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Tattoos sind ungebrochen populär. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung von 2018, der zufolge inzwischen jede:r achte Deutsche:r tätowiert ist. Und nicht nur das: Rund 90 Prozent der Tätowierten halten Tattoos für gesundheitlich unbedenklich – obwohl viele der verwendeten Mittel noch gar nicht richtig erforscht sind. Aber das ist nicht der einzige Punkt, der für Schwangere mit dem Wunsch nach neuer Körperkunst eine Rolle spielt.
Tattoo in der Schwangerschaft: Was sind die möglichen Risiken?
Das größte Risiko geht von verunreinigten Tätowier-Nadeln aus, denn sie können im schlimmsten Fall gefährliche Infektionskrankheiten wie HIV oder Hepatitis B und C übertragen. In der Schwangerschaft sind diese Krankheiten doppelt risikoreich, denn sie können unter Umständen während der Geburt an das Baby weitergeben werden.
Auch normalerweise weniger schwerwiegende Infektionen, die nach einer neuen Tätowierung auftreten können, sind für Schwangere problematischer als für andere Tätowierte. Denn in solchen Fällen ist meist eine Behandlung mit Antibiotika notwendig, die während einer Schwangerschaft aber nach Möglichkeit vermieden werden sollten.
Anzeichen einer Infektion sind:
- Fieber,
- Schüttelfrost,
- austretender Eiter,
- wunde Stellen
- und / oder harte, gewölbte Haut im Bereich des Tattoos.
Allergische Reaktionen auf die verwendeten Tätowiermittel sind ein weiteres Risiko. Schwarz ist da eher unproblematisch, während bunte Farben und vor allem Rot häufiger eine sogenannte Kontaktsensibilität auslösen. Falls eine Schwangere auf einen Farbstoff allergisch reagiert, wird meist eine Behandlung mit Antibiotika oder Cortison notwendig, was wie oben erwähnt eigentlich vermieden werden sollte.
Auch nicht zu unterschätzen sind die Schmerzen, die mit dem Stechen eines Tattoos einhergehen. Abhängig von der ausgewählten Stelle kann der Vorgang mehr als nur unangenehm sein. Und nicht nur für die werdende Mama. Auch das heranwachsende Baby reagiert gestresst auf die Schmerzen seiner Mutter. Und ist der Stress einer Tätowierung während der Schwangerschaft wirklich notwendig? Wohl eher nicht.
Noch ein Grund, während der Schwangerschaft auf neue Tattoos zu verzichten
Die Haut dehnt sich während deiner Schwangerschaft aus. Abhängig von der Stelle, an der du tätowiert bist, kann sich das Design verziehen. Auch nach der Geburt und während der Rückbildung ist die Haut an bestimmten Körperstellen oft weniger straff als zuvor – was wiederum dein Tattoo anders wirken lässt. Gerade Tätowierungen auf Bauch oder Hüfte können beispielsweise von Dehnungsstreifen betroffen sein.
Steißbein-Tattoo: Keine Chance auf eine PDA?
Doch, normalerweise ist das kein Problem. Solange dein Steißbein-Tattoo komplett verheilt ist und keine Anzeichen einer Infektion aufweist (siehe oben).
Laut der Mayo Klinik in den USA probieren die meisten Anästhesisten im Fall, dass eine Gebärende eine PDA möchte und gleichzeitig ein Steißbein-Tattoo hat, eine Stelle zu finden, die nicht vom Tattoo bedeckt ist. Falls das nicht möglich ist, wäre es gängige Praxis, die Stelle mit einer Nadel zu perforieren und dann die Spritze zu setzen. Grund sei, dass so verhindert werden soll, dass Farbpigmente des Tattoos in der Spritze hängen bleiben oder in tiefere Hautschichten transportiert werden.
Fazit: Aufgrund der mit einer Tätowierung verbundenen Risiken lehnen die meisten Tattoo-Studios das Tätowieren von Schwangeren ab. Wer ein neues Tattoo plant, sollte am besten bis nach der Stillzeit warten. Bis dahin ist die Haut dann auch wieder straffer und das gewünschte Design kommt besser zur Geltung.
Quellen:
- Yvonne Butler Tobah, M.D.: Could a lower back tattoo keep me from having an epidural during labor? Mayo Clinic, Stand: 18.08.2020.
- Nicolas Kluger, Jean-Christian Sleth: Tattoo and epidural analgesia: Rise and fall of a myth. La Presse Médicale, 05.08.2020.
- Tattoos im Trend - Die Hälfte der Deutschen hält Tätowiermittel für sicher. Bundesinstitut für Risikobewertung, 19.11.2018.
- Rania A. Tohme, Scott D. Holmberg: Transmission of Hepatitis C Virus Infection Through Tattooing and Piercing: A Critical Review. Clinical Infectious Diseases, 30.01.2012.
- Marc Tunzi, M.D., Gary R. Gray, D.O.: Common Skin Conditions During Pregnancy. American Family Physician, 15.01.2007.