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Der Begriff Plazenta stammt aus dem Lateinischen: Das lateinische Wort placenta bedeutet Kuchen. Das erklärt auch die umgangssprachliche Bezeichnung als Mutterkuchen. Wie dieser mütterliche Kuchen entsteht, was er leistet und welche Plazenta-Komplikationen es gibt, haben wir dir hier zusammengestellt. Da bleibt garantiert keine Frage unbeantwortet!
Was ist die Plazenta?
Die Plazenta ist ein temporäres Organ, das sich während der Schwangerschaft an der Gebärmutterwand bildet und in erster Linie für die Versorgung des ungeborenen Kindes zuständig ist. Nach der Entbindung wird das Versorgungsorgan nicht mehr benötigt und vom Körper der Mutter als Nachgeburt abgestoßen.
Wann und wie bildet sich der Mutterkuchen?
Die Plazenta bildet sich unmittelbar nach der Einnistungaus der sogenannten Keimblase (Blastozyste). So wird das Entwicklungsstadium der befruchteten Eizelle zu diesem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft genannt. Dabei bildet die äußerste Zellschicht (Trophoblast) der Blastozyste fingerförmige Ausstülpungen – die Chorionzotten. Dann dringen die ausgestülpten Chorionzotten – die Zottenbäume – in das Gewebe der Gebärmutterschleimhaut der werdenden Mutter ein.
Die Verbindung zwischen dem Embryo und der Plazenta bildet die Nabelschnur. Im Gegensatz zu anderen Organen, die erst nach einer gewissen Entwicklungsphase ihre Funktion aufnehmen, ist die Plazenta sofort einsatzbereit. Sie versorgt den Embryo bereits von derersten Woche an, während sie konstant wächst.
Welche Plazenta-Lagen gibt es?
Die Plazenta entwickelt sich immer dort, wo sich die befruchtete Eizelle in das Gewebe der Gebärmutterwand einnistet. Das kann also praktisch überall sein. Folgende Plazenta-Lagen werden unterschieden:
- Vorderwandplazenta: Die Plazenta liegt an der Vorderseite der Gebärmutter.
- Hinterwandplazenta: Die Plazenta liegt an der Hinterwand der Gebärmutter.
- Laterale Plazenta: Die Plazenta liegt seitlich in der Gebärmutter.
- Plazenta am Fundus: Die Plazenta liegt am oberen Rand der Gebärmutter (Fundus).
- Plazenta praevia: Der Mutterkuchen sitzt weit unten in deiner Gebärmutter und bedeckt – je nach Ausprägung – deinen inneren Muttermund oder Teile davon. Eine Plazenta praevia ist eine Fehllage der Plazenta und kann durch die Blockade des Geburtskanals zu Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt führen.
Am häufigsten liegt die Plazenta im hinteren oder vorderen Teil der Gebärmutter. Laterale, also rein seitliche Plazenta-Lagen, kommen nur sehr selten vor – so wie auch die Plazenta praevia. Möglich sind auch Mischformen: So kann dein Mutterkuchen beispielsweise auch im hinteren-oberen oder im hinteren-seitlichen Bereich deiner Gebärmutter liegen. Wo genau sich deine Plazenta befindet, kannst du deinem Mutterpass entnehmen: In der Regel wird der Sitz des Mutterkuchens dort nach dem 2. großen Ultraschall vermerkt.
Lese-Tipp: Lies hier mehr zu den Themen Hinterwandplazenta und Vorderwandplazenta.
Welche Funktionen hat die Plazenta?
Die Plazenta hat zwei grundlegende Funktionen: den Stoffaustausch und die Ausschüttung von Hormonen zum Erhalt der Schwangerschaft. Außerdem schützt die Plazenta das Ungeborene vor Schadstoffen. Was das genau bedeutet, erklären wir dir hier.
Stoffaustausch
Dein Baby erhält durch die Nabelschnur über die Plazenta alle lebenswichtigen Nährstoffe, die es zum Wachsen braucht. Außerdem wird es durch das mütterliche Blut mit Sauerstoff versorgt und erhält Antikörper, die nach der Geburt für den sogenannten Nestschutz sorgen. Gleichzeitig werden über Nabelschnur und Mutterkuchen die Stoffwechselprodukte des Ungeborenen abtransportiert: Also alles, was der kleine Organismus nicht mehr braucht, aber noch nicht selbst ausscheiden kann.
Um den Fötus im Uterus zu nähren, versorgt der mütterliche Organismus nun mit Vorrang die Plazenta. Der Kreislauf der Mutter schaltet "auf Bauch" um. Die Plazenta ist jetzt das Organ, das sich die meisten Nährstoffe aus dem Blut holt. Etwa ab der 20. Schwangerschaftswoche können werdende Mütter das oft ganz schön spüren. Ihnen wird schnell schwummrig – morgens zum Beispiel, wenn sich das Baby im Bauch die ganze Nacht über alles genommen hat. Dann hilft oft ein gehaltvolles Frühstück! Und kleine Zwischenmahlzeiten sorgen dafür, dass der Kreislauf stabil bleibt.
Ausschüttung von Schwangerschaftshormonen
Damit die Schwangerschaft bestehen bleibt, sind bestimmte Hormone nötig: Östrogen, Progesteron sowie das Schwangerschaftshormon Human Chorion Gonadotropin (HCG). Die Plazenta bildet diese Hormone.
- Östrogen ist der Stoff, der superweiblich macht – unter seinem Einfluss wachsen die Brüste und es entfalten sich die Milchbläschen, die Haut wird weich unterpolstert, das Haar hat einen längeren Lebenszyklus.
- Progesteron schützt die Schwangerschaft, weil es für Ruhe in der Muskulatur des Uterus sorgt.
- HCG sorgt dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut mitsamt der befruchteten Eizelle nicht abgestoßen wird. Zudem sorgt es dafür, dass bei Jungen die Hoden in den Hodensack absteigen und die Eizellen in den Eierstöcken bei Mädchen mit der ersten Reifung beginnen.
Weil der Mutterkuchen den Spiegel von Östrogen und Progesteron um ein Vielfaches anhebt, sind Frauen nach der Entbindung wie auf Entzug – den jähen Abfall des Hormonspiegels müssen sie erst verkraften. Diese Umstellung ist für den Baby-Blues im Wochenbett verantwortlich.
Was ist die Plazentaschranke?
Von Anfang an haben die werdende Mutter und der Fötus getrennte Blutkreisläufe. Das heißt: Ihr Blut mischt sich nicht. Denn in den sehr feinen Gefäßen der zum Kind gewandten Plazentaseite verhindern drei Zellschichten den direkten Austausch. Diese Membran heißt Plazentaschranke. Sie lässt Nähr- und Sauerstoffmoleküle durchschlüpfen, hält aber viele Stoffe, die dem Fötus schaden könnten, zurück.
Allerdings ist die Plazentaschranke nur ein zuverlässiger Schutz vor Substanzen, die der Mensch schon sehr lang kennt. Bestandteile von bestimmten Medikamenten kann die Membran beispielsweise nicht aufhalten. Deshalb ist es so wichtig, bei jedem Mittel nachzufragen, ob es für Schwangere unbedenklich ist. Außerdem kann sie auch nicht verhindern, dass Nikotin und Alkohol aus dem Blut der Mutter über die Nabelschnurgefäße zum Ungeborenen gelangen.
Warum das so problematisch ist? Alles Leben will Sauerstoff. Deshalb nimmt sich das Ungeborene diesen Blutbestandteil zuallererst – seine Moleküle schlüpfen am schnellsten durch die Membran zwischen mütterlichem und kindlichem Kreislauf. Und leider reagiert der Mutterkuchen sehr empfindlich auf Nikotin: Die feinen Verästelungen werden (vorübergehend) zugeschnürt – das Kleine bekommt weniger "Luft". Deshalb ist es so gut, wenn werdende Mütter aufs Rauchen verzichten. Alles, was sie dazu bringt, tief zu atmen (Sport, Treppensteigen, ein strammer Spaziergang) ist dagegen wie ein Fitnessprogramm für das Baby. Was die falschen Drinks anrichten können, erfährst du in unserem Artikel Alkohol in der Schwangerschaft.
Welche Plazenta-Komplikationen gibt es?
Es gibt verschiedene Plazenta-Komplikationen, die in der Schwangerschaft auftreten können. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist in der Regel nicht sehr hoch und Frauenarzt oder -ärztin achten bei den Vorsorgeuntersuchungen immer auch darauf, ob mit deiner Plazenta alles in Ordnung ist. Nicht immer besteht Gefahr für dich und dein Kind, aber eine Plazenta-Komplikation kann auch zu einem Notfall werden. Hier erfährst du, welche Komplikationen möglich sind.
Placenta praevia (totalis, partialis, marginalis)
Wenn sich der Mutterkuchen im unteren Bereich der Gebärmutterbefindet und ganz oder teilweise vor dem inneren Muttermund liegt, spricht man von einer Placenta praevia (praevia bedeutet im Lateinischen "vorliegend"). Eine vorliegende Plazenta kann während Schwangerschaft und Geburt zu starken und lebensbedrohlichen Blutungen führen, weshalb häufig ein geplanter Kaiserschnitt nötig ist. Sollte bei dir zu Beginn der Schwangerschaft ein tiefsitzender Mutterkuchen diagnostiziert werden, besteht aber noch kein Grund zur Panik. Im Verlauf der Schwangerschaft dehnt sich die Gebärmutterwand aus und zieht in den meisten Fällen die Plazenta vom Muttermund weg.
- Woran bemerke ich eine Placenta praevia?
Hast du ab der 20. Schwangerschaftswoche schmerzlose und wiederkehrende Blutungen, kann das ein Zeichen für eine tief liegende Plazenta sein. Auch wenn dein Gynäkologe oder deine Gynäkologin vermutlich schon Bescheid wissen – denn die Lage der Plazenta wird bereits in der frühen Schwangerschaft überprüft – gehst du bei Blutungen am besten immer direkt zu Arzt oder Ärztin. - Kann eine Placenta praevia behandelt werden?
Bei akuten Blutungen wirst du wahrscheinlich zur Beobachtung in die Klinik eingewiesen, damit diese kontrolliert werden können. Kann die Blutung nicht gestoppt werden und sind du und dein Baby in akuter Gefahr, muss es umgehend zur Entbindung kommen.
Lese-Tipp: Hier erfährst du mehr zum Thema Plazenta praevia!
Plazentationsstörungen (Plazenta accreta, increta und percreta)
Normalerweise sorgt die Gebärmutterschleimhaut dafür, dass das Plazentagewebe nicht zu tief in die Muskelschichten der Gebärmutter eindringt. Das ist wichtig, damit der Mutterkuchen nach der Geburt komplikationslos abgestoßen werden kann. In seltenen Fällen kommt es aber vor, dass die Plazenta bis an die Gebärmuttermuskulatur heranwächst (Plazenta accreta), tief in diese einwächst (Plazenta increta) oder sogar durch sie hindurchwächst (Plazenta percreta). Durch diese Plazentationsstörungen kann sich die Nachgeburt nicht oder nur sehr schlecht lösen. Wird das zu spät erkannt, kann es zu einem starken Blutverlust kommen.
Plazentainsuffizienz
Wenn der Stoffaustausch zwischen Mutter und Ungeborenem beeinträchtigt ist, spricht man von einer Plazentainsuffizienz. Unterschieden wird zwischen einer akuten und einer chronischen Form. Bei beiden Ausprägungen kommt es zu einer Mangelversorgungmit Nährstoffen und Sauerstoff – manchmal muss dann sofort ein Notkaiserschnitt erfolgen. Was die Diagnose genau bedeutet, erfährst du in unserem Artikel zur Plazentainsuffizienz.
Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung)
Die Präeklampsie gehört zu den häufigsten Schwangerschaftskomplikationen. Dabei kommt es zu erhöhtem Blutdruck und vermehrter Eiweißausscheidung. Aus der sogenannten Schwangerschaftsvergiftung können sich eine gefährliche Eklampsie mit Krampfanfällen oder das HELLP-Syndrom entwickeln. Die Ursache war lange komplett unbekannt, nun wurde herausgefunden das ein gestörter Plazentaaufbau die Komplikation verursachen kann.
Vorzeitige Plazentaablösung (Abruptio plazentae, Ablatio plazentae)
Bei einer vorzeitigen Plazentalösung löst sich der Mutterkuchen teilweise oder komplett von der Gebärmutter ab, bevor das Kind geboren wurde. Die Plazentalösung kann zu einem massiven Blutverlust führen und das Leben von Mutter und Kind gefährden. In der Regel wird bei einer vorzeitigen Plazentalösung baldigst die Geburt angestrebt. Lies hier mehr zur vorzeitigen Plazentaablösung.
Verkalkte Plazenta
Verkalkungen in der Plazenta kommen bei fast allen Schwangerschaften vor und sind die Alterungsanzeichen des Organs. Strenggenommen handelt es sich hierbei also um keine richtige Komplikation.Stimmt die Durchblutung der Plazenta nicht, verkalkt sie allerdings schneller und durchlebt einen schnelleren Alterungsprozess. Es werden verschiedene Verkalkungsgrade (Grannum) unterschieden:
- Grannum 1: Eine leicht verkalkte Plazenta, wie sie oft im Verlauf der Schwangerschaft eintritt. Wenn das CTG unauffällig ist, besteht bei diesem Verkalkungsgrad kein Grund zur Sorge.
- Grannum 2: Hier liegt ein mittelstark verkalkter Mutterkuchen vor. In den letzten Wochen der Schwangerschaft ist dieser Verkalkungsgrad nicht besorgniserregend.
- Grannum 3: Durch eine starke Verkalkung können Kalkherde an der Plazenta entstehen, die die Versorgung des Ungeborenen gefährden. In manchen Fällen wird das Baby bei einem Grannum 3 dann vorzeitig geholt, um keine Unterversorgung zu riskieren. Rauchen erhöht das Risiko einer vorzeitigen Verkalkung.
Lese-Tipp: Hier erfährst du mehr zum Thema verkalkte Plazenta!
Was passiert bei der Geburt mit der Plazenta?
Ist das Baby geboren, trennt sich die Plazenta in der Regel schnell von der Gebärmutterschleimhaut: Meistens kommt es bereits 10 bis 20 Minuten nach der Geburt des Kindeszur Abstoßung und Mutterkuchen, Eihäute und Nabelschnur kommen als Nachgeburt zur Welt. Das scheibenförmige Organ hat nun einen Durchmesser von etwa 15 bis 20 Zentimetern und wiegt ungefähr 500 Gramm. Verliert die Frau zu viel Blut oder überschreitet dauert die Abstoßung länger als 30 Minuten, wird von ärztlicher Seite nachgeholfen.
Ist die Nachgeburt draußen, wird sie von Hebammen und Ärzt:innen genau untersucht. Neben der Plazenta gehören ebenfalls die Eihäute und der Nabelschnurrest zur Nachgeburt. Insbesondere die Plazenta wird auf ihre Vollständigkeit untersucht, denn schon kleine Reste, die im Uterus zurückbleiben, können zu Komplikationen führen – etwa eine Entzündung des Uterus oder dem sogenannten Kindbettfieber. Eine Ultraschalluntersuchung klärt zuverlässig, ob sich noch durchblutetes Mutterkuchengewebe im Uterus befindet.
Lese-Tipp: Hast du schonmal von der sogenannten Lotusgeburt gehört? Dabei bleibt die Plazenta über die Nabelschnur noch eine Weile mit dem Neugeborenen verbunden. Lies hier nach, was die Lotusgeburt bringen soll.
Darf ich meinen Mutterkuchen mit nach Hause nehmen?
Ja, natürlich. Es ist dein Mutterkuchen. Er gehört dir. Eigentlich ist es sogar so, dass du im Krankenhaus gefragt werden musst, ob die Plazenta weggeworfen werden soll oder ob du sie mitnehmen möchtest. Passiert in der Praxis leider nicht immer. Daher ist es gut, wenn du schon vor der Geburt überlegst, was mit der Plazenta passieren soll. So kannst du beispielsweise gleich ein Gefäß mit Namen im Krankenhaus der Kreißsaal-Hebamme überreichen. Was du dann damit anstellen möchtest, bleibt dir überlassen. Viele vergraben den Mutterkuchen und pflanzen ein Bäumchen darauf.
Kann man die Plazenta essen?
Manche Frauen wollen den eigenen Mutterkuchen nach der Geburt essen, um die mutmaßlichen Heilkräfte des Organs für sich zu nutzen. Der Fachbegriff dafür lautet Plazentophagie. Hebammen gehen schon seit Jahrhunderten davon aus, dass der Verzehr roher Plazenten (etwa püriert in einem Smoothie) die Wöchnerin schneller wieder zu Kräften kommen lässt. Sie haben beobachtet, dass sich die Frauen durch die vielen Hormone, Spurenelemente und Vitamine, die der Mutterkuchen roh enthält, schneller von der Geburt erholen. Außerdem sollen sie seltener Wochenbettdepressionen bekommen und auch erfolgreicher stillen können. Auch aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist diese Anwendung bekannt.
Der Verzehr kann auf unterschiedliche Weise geschehen: Manche Frauen nehmen ein kleines Stück der Plazenta nach der Geburt zu sich; möglich ist auch die Einnahme der Plazenta in Form von Kapseln. Vor allem in den USA und in Großbritannien ist diese Variante populär. Getrocknetes, dann pulverisiertes Gewebe von Plazenten wird in Leerkapseln abgefüllt und kann dann so von der Mutter über die Stillzeit hinweg eingenommen werden. Aus diesem Pulver kann man dann auch das sogenannte Mutterfett(eine Art Plazentabutter) herstellen, welches bei wunden Brustwarzen oder rotem Babypopos besonders gut helfen soll.
Hat der Mutterkuchen wirklich Heilkräfte?
Aus der Tierwelt weiß man: Alle Säugetiere essen ihre Plazenten, mit nur sehr wenigen Ausnahmen. Daher hat man die Plazentophagie bei Tieren gut erforscht und weiß, dass die körpereigene Schmerzstillung nach Plazentaeinnahme verstärkt wird. Bei einer Art von Wildschweinen, den Pekaris, löst das Fressen der Plazenta sogar das Stillen aus. Der Nutzen des menschlichen Plazenta-Verzehrs wurde bis heute allerdings nur in wenigen klinischen Studien überprüft. Und obwohl sich sehr viele Frauen mehr wissenschaftliche Untersuchungen zur Plazenta als Heilmittel wünschen, ist die Plazentophagie nur selten Gegenstand der modernen Forschung.
Dr. Sophia K. Johnson, Mitarbeiterin am Plazenta-Labor der Uniklinik Jena, kommt in ihrer Studie jedoch zu dem Schluss, dass die Einnahme roher oder dehydrierter Plazenta die postpartale Genesung, Laktation, Gemütslage und Rückbildung beeinflussen könnte. Ihr Fazit: „Stillprobleme, depressive Verstimmungen und Blutarmut sind häufige Probleme im Wochenbett – vielleicht können Plazentaheilmittel tatsächlich eine Alternative zu herkömmlichen Medikamenten sein.“
Das Risiko, möglicherweise in der Plazenta enthaltene Giftstoffe – wie Blei, Arsen, Quecksilber, Cadmium oder pathogene Keime aufzunehmen – ist vorhanden, aber als sehr gering einzuschätzen. Eine große Datenanalyse von über 23.000 Geburten aus den USA zeigt, dass die Einnahme von Plazentakapseln kein Risiko für das Kind darstellt. Aber: Mütter, die Teile ihrer Plazenta einnehmen möchten, sollten auf Medikamente und Drogen in der Schwangerschaft verzichten. Bei gesunden, reifen Neugeborenen von gesunden Müttern ist das Risiko von Plazentophagie zum aktuellen Forschungsstand gering. Weitere Forschungsarbeiten sind aber nötig, zum Beispiel zu den Themen Umweltgifte, Mikroplastik und Feinstaub in Plazenta.
Lese-Tipp: Du möchtest mehr zur Plazentophagie wissen? Das lies hier alles zum Thema Plazenta essen nach!
Quellen:
- Johnson, Sophia K., Pastuschek, Jana, Rödel, Jürgen et al.: Placenta – Worth Trying? Human Maternal Placentophagy: Possible Benefit and Potential Risks Geburtshilfe Frauenheilkunde 2018; 78: 846–852, PDF abgerufen 17.03.2023
- PZ Pharmazeutische Zeitung: Plazenta: Das unerforschte Organ, 06.07.2019
- Siegenthaler, Walter et al.: Plazenta, Klinische Pathophysiologie (2006), PDF-Download 17.03.2023