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Ultraschall in der Schwangerschaft Wann und wie häufig Schwangeren eine Sonografie-Untersuchung zusteht

Ultraschall Schwangerschaft in der Praxis
© Chris Ryan / iStock
Ultraschalluntersuchungen sind heute auch in 3D und 4D, also Video, möglich. Das erleichtert die medizinischen Vorsorge, verbessert die Diagnostik. Doch dabei gilt auch: So oft wie nötig und so wenig wie möglich. Was das für dich konkret bedeutet. 

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Da wächst ein kleiner Mensch in dir, aber du kannst ihn nicht sehen. Und auch bis du ihn spüren kannst, musst du dich bis zur 20. Schwangerschaftswoche gedulden. Kein Wunder, dass ihr die erste Ultraschalluntersuchung mit großer Spannung erwartet. Zum ersten Mal dürft ihr einen Blick auf euer ungeborenes Baby werfen. Sehen, dass es ihm gutgeht, beobachten, wie es sich bewegt und vielleicht sogar am Daumen lutscht. Aber welche und wie viele Ultraschalluntersuchungen gibt es eigentlich bis zur Geburt? Wer zahlt sie, wann ist es sinnvoll, mehr Termine wahrzunehmen, als die gesetzliche Vorsorge empfiehlt? Wir haben die wichtigsten Informationen für dich zusammengestellt.

Wie viele Ultraschalluntersuchungen sind in der Schwangerschaftsvorsorge vorgesehen?

Wenn du nicht als Risikoschwangere eingestuft wurdest und auch sonst alles unauffällig ist, reichen die drei von den Kassen getragenen Basis-Ultraschalluntersuchungen vollkommen aus.

Erster Ultraschall 

Wann: 9. bis 12. Schwangerschaftswoche

Der Herzschlag ist nun schon zu erkennen. Anhand der augenblicklichen Größe des Embryos errechnet deine Ärztin oder dein dein Arzt das Alter und den voraussichtlichen Geburtstermin. Auch eine Mehrlingsschwangerschaft lässt sich bereits bei der ersten Sonografie feststellen.  

Zweiter Ultraschall 

Wann: 19. bis 22. Schwangerschaftswoche

Bei der zweiten Ultraschalluntersuchung werden erneut der Kopfdurchmesser, Brustumfang und die Länge (Scheitel-Steiß-Länge) deines Babys gemessen. So lässt sich das Entwicklungsalter feststellen und der Geburtstermin kann konkretisiert werden. Auch die Organe, der Sitz des Mutterkuchens und die Fruchtwassermenge werden untersucht. Wenn ihr es wissen möchtet, kann euch die Gynäkologin oder der Gynäkologe nun auch verraten, ob ihr einen Jungen oder ein Mädchen bekommt.

Ob du eingehendere Untersuchungen über diesen Basisultraschall hinaus möchtest (hier unser Artikel zum Thema Feindiagnostik), kannst du jetzt entscheiden. Denn hier verläuft die Grenze zur pränatalen Diagnostik. Ein erweiterter Ultraschall kann nämlich bereits beim zweiten Screening auf mögliche Fehlentwicklungen und genetische Störungen wie dem Down-Syndrom hinweisen. Als Eltern solltet ihr euch vorher möglichst klar sein, wir ihr mit solchen Nachrichten umgehen würdet.

Dritter Ultraschall

Wann: 29. bis 32. Schwangerschaftswoche

Euer Kind wird wieder vermessen, die Funktion seiner Organe beurteilt und sein ungefähres Geburtsgewicht geschätzt. Auch der Sitz der Plazenta wird erneut überprüft, da sich dieser während der Schwangerschaft verändern kann. Liegt das Kind jetzt – wie die meisten Babys im dritten Trimester – mit dem Kopf nach unten und ist es nicht zu schwer, ist eine spontane Geburt möglich.

Ultraschall-Untersuchungen

Welche Arten von Ultraschall gibt es?

Ob 2D, 3D oder 4D – die Technik ist immer die gleiche. Vom Ultraschallkopf werden Schallwellen abgegeben, die vom Körpergewebe als Echo zurückgeworfen und in Bilder umgesetzt werden. Überall dort, wo sich die Gewebeschicht ändert, wird der Schall reflektiert. Etwa zwischen der Gebärmutterwand und dem Fruchtwasser. Oder zwischen Knochen und dem Muskelgewebe des Ungeborenen. Das Ultraschallbild, das auf dem Monitor sichtbar wird, ist wie ein Querschnitt durch den Körper.

  1. 2D-Ultraschall – die Fläche: Beim normalen 2D-Ultraschall entsteht ein flaches Bild. Je nachdem, wie vorteilhaft dein Baby bei der Untersuchung lag, kannst du dir das kleine Wesen auf dem Ausdruck mehr oder weniger gut vorstellen. Auch mit modernen 2D-Geräten kann dein Arzt winzige Feinheiten erkennen. Zum Beispiel die Breite des Nasenrückens oder die Blutgefäße des Gehirns.
  2. 3D-Ultraschall – die Tiefe: Die 3D-Technik verleiht dem Ultraschallbild Tiefe. Für eine noch feinere Diagnostik ist es oft hilfreich, wenn das Kind von allen Seiten angeschaut werden kann. Außerdem kann der Frauenarzt vom Ultraschallgerät alles wegrechnen lassen, was die Sicht verdeckt. Etwa eine herumschwimmende Nabelschnur. Am besten gelingen 3D-Aufnahmen zwischen der 20. und der 30. SSW. Näheres erfährst du in diesem Artikel: 3D-Ultraschall.
  3. 4D-Ultraschall – die Bewegung: Die Dimension Zeit macht aus den 3D-Bildern das „Babyfernsehen“ in 4D. Etwa fünf- bis siebenmal pro Sekunde wird ein plastisches Bild aufgenommen. Die Bewegungen eures Babys werden zum Film.
  4. (Farb)doppler-Ultraschall: Mit dieser Methode wird der Blutfluss im Körper des Ungeborenen vermessen. Mediziner:innen können dabei feststellen, ob alle Organe gut versorgt sind, ob das Kind über die Nabelschnur ausreichend ernährt und ob das Gehirn gut mit Blut versorgt wird. Die Messung der Blutflussmuster ermöglicht auch eine Risikoeinschätzung für eine Präeklampsie (früher auch Schwangerschaftsvergiftung genannt).

Wann sind zusätzliche Ultraschalltermine sinnvoll?

Im Normalfall sind drei Ultraschalluntersuchungen in deiner Schwangerschaft ausreichend. Für zusätzliche Untersuchungen, für die mitunter auch die 3D- oder 4D-Technik eingesetzt wird, gibt es nur einen entscheidenden Grund: Deine Ärztin oder dein Arzt empfiehlt sie dir, weil sie:er den Verdacht hat, dass sich dein Baby nicht normal entwickelt oder du als Risikoschwangere eingestuft bist. Also weitere Schall-Termine medizinisch begründet sind.

Du möchtest mehr über das Thema wissen? Lies hier die Einzelheiten zu Vorsorgeuntersuchung in der SchwangerschaftErsttrimester-ScreeningIGeL für Schwangere.

Dem ungeborenen Kind einfach mal über 4D-Ultraschall hallo zu sagen, wurde als Baby-TV, Baby-Fernsehen, Baby-Kino oder Baby-Watching zu einem lukrativen Trend. Auf dem freien Markt etablierten sich eine Reihe von Anbietern, die diese Dienstleistung zum Teil auch von nicht-medizinisch ausgebildeten Personal durchführen ließen. Zum Teil konnten die werdenden Eltern dazu sogar die künftigen Großeltern und Freunde zu einer Fötus-Party einladen. Aber auch viele Gynäkolog:innen boten Babyfernsehen außerhalb der Vorsorge als IGeL-Leistung an. Dieses Angebot wurde mittlerweile aufgrund einer aktualisierten Strahlenschutzverordnung verboten. Denn: Eine Diagnostik findet dabei nicht statt. Deshalb sind Ultraschallanwendungen bei Schwangeren, die medizinisch nicht notwendig sind, zum Schutz des ungeborenen Kindes nicht mehr erlaubt.

Das klingt so, als ob Ultraschall-Untersuchungen gefährlich sein könnten. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) widerspricht dieser Einschätzung vehement. „Trotz jahrzehntelanger intensivster Forschungsarbeit gibt es nach wie vor keine Studienergebnisse, die darauf hindeuten, dass Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft irgendeine Gesundheitsbelastung für das ungeborene Kind darstellen“, betont der Berliner Pränatalmediziner Dr. Kai-Sven Heling von der DEGUM. Der Facharzt bedauert, dass durch die Berichterstattung die 3D-Ultraschalltechnik insgesamt in die Kritik geraten sei. „Man kann zwar dem sogenannten „Baby-Fernsehen“ zu kommerziellen Zwecken kritisch gegenüberstehen, da – unter anderem aufgrund von oft wenig qualifizierten Anwendern – sehr wohl die reale Gefahr besteht, tatsächliche Probleme des Feten nicht zu erkennen“, so Heling. „Doch die Anwendung des Ultraschalls zu diagnostischen Zwecken befürworten wir uneingeschränkt.“

Was kostet das Schallen?

Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen die üblichen drei Ultraschalluntersuchungen in 2D. Sie finden nach den Mutterschaftsrichtlinien zwischen der 9. und 12., der 19. und 22. und der 29. und 32. Schwangerschaftswoche statt. Werden im Zuge der Vorsorgetermine Auffälligkeiten festgestellt, übernehmen sie auch die Kosten für weitere Untersuchungen –auch in 3D oder 4D, wenn das für sinnvoll und notwendig erachtet wird. 

Was kann ich von einer Ultraschalluntersuchung zu Hause zeigen?

Zum Ultraschalltermin gehst du in der Regel allein oder mit deine:r Partner:in. Eure Eltern und die besten Freundinnen und Freunde wollen aber vielleicht alle schon vor der Geburt wissen, wie es aussieht, euer Baby. Damit ihr etwas zum Vorzeigen und als erstes Bild im Baby-Album habt, werden euch die meisten Frauenärzte einen Ausdruck des 2D- oder 3D-Bildes mit nach Hause geben. 

Tipp: Ihr könnt auch nachfragen, ob ihr den Bildschirm abfilmen dürft.

Zwei Meinungen: Ein Pränataldiagnostiker und eine Hebamme zum Ultraschall in der Schwangerschaft

Privatdozent Dr. Kai-Sven Heling arbeitet als Gynäkologe in einer Gemeinschaftspraxis für Pränataldiagnostik in Berlin:

Ultraschall hilft, früh eine Bindung zum Ungeborenen aufzubauen!

"Wovon reden Hebammen eigentlich, wenn sie das viel zitierte 'Bauchgefühl' beschwören? Ich sage es ganz ehrlich: Dieses 'Bauchgefühl' gab es nie und wird es auch nie geben. Gerade zu Beginn einer Schwangerschaft haben Frauen für ihre Schwangerschaft keinerlei verlässliche Anhaltspunkte außer dem Ausbleiben der Regel. Bis zur 20. Woche spüren sie keine Kindsbewegungen, und die Mehrheit beschäftigt sich mit der ständigen Sorge "Lebt es noch?". Die Angst vor einer Fehlgeburt ist groß, und die Frauen sind erleichtert und überglücklich, wenn sie alle paar Wochen einen Monitor sehen, auf dem das Herzchen noch schlägt.

Noch vor 30 Jahren lebten werdende Eltern in einer großen Blase der Ungewissheit. Man wartete, und wartete, und wartete ... Bis man, wenn man Glück hatte, irgendwann die ersten Kindsbewegungen spürte. Heute kann man die Frauen viel früher beruhigen, und das halte ich für eine wesentliche Errungenschaft der modernen Medizin. Das hat mit 'Babyfernsehen' erst mal gar nichts zu tun! Wenn man einer Schwangeren ihre größte Sorge nehmen kann, halte ich die Sonografie auch aus ärztlicher Sicht für durchaus gerechtfertigt.

Ich bin mir auch sicher, dass der Ultraschall dabei hilft, früh Kontakt zum Ungeborenen aufzubauen und damit eine feste Bindung schon während der Schwangerschaft zu fördern. Gerade für uns Männer ist es anfangs doch unvorstellbar, dass da im Bauch der Partnerin ein Kind, unser Kind, heranwächst. Frühestens in der 25. Woche spürt man die Kindsbewegungen von außen – da ist die Schwangerschaft schon fast wieder vorbei!

Mit einem Ultraschall wird dieses unbegreifliche Geschehen ganz real. Zunächst durch einen winzigen flimmernden Punkt, später durch gestochen scharfe 3-D-Aufnahmen, die das Baby ab der 28. Woche eigentlich schon so zeigen, wie es später auf die Welt kommen wird. Man kann erkennen, wie die Nase aussieht, der Mund, die Augen. Man beobachtet, wie es am Daumen nuckelt oder mit der Nabelschnur spielt. Da wird einem ganz warm ums Herz, und man begreift plötzlich: Hoppla, das ist ja ein richtiger Mensch!

Natürlich darf man bei all dem nicht vergessen, dass der Ultraschall ein medizinisches Diagnoseverfahren ist, das nicht als Baby-TV missbraucht werden darf. Wenn eine Schwangere ihr vierjähriges Kind mit zur Feindiagnostik bringt, weil es auch 'unbedingt mal das Geschwisterchen sehen will', merke auch ich, dass wir in eine Schieflage geraten sind. Schließlich besteht immer auch die Möglichkeit, dass wir schwere Fehlbildungen feststellen. Viele werdende Eltern machen sich das nicht bewusst genug. Und Geschwisterkinder haben bei dieser Untersuchung natürlich überhaupt nichts verloren!"

Barbara Kosfeld ist Hebamme und Expertin im Bereich "Traditionelle Hebammenkunst":

Meist bringt der Ultraschall mehr Aufregung als Sicherheit!

"Abgesehen davon, dass noch nicht geklärt ist, welchen Schaden die Schallenergie beim Ungeborenen anrichten kann, frage ich mich: Was macht das mit uns Frauen? Es stimmt einfach nicht, dass eine Schwangere sich besser und sicherer fühlt, wenn sie häufig geschallt wird. Für den Moment ist sie vielleicht erleichtert ('Ein Glück, das Herzchen schlägt noch!'), aber dann kommen sofort wieder die Zweifel: 'Was hat der Arzt da gesagt? Das Baby ist zu klein? Es hat sich kaum bewegt? Es war ein Schatten am Kopf zu sehen?' ... Meist bringt der Blick in den Bauch mehr Unruhe und Aufregung als Sicherheit.

Letztlich führt die ganze Schallerei nur dazu, dass wir unser Bauchgefühl nicht entwickeln können. Die psychische Abhängigkeit von der ärztlichen Beurteilung, die Sorge, dass etwas sein könnte, die Unfähigkeit, guter Hoffnung zu sein – steckt eine Schwangerschaft so voller Vorbehalte, kann sich das unmöglich positiv auf die Bindung auswirken! Wie soll man denn einen guten inneren Kontakt zum Baby herstellen, wenn man nicht lernt, sich auf sich selbst und sein Gefühl zu verlassen?

Und noch eine weitere Dimension der Schwangerschaft geht durchs Babyfernsehen verloren: das Mystische, Magische, Spirituelle. Eine Schwangerschaft ist eine ganz besondere Zeit, und sie bekommt ihren Zauber nicht zuletzt dadurch, dass da ein kleiner Mensch im Verborgenen heranwächst, ganz intim, im Bauch der Mutter. Wie wird er sein? Wie wird er aussehen? Das unbekannte Wesen bietet jede Menge Raum für Fantasie und Projektion. Ein skurril, ja fast grotesk anmutendes 3D-Bild vom Fötus lässt dafür keinerlei Spielraum mehr.

Ich rate jeder Schwangeren, sich von Anfang an eine Hebamme für die Vorsorge zu suchen. Die werdende Mutter wird feststellen: Ihre Schwangerschaft kann eine Zeit voller Vorfreude und guter Hoffnung sein – ganz ohne Babyfernsehen!"

Quellen:

ELTERN

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