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Manche werdenden Eltern wollen so früh wie möglich erfahren: Bekommen wir einen Jungen oder ein Mädchen? Mit der Ramzi-Methode soll diese Frage schon ab der 5. Schwangerschaftswoche beantwortet werden können. Dabei hat sich dein Baby zu diesem Zeitpunkt gerade erst in deiner Gebärmutter eingenistet und ist ungefähr so groß wie ein Orangenkern – also etwa 2 mm. Lässt sich da wirklich schon erkennen, welches Geschlecht der Embryo hat? Laut der Ramzi Methode schon. Hier erfährst du, wie das funktionieren soll.
Was ist die Ramzi-Methode?
Die Ramzi-Methode – benannt nach ihrem Begründer Saad Ramzi Ismail – besagt, dass sich das Geschlecht eines Embryos zwischen der 5. und 8. Schwangerschaftswoche anhand der Position des Nabelschnuransatzes voraussagen lasse. Befindet sich der Ansatz der Nabelschnur auf der rechten Uterus-Seite, soll es sich um einen Jungen handeln. Entstehen Nabelschnur und Plazenta auf der linken Seite, bekommst du laut der Ramzi-Methode ein Mädchen.
Erkennen lässt sich das laut Ramzi folgendermaßen: Der Gynäkologe oder die Gynäkologin sucht mittels einer speziellen Ultraschalluntersuchung – der sogenannte Dopplersonografie – nach den Chorionzotten am Dottersack. Die Chorionzotten sind kleine Ausbuchtungen in der Fruchthülle des frühen Embryos und bilden im weiteren Verlauf der Schwangerschaft Plazenta und Nabelschnur mit aus. Hier lässt sich also im Ultraschall gut erkennen, auf welcher Seite die Nabelschnur angelegt wird.
Laut Ramzi besteht ein Zusammenhang zwischen der Lage von Nabelschnur und Plazenta sowie Geschlecht des Fötus: In einer selbst durchgeführten Studie untersuchte er über zehn Jahre mehr als 5.000 Schwangere auf diese Art via Ultraschall. Sein Ergebnis: 97,2 Prozent der männlichen Föten hatten den Nabelschnuransatz auf der rechten, 97,5 Prozent der weiblichen auf der linken Seite.
Funktioniert die Ramzi-Methode wirklich?
Um es direkt vorwegzunehmen: Nein, die Ramzi-Methode kann das Geschlecht deines Babys nicht sicher und zuverlässig voraussagen. Die Theorie ist wissenschaftlich nicht anerkannt, wurde nie in einem medizinischen Fachmagazin publiziert und konnte in keiner Folgestudie bestätigt werden. Eine australische Studie kam viel mehr zu einem gegenteiligen Schluss: Laut den Forscher:innen lässt der Nabelschnuransatz oder die Position der Plazenta keinen sicheren Rückschluss auf das Geschlecht zu.
Im Gegensatz zum nicht-invasiven Pränataltest (NIPT), der anhand von Chromosomen-Merkmalen im mütterlichen Blut schon sehr früh in der Schwangerschaft – etwa ab der 10. SSW – das Babygeschlecht feststellen kann, gehört die Ramzi Methode ebenso wie die Nub-Theorie ins Reich der Schwangerschaftsmythen. Der Bluttest dient aber nicht primär der Bestimmung des Geschlechts, sondern dem frühen Erkennen von genetischen Defekten des Babys.
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Ethische Bedenken
Auch wenn die Geschlechtsbestimmung mittels eines nicht-invasiven Pränataltests schon frühzeitig möglich ist: Die Ärzte und Ärztinnen werden dir das Geschlecht dennoch nicht vor der 14. Schwangerschaftswoche (12. SSW nach Befruchtung) verraten. Das ist in Deutschland gesetzlich vorgegeben und dient dem Schutz des ungeborenen Lebens. Denn leider werden weltweit noch immer viele weibliche Föten abgetrieben.
Also: Selbst, wenn die Ramzi-Methode zuverlässig wäre, würdest du von deinem Arzt oder deiner Ärztin in der 5. Schwangerschaftswoche noch keine Aussage über das Geschlecht deines Babys erhalten.
So kannst du die Methode anwenden
Auch wenn die Ramzi-Methode zur Geschlechtsbestimmung unzuverlässig ist, kannst du dir natürlich trotzdem einen Spaß draus machen und dein Ultraschallbild nach dem Nabelschnuransatz absuchen. Allerdings ist es eher unwahrscheinlich, dass dein behandelnder Arzt beziehungsweise deine behandelnde Ärztin zu einem so frühen Stadium der Schwangerschaft grundlos eine Sonografie mittels Doppler durchführen wird. Du kannst aber trotzdem ein bisschen Rätselraten:
- Erkennst du auf deinem Ultraschallbild rechts neben der Fruchtblase einen hellen Fleck, könnte das der Nabelschnuransatz sein – demnach würdest du laut Ramzi einen Jungen bekommen.
- Erkennst du auf dem Ultraschallbild den hellen Fleck eher links von der Fruchthöhle, so bekommst du laut Ramzi wahrscheinlich ein Mädchen.
Achtung: Je nach Art des Ultraschalls ist das Bild spiegelverkehrt. Ist das Ultraschallbild aus einem vaginalen Ultraschall entstanden, gilt: rechts = Junge, links = Mädchen. Wurde hingegen ein Ultraschall durch die Bauchdecke vorgenommen, musst du es genau andersherum betrachten. Allerdings finden Ultraschalluntersuchungen in der Frühschwangerschaft meistens vaginal statt.
Ob du mit deinem Ergebnis der Ramzi-Methode richtig lagst, wirst du dann in der Regel spätestens nach der zweiten großen Ultraschalluntersuchung (zwischen der 19. und 22. SSW) erfahren: Die Ärzt:innen können zu diesem Zeitpunkt im Ultraschall schon sehr deutlich erkennen, ob es sich um ein Mädchen oder einen Jungen handelt und werden dir – sofern freie Sicht auf die Genitalien besteht und du es wünschst –das Geschlecht deines Kindes mitteilen.
Lese-Tipp: Ab wann lässt sich das Geschlecht erkennen? Hier erfährst du Genaueres!
Quellen:
- Gesetze im Internet: Gendiagnostikgesetz, zuletzt aufgerufen am 01.11.2022.