Artikelinhalt
Gen Ende der Schwangerschaft überkommt werdende Mamas oft das Bedürfnis, ihre eigenen vier Wände umzugestalten. Möbel werden gerückt, Wände gestrichen, Dekoration angebracht, Babykleidung geshoppt – und natürlich wird regelmäßig und gründlich geputzt. Immerhin soll das Zuhause im Glanz erstrahlen, damit sich Baby und Mama wohlfühlen können. Nestbautrieb nennt sich das Phänomen, das wir im Folgenden näher betrachten.
Woher kommt der Nestbautrieb?
Das Bedürfnis der werdenden Mama, ihr Zuhause vor der Geburt des Babys "aufzuhübschen" ist ein instinktives Verhalten, das womöglich durch das Gelbkörperhormon Progesteron ausgelöst wird. Bei jeder Frau ist dieser Instinkt unterschiedlich stark ausgeprägt – nicht bei allen Schwangeren dreht sich in den letzten Wochen alles ums Putzen, Sortieren oder die Babyausstattung.
Wissenschaftlich belegt ist dieses Phänomen zwar nicht, dennoch wurde es bereits in zahlreichen Untersuchungen unter die Lupe genommen. Im Fokus standen dabei tierweltliche Analogien, das sogenannte "Nesting" lässt sich auch bei Gänsen, Hasen oder anderen Vogelarten beobachten. Im Gegensatz zum "naturnahen" Nestbau von Tieren richtet sich das Verhalten von schwangeren Frauen jedoch eher an der Konsumkultur aus. Denn: Neben dem Putzen, Waschen und Aufräumen äußert sich der Nestbautrieb vor allem im Kaufen von Produkten – etwa dem Erwerb einer Babyausstattung, dem Renovieren, Dekorieren sowie Einrichten eines Babyzimmers.
Wann setzt der Nestbauinstinkt ein?
Wie äußert sich der Nestbautrieb?
In den Wochen vor der Geburt intensiviert sich das Bemühen der werdenden Mama, das Kinderzimmer einzurichten: Möbel werden gerückt, Deko gekauft und alles besonders gut geputzt. Schwangere fühlen sich rastlos, energiegeladen und voller Tatendrang. Sie möchten nun sowohl private und berufliche To-Dos abarbeiten als auch die Wohnung für den Nachwuchs auf Vordermann bringen.
Anzeichen für den Nestbautrieb:
- Kinderzimmer (neu) einrichten und dekorieren
- Babykleidung kaufen und sortieren
- Reinigung und Aufräumen aller Räume
- Generelle Ordnungsliebe
- Fenster putzen, Schränke auswischen, Backofen reinigen
- Wunsch nach Fertigstellung aller beruflichen und privaten Projekte
- Kliniktasche für die Geburt packen
Der Handlungsdrang reicht von kleineren Aufräumaktionen bis zu größeren Renovierungsarbeiten. Dabei sollte sich die künftige Mama jedoch von ihrem Partner oder ihrer Partnerin helfen lassen. Etwa, wenn das Babyzimmer in einer neuen Farbe gestrichen oder Möbel gerückt und verschoben werden sollen. Körperliche Anstrengungen wie Heben und Tragen sind im dritten Trimester der Schwangerschaft besser zu vermeiden. Auch beim Putzen ist es ratsam, auf Chemikalien zu verzichten, die im Worst Case giftig für Schwangere und Baby sein können.
Quellen:
Evolution and Human Behavior: Evidence of a Psychology for Nesting during human pregnancy, Heft 34, 2013, S. 390-397
NTM Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin: Das Nest als Umwelt. Eine historische Epistemologie des Nestbauinstinkts in der Schwangerschaft, Heft 29, 2021, S. 45-75