisch bleiben können

Schwanger und glücklich
© vgajic / iStock
Während der Schwangerschaft geraten der eigene Körper und die Psyche immer ein wenig aus den Fugen. Aber was, wenn dann auch noch die ganze Welt um einen herum aus den Angeln gehoben wird?

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Unser drittes Kind wurde im Juni geboren. Zeitgleich drohte laut damaligen Hochrechnungen dem Gesundheitssystem der Kollaps exakt zu dieser Zeit. "Sei bloß froh, dass dein Kleiner noch 'ne Weile sicher in deinem Bauch ist", sagte meine Hebamme. "Der Juni wird fatal", prophezeite mir meine Schwester, die im Krankenhaus arbeitet. "Für Schwangere droht keine Gefahr", schrieb die Presse. "Es gibt aktuell noch keine Daten", sagte meine Gynäkologin. Ich las Berichte über infizierte Neugeborene, Geburten ohne Partner und eine Schwangere in Bozen, deren Gesundheitszustand sich erst nach einer Not-OP verbesserte. UFF.

Während all diese verschiedenen Eindrücke in meinem Kopf mit meinen Hormonen Salsa tanzten, saß ich samt Kindern im Homeoffice fest und versuchte, so gut es ging, zu funktionieren. Durchdrehen bringt ja nichts. Sagte mein Mann. 

Die Sache mit der fehlenden Stabilität

Doch was mein Mann sagt, interessiert meine Gefühlslage in manchen Momenten leider herzlich wenig. Um ehrlich zu sein, habe ich mich selten so verunsichert gefühlt. Mein Körper geriet aus den Fugen, ich würde bald aus einem sehr erfüllenden Arbeitsleben in den Mutterschutz gehen und mein Alltag würde sich komplett umkrempeln. Das zu verdauen, fällt wohl jeder schwangeren Frau – und zwar ganz unabhängig davon, wie sehr man sich das Kind gewünscht hat – mitunter ein bisschen schwer. Was dann hilft sind Routinen, ein stabiles Umfeld, Freude auf die Zukunft mit dem Neugeborenen, ein bisschen Ruhe. Also all die Dinge, die vor Corona möglich waren und jetzt nicht mehr. 

Wie ich nach einem schlimmen Wochenende meinen Mut wiederfand

Dann war da dieses Wochenende. Noch bevor Frau Merkel auf die Idee kam hatte ich meinen persönlichen Shutdown. Man brauchte mich nur ansehen und ich heulte los. Alles in mir bestand aus Angst. Um mein Baby. Um meine herzkranken Eltern. Um meine Schwester mit Gendefekt. Um die Welt, die wir kennen. Wie die Geburt wohl wird und wie ich mein Neugeborenes schützen soll vor dem, was da noch kommt. Ich brauchte zwei Tage Rotz und Wasser heulen, bis ich an einen Satz dachte, den mir mal meine Oma gesagt hat: "Das Leben besteht zu 10 % aus dem, was dir passiert und zu 90 % aus dem, was du daraus machst." Und mir ging auf, dass ich jetzt die Chance hatte, meinen Kindern genau diesen Satz beizubringen. Ja, vielleicht sogar dem Kind in meinem Bauch. Sozusagen als Impfung vor Verzweiflung im Leben. Schon mal pränatal. Resilienz per Nabelschnurexpress.

Der Bauch macht, was der Kopf sagt

Es ist keine Neuigkeit, dass man das eigene Bauchgefühl und die eigenen Gefühle ganz gut austricksen kann. Für alle werdenden Neu-Mamis: Das jetzt zu trainieren, ist SEHR SEHR klug. Denn *** ACHTUNG, SPOILER ***  mit Kindern und ohne die gewohnten sieben Stunden Schlaf werden auch ohne Corona eure Nerven ab und an blankliegen. Eine gute Methode: Mantras. Einfach immer wieder im Kopf aufsagen, wie man mit Dingen umgeht. Immer und immer wieder. Später mag das sein: "Wachsmaler geht bestimmt aus der Lieblingsbluse raus, also reg ich mich nicht auf", heute ist das eben: "Corona wird mir nicht meine Vorfreude auf mein Kind verderben."

Was mir auch hilft: Einfach die Gedanken an die Geburt und an die Zeit davor überspringen und sich die anderen Bilder ins Gedächtnis rufen: Diese kleinen perfekten Finger, die sich an dir festhalten. Das glucksende Geräusch, wenn dein Baby trinkt. Wie okay sich Quarantäne anfühlen wird, wenn du deinen Schatz endlich sehen kannst. Oder das Gespräch am Küchentisch in 30 Jahren, bei dem du sagen kannst: "Du bist so ein starker Mensch geworden, weil uns die Krise 2020 nicht kleinbekommen hat, mein Schatz. Du bist als Kämpfer geboren und wirst alles im Leben schaffen!"

Wie das geht ... das optimistisch bleiben in harten Zeiten ... das kann man nie früh genug lernen. Unsere Kinder im Bauch in Zeiten von Corona halt einfach schon vor ihrer Geburt. Wir werden alle als Mama-Heldinnen aus diesen Zeiten hervorgehen. Und unsere Kinder? Die werden ganz bestimmt Optimisten!

Dieser Artikel ist zuerst erschienen bei BRIGITTE.de.

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