Artikelinhalt
- Wie äußern sich Ischiasschmerzen in der Schwangerschaft?
- Ursachen für Ischias-ähnliche Schmerzen
- Wo liegt der Unterschied zu echten Ischias-Beschwerden?
- Was hilft Schwangeren gegen Ischiasschmerzen?
- Das kannst du in der Schwangerschaft gegen deine Rückenschmerzen tun
- Was tun, wenn Bewegung und Hausmittel nicht gegen Ischiasschmerzen in der Schwangerschaft helfen?
Je größer der runde Babybauch wird, desto häufiger zieht es im Lendenwirbelbereich. Jede zweite Schwangere klagt gerade im dritten Trimester über stechende Rückenschmerzen. Ziehen sie über den Gesäßmuskel bis ins Bein, denken viele an einen eingeklemmten oder entzündeten Ischiasnerv – eine Ischialgie. Zum Glück ist das nur in wenigen Fällen die Ursache und die Schmerzen klingen nach der Schwangerschaft wieder ab. Schmerzmittel müssen nicht unbedingt sein, auch andere Maßnahmen können gegen die Rückenbeschwerden helfen.
Wie äußern sich Ischiasschmerzen in der Schwangerschaft?
Von „Ischias“ sprechen wir umgangssprachlich, wenn wir Schmerzen im unteren Rücken haben. Wir vermuten dann oft, dass die Rückenbeschwerden vom Ischiasnerv ausgehen. Eine echte Ischialgie wird aber in der Schwangerschaft nur in etwa einem Prozent der Fälle diagnostiziert. Wieso dennoch jede zweite Frau über Ischias-Symptome klagt, kann oft nicht genau geklärt werden. Die Medizin spricht von mehreren Faktoren, die zusammenspielen und die tiefen Rückenschmerzen in der Schwangerschaft hervorrufen.
Ursachen für Ischias-ähnliche Schmerzen
Hormonelle Veränderungen:
Schwangerschaftshormone (besonders Progesteron) sorgen für eine Lockerung der Bänder und Sehnen im Becken und unteren Rücken. Vorteil: Dein Baby bekommt dadurch den Platz, den es in den kommenden Monaten braucht. Nachteil: Die Stabilität deines Körpers leidet. Es kann zu kleinen Verschiebungen der Knochen (z.B. am Iliosakralgelenk) kommen, die die „Ischias“-ähnlichen Schmerzen auslösen.
Gewichtszunahme:
Je mehr du mit Babybauch auf die Waage bringst, desto stärker verlagert sich dein Körperschwerpunkt nach vorne. Aber deine Bauchmuskulatur funktioniert gerade nicht mehr so gut als natürlicher Gegenspieler der Rückenmuskulatur. Dadurch wird besonders die untere Wirbelsäule (Lendenwirbelsäule) belastet und beginnt zu schmerzen.
Stauung der großen Hohlvene:
Besonders im Liegen drückt die Gebärmutter im letzten Trimester verstärkt auf die große Hohlvene. Im kleinen Becken kann sich dadurch venöses Blut stauen und auf den Ischiasnerv drücken.
Wachsende Gebärmutter:
Oft reicht auch der Druck, den die wachsende Gebärmutter selbst auf den Ischiasnerv ausübt, um Rückenschmerzen hervorzurufen.
Wann treten Ischiasschmerzen in der Schwangerschaft auf?
Rückenschmerzen, die sich wie Ischiasschmerzen anfühlen, treten häufig zum Ende der Schwangerschaft auf. Besonders im letzten Schwangerschaftsdrittel klagen viele Frauen über Schmerzen in der unteren Lendenwirbelsäule. Je stärker die Gewichtszunahme, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Rückenschmerzen auftreten. Oft strahlen die Schmerzen bis in die Beine aus. Das ist auch der Grund, warum sie oft mit echten Ischias-Schmerzen (Ischialgie) verwechselt werden.
Wo liegt der Unterschied zu echten Ischias-Beschwerden?
Ist die Ursache tatsächlich ein eingeklemmter oder entzündeter Ischiasnerv, ist der Schmerz meistens einseitig. Er strahlt vom Rücken über das Gesäß bis ins Bein, manchmal sogar bis in den Fuß. Auslöser ist häufig ein Bandscheibenvorfall. Dann ist der Nerv zwischen zwei Wirbelkörpern eingeklemmt. Der Nerv kann aber auch aufgrund einer Infektion (Gürtelrose, Borreliose) Schmerzen verursachen. Ischiasbeschwerden werden oft von einem Taubheitsgefühl oder einem Kribbeln begleitet.
Was hilft Schwangeren gegen Ischiasschmerzen?
Bei echten Ischiasschmerzen verschreibt dein Arzt oder deine Ärztin normalerweise ein Schmerzmittel und/oder Krankengymnastik. Beides hilft, die Muskulatur zu lockern und Schonhaltungen zu vermeiden. Da du aber während der Schwangerschaft zum Schutz deines Babys nur in Ausnahmefällen Schmerzmittel nehmen solltest, bleiben altbekannte Hausmittel und Bewegung. In jedem Fall ist es wichtig, die Schmerzen von deiner Ärzt:in abklären zu lassen.
Das kannst du in der Schwangerschaft gegen deine Rückenschmerzen tun
Physiotherapie: Dein Therapeut kann dir Übungen zeigen, die du auch zu Hause machen kannst. Sie können den Schmerz lindern und helfen, die wirbelsäulennahe Muskulatur zu stärken. Außerdem beugen sie erneut auftretenden Rückenproblemen vor. Zusätzlich wird die Physiotherapeutin dir Tipps geben, wie du den Rücken im Alltag besser schonen kannst. Zum Beispiel beim Heben und Tragen von Lasten.
Massagen: In der Physiotherapie können neben Übungen auch Massagen angewendet werden. Lass dir die Griffe erklären und frag, welche Stellen bei einer Massage in der Schwangerschaft ausgespart werden sollten. Dann kann dein Partner dich vielleicht auch zu Hause sanft durchkneten.
Wärme: Eine Behandlung mit erwärmten Kirschkern- oder Dinkelkissen oder ein warmes Bad tun einfach gut und helfen ebenfalls, die verkrampfte Gesäß- und Rückenmuskulatur zu lockern. Solltest du vorzeitige Wehen haben, könnte die zusätzliche Wärme allerdings verstärkend wirken. Bitte lass dich in diesem Fall vorher von deinem Arzt beraten.
Akupunktur: Auch Akupunktur kann eine sinnvolle alternative Schmerztherapie sein. Bitte sprich mit deiner Hebamme oder Gynäkolog:in, bevor du dir einen Termin geben lässt.
Sitzen vermeiden: Zu langes Sitzen verstärkt die Rückenschmerzen oft. Versuch, häufiger aktive Pausen einzulegen, wenn du eine sitzende Tätigkeit ausübst. Und besorg dir ein Keilkissen oder einen Sitzball, um die Wirbelsäule zu entlasten.
Entspannter Schlaf: Du hast dir schon ein Stillkissen gekauft? Prima. Es eignet sich nämlich auch dazu, deinen Rücken im Schlaf zu entlasten. Klemm es dir zwischen die Beine und leg dich auf deine Lieblingsseite. Vielen Frauen hilft die Position, die Schmerzen in der Nacht zu lindern.
Sport: Schwimmen, Wassergymnastik oder Schwangerschaftsyoga helfen auf unterschiedlichen Ebenen gegen Ischias und ischiasähnliche Rückenschmerzen. Auf der einen Seite entspannen sie sanft die Muskulatur. Auf der anderen helfen sie dir, mal an etwas anderes zu denken. Das gedankliche und seelische Abschalten kann ebenfalls krampflösend wirken und den Schmerz lindern.
Beckengurt: In einigen Fällen verschreibt dein Arzt dir einen Beckengurt. Er entlastet Babybauch und Lendenwirbelsäule bei längeren Einkaufstouren oder wenn du mit dem älteren Geschwisterkind unterwegs bist.
Wichtig: Versuch, in Bewegung zu bleiben. Zu langes Liegen oder eine schmerzvermeidende Schonhaltung führen oft zu noch stärkeren Verkrampfungen und chronischen Schmerzen.
Hier gibt's noch mehr Infos zum Thema Rückenschmerzen in der Schwangerschaft.
Was tun, wenn Bewegung und Hausmittel nicht gegen Ischiasschmerzen in der Schwangerschaft helfen?
Ob die genannten Tipps gegen deine akuten Rückenschmerzen helfen, hängt auch von ihrer Ursache ab. Auch wenn es sich bei vermeintlichen Ischiasschmerzen in der Schwangerschaft nur selten um eine Ischialgie handelt, kann das bei dir der Fall sein. Ist ein Bandscheibenvorfall die Ursache, ist in wenigen Ausnahmefällen auch die Gabe von Schmerzmitteln oder sogar eine OP während der Schwangerschaft nötig. Zuvor werden natürlich alle anderen therapeutischen Maßnahmen eingesetzt, um den Eingriff zu verhindern oder – zumindest hinauszuzögern.
Aber auch wenn die Veränderungen deines Körpers durch die Schwangerschaft die Rückenschmerzen auslösen oder verstärken, sind Übungen und Wärme nicht immer ausreichend. Sprich offen mit deiner Ärzt:in über deine Schmerzen. Sie wird dich eingehend untersuchen und dabei auch ausschließen, dass deine Rückenschmerzen nicht auf eine gynäkologische Erkrankung zurückzuführen sind.
Viele Frauen berichten nach der Geburt von nachlassenden Rückenschmerzen. Eine konsequente Rückbildung kann dann zu einer weiteren Linderung führen.
So beugt ihr Ischiasschmerzen in der Schwangerschaft vor
Deine Schwangerschaft wird in jedem Fall eine orthopädische Belastung für deinen Rücken. Wenn ihr also gerade versucht, schwanger zu werden, ist die beste Vorbeugung gegen Ischiasschmerzen in der Schwangerschaft, schon jetzt aktiv zu werden und deine Rückenmuskulatur aufzubauen. Treib Sport, melde dich zum Yoga an oder nutz eine App für zu Hause. Geh mit deinem Partner zusammen an der frischen Luft spazieren oder joggen und überleg, wie du ein paar Rückenübungen in deinen Tagesablauf integrieren kannst. So bist du am besten gegen Ischias-Symptome in der Schwangerschaft gerüstet.
Quellen:
Angela Heller (2015): Nach der Geburt, Wochenbett und Rückbildung, 2. Auflage, Stuttgart: Thieme.
Franz Kainer, Annette Noldfen (2018): Das große Buch zur Schwangerschaft: Umfassender Rat für jede Woche, München: Gräfe und Unzer.
Nina Ferrari et al. (2016): Körperliche Aktivität in der Schwangerschaft. Der Gynäkologe, 49(4), 232-235.
Nora Imlau, Sabine Pfützner (2018): Babybauchzeit: Geborgen durch die Schwangerschaft und die Zeit danach, Hebammenwissen für Mutter und Kind, Weinheim: Beltz.
www.frauenaerzte-im-netz.de: Kreuzschmerzen in der Schwangerschaft.